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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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gewesen wäre, wusste, dass ihre Mutter Kitty in den Wahnsinn trieb.
    »Ich glaube wirklich nicht, dass das notwendig ist.«
    »Aber, Liebling«, beharrte ihre Mutter, »für dich allein wäre die Strapaze doch ziemlich groß. Alte Menschen können so schwierig sein!«
    Perdita kannte die Vorstellung ihrer Mutter in Bezug auf »alte Menschen« und schätzte es gar nicht, dass sie Kitty in die gleiche Schublade steckte. »Ehrlich, Mum, ich schaffe das schon. Kitty und ich kommen sehr gut miteinander aus, das weißt du. Wir werden keine Probleme haben. Du brauchst nicht Hals über Kopf rüberzukommen.«
    »Nun, wir wollten eigentlich noch einmal in den Anden klettern gehen, aber ...«
    »Dann geht ihr mal schön klettern. Ich schaffe das hier allein. Mir wäre es lieber, ihr würdet erst kommen, wenn ich mit meinem Latein am Ende bin.«
    »Also, wenn du dir sicher bist ... Ich bin persönlich nie so gut mit Kitty zurechtgekommen wie du. Aber, Schätzchen, sie könnte sich jetzt in eine tüddelige alte Dame verwandeln. Du musst mir versprechen, es mir zu sagen, wenn sie schwierig wird, dann finden wir ein schönes Heim für sie.«
    Perdita brachte es gerade noch fertig, nicht zu erwidern, dass Kitty ein schönes Heim hatte und eben dort bleiben würde, solange sie und Perdita noch Atem in sich hatten. »Wir hoffen, dass es dazu nicht kommen wird«, erklärte sie stattdessen.
    »Und Kitty erzählte mir, dass Lucas Gillespie in der Gegend ist. Ich hoffe doch, dass das für dich nicht sehr peinlich ist.«
    »Nein, gar nicht.« Lucas war in der Küche, konnte das Gespräch daher also nicht mit anhören. »Im Gegenteil, er hat mir bei Kitty sehr geholfen.«
    »Ja, das schrieb sie mir. Ich dachte, sie müsse wohl langsam senil werden. Aber du lässt dich doch nicht noch einmal mit ihm ein, oder?«
    »Natürlich nicht! Ich bin keine komplette Idiotin!« Lucas kam mit einem Teller Sandwiches zurück. Perdita warf ihm ein ziemlich hysterisches Lächeln zu. »Doch, Mum, ich muss jetzt Schluss machen. Ich bin fix und fertig. Ich rufe dich morgen wieder an und erzähle dir dann, was die Untersuchungen ergeben haben.«
    »In Ordnung, Liebes. Aber dass du mir keine Dummheiten machst, ja? Schließlich war Kitty zwar sehr gut zu dir, doch du brauchst nicht dein Leben zu opfern, um dich um sie zu kümmern. Immerhin ist sie keine Blutsverwandte. Ich bin davon überzeugt, es gibt da irgendwo noch die eine oder andere entfernte Cousine, die die Verantwortung übernehmen könnte.«
    Perdita legte den Hörer auf, bevor ihre Gefühle mit ihr durchgingen und sie ihrer Mutter entgegenschleuderte, dass Blut nicht notwendigerweise dicker als Wasser sein musste.
    Zu den Sandwiches gab es Kakao. Lucas reichte ihr wortlos einen Becher und den Teller. Zu müde, um mehr zu tun, als ein paar Dankesworte zu murmeln, ließ Perdita sich in den Sessel sinken und begann zu essen.
    »Also schön, da ich jetzt weiß, dass du zumindest etwas gegessen hast, fahre ich wieder nach Hause. Ich würde dir ja anbieten zu bleiben, doch ich weiß, dass du das ablehnen würdest. Lass mich wissen, wie es Kitty geht, wenn du sie das nächste Mal besuchst. Wann wird das sein?«
    »Morgen Nachmittag. Aber die Ärzte meinen, es würde noch ungefähr eine Woche dauern, bis sie sich ein endgültiges Bild machen können. Heutzutage kann man ja eine Menge mit Physiotherapie und Ähnlichem erreichen.« Sie wiederholte, was man ihr im Krankenhaus gesagt hatte, um sie zu beruhigen. Irgendwie klang es nicht besonders beruhigend.
    »Aber es ist unwahrscheinlich, dass sie sich je wieder um ihren Garten kümmern kann.«
    Perdita nickte. Tatsächlich hatte die Krankenschwester ihr erklärt, es sei durchaus möglich, dass Kitty in taillenhohen Beeten würde arbeiten können, falls sie in einen Rollstuhl käme. Aber Perdita war sehr müde und hatte das Gefühl, dass sie in Tränen ausbrechen würde, wenn sie das alles Lucas berichtete. Und er sollte sich nicht verpflichtet fühlen, die Arme um sie zu legen oder sie auf eine andere Art zu trösten, und vor allem wollte sie nicht den Eindruck erwecken, als käme sie allein nicht zurecht.
    »Also, dann gehe ich mal. Ruf mich an, wenn du mich brauchst.«
    Sie nickte abermals. »Danke für die Sandwiches.«
    »Keine Ursache. Wie ich sehe, benutzt du die Küche wieder als Gärtnerschuppen.«
    Als Perdita diesmal nickte, fühlte sie sich schon weniger verzweifelt. Wenn Lucas immer noch an ihr herumnörgelte, war die Welt noch nicht vollkommen

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