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Glücksboten

Glücksboten

Titel: Glücksboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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aus dem Lot geraten.
    Am nächsten Morgen, nach einer Nacht voller verwirrender Träume, die sich größtenteils um Kitty drehten, erledigte Perdita so schnell wie möglich alles Notwendige und erzählte William unterdessen, was geschehen war.
    »Du wirst öfter die Auslieferungen übernehmen müssen als bisher, weil die Leute schließlich ihre Ware bekommen müssen. Die Nachmittagsarbeiten kann ich, wenn nötig, immer noch abends erledigen.«
    »Hm, natürlich. Ich tue alles, um dir zu helfen.« William sah sie zweifelnd an. Obwohl seine Romanze mit Janey ihm neues Selbstbewusstsein verliehen hatte, war er immer noch sehr schüchtern.
    »Also, du fährst morgens die Lieferungen aus, dann kann ich nachmittags den Lieferwagen haben, während du dich um die Dinge kümmerst, die ich für dich vorbereitet habe.« Perdita erledigte eine Menge der einfachen Arbeiten selbst, da sie sich keinen Lohn zu bezahlen brauchte.
    »In Ordnung. Aber es wird schwierig für dich werden, nicht wahr, wenn die alte Dame im Krankenhaus ist?«
    »Hm, ein bisschen, aber nicht so schwierig, wie es für sie ist. Sie hasst es, von Leuten umgeben zu sein, die sie ›meine Liebe‹ nennen, das konnte ich gestern deutlich sehen. Ich hoffe stark, dass die Krankenschwestern sie nicht beim Vornamen nennen werden. In solchen Dingen ist sie schrecklich altmodisch.«
    William schauderte bei dem Gedanken, irgendjemand könne es wagen, Mrs Anson mit etwas anderem anzusprechen als mit »Mrs Anson«.
    Perdita lächelte sanft. »Nicht alle Krankenschwestern sind so feinfühlig wie du.«
    William machte sich rar. Als »feinfühlig« bezeichnet zu werden, war beinahe eine Beleidigung.
    Als Perdita ins Krankenhaus kam, fand sie Kitty in einem Zimmer mit drei anderen Frauen, wo sie, in Kissen gestützt, im Bett lag. Ihre linke Hand ruhte auf der Bettdecke und sah so aus, als gehörte sie nicht länger zu ihr. Ihr langes Haar hing ihr in einem Zopf über die Schulter, und sie sah insgesamt sehr klein und sehr zerbrechlich aus. Die anderen Frauen, die alle pastellfarbene Nachthemden und gehäkelte Bettjäckchen trugen, schienen gleichermaßen zerbrechlich zu sein. Perdita wünschte, sie hätte keine Witze gemacht über die Kleidungsstücke, mit denen ältere Damen von ihren Angehörigen so gern ausstaffiert wurden; nichts davon erschien ihr jetzt noch komisch.
    »Liebes«, Kittys Stimme war nur ein Krächzen, als hätte sie den ganzen Tag noch nicht gesprochen. Ihre Miene hellte sich auf, als sie Perdita bemerkte. Offenbar war sie sehr erleichtert, ein vertrautes Gesicht zu sehen. »Wie schön, dich zu sehen«, begann sie langsam.
    Perdita kämpfte die Tränen nieder. »Ich finde es auch schön, dich zu sehen. Wie geht es dir?«
    Kitty lächelte mit halbem Mund. »Weiß nicht. Die hier wollen es mir nicht sagen. Finde du es für mich raus.«
    »Das werde ich in einer Minute auch tun. Aber zuerst will ich mir dich ansehen. Hier, ich habe die Standard-Tüte mit Weintrauben mitgebracht. Du brauchst sie nicht zu essen, wenn du nicht willst. Soll ich dir eine enthäuten?«
    Perdita plapperte und scherzte und kämpfte dabei die ganze Zeit gegen ihr Verlangen, beim Anblick Kittys und ihrer Zimmergenossinnen in Tränen auszubrechen. Alle sahen sie so aus, als stünden sie bereits mit einem Fuß im Grab. Sie fragte sich, ob eine dieser Frauen jemals wieder im Stande sein würde, für sich selbst zu sorgen, geschweige denn für einen anderen Menschen. Es waren Frauen, die wahrscheinlich ihr ganzes Leben darauf verwandt hatten, sich mehr oder weniger intensiv um andere zu kümmern, und die durch die Krankheit jetzt völlig von anderen abhängig geworden waren.
    Als Kitty müde zu werden schien, machte Perdita sich auf die Suche nach jemandem, der ihr Auskunft geben konnte. Die Krankenschwester, die sie ansprach, bat sie zu warten, während sie die Oberschwester holte. Als die Oberschwester endlich in Erscheinung trat, musste Perdita feststellen, dass sie jünger aussah als sie selbst, aber vier Mal so erschöpft wirkte und ihr nicht viele Informationen geben konnte.
    »Es ist noch sehr früh für eine Beurteilung. Mrs Anson hatte einen ziemlich schweren Schlaganfall. Wir werden erst am Ende der Woche auch nur eine vage Diagnose stellen können.«
    »Aber sie wird doch nicht sterben, nicht wahr?«
    Die Schwester lächelte matt. »Wir werden alle einmal sterben - Entschuldigung, wer sind Sie noch einmal?«
    »Eine Freundin, es ist eine lange Geschichte. In gewisser Weise ist

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