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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Wonder of Now -CD mit solcher Wucht in den Mülleimer zu feuern, dass die Plastikhülle zerbarst.
    Ich fing wieder an zu arbeiten, hielt mich aber von den Aufgaben, die Stress erzeugten, fern und entwickelte meine eigenen Heilmethoden. Ich machte Reiki, ich versuchte die Emotionale Freiheitstherapie, ich ging zu sechs Sitzungen Kognitiver Verhaltenstherapie (kompletter Schwachsinn), und auf diese Weise probierte ich eine Sackgasse nach der anderen, suchte nach der Lösung und wurde immer wieder enttäuscht. Aber die Zeit verging, und nach einer Weile fühlte ich mich normaler. Ich wusste, dass ich nicht so war wie früher, ich war weniger widerstandsfähig, weniger optimistisch, vielleicht würde ich nie wieder wie früher sein, vielleicht war die Person, die ich gewesen war, für immer verschwunden. Aber ein Jahr nach meinem Selbstmordversuch sagte Dr. Waterbury, ich könne versuchen, ohne die Antidepressiva auszukommen. Und wieder einen Monat später entließ Antonia Kelly mich in die Lüfte.

Sonntag

47
    D as Piepen einer eingehenden Nachricht weckte mich. Wo war ich? Ich lag auf dem Fußboden von Waynes Wohnzimmer, auf der Seite. Ich nahm mein Telefon. Es war 9.37 Uhr morgens.
    Warum lag ich zusammengerollt auf der Seite? Warum erlaubte ich mir dieses unprofessionelle Verhalten? Weil, wie ich mit vorsichtigem Fühlen feststellte, an meinem Hin terkopf eine riesige Beule war.
    Aua. Eine zweite auf der Stirn. Und eine dritte am Knie.
    Als es mir nach dem Angriff am Abend zuvor endlich gelungen war, mich aufzurichten, war ich zu Waynes Haus gehumpelt – mein linkes Knie hatte ich mir beim Sturz verletzt. Ich hatte die Tür aufgeschlossen und war ins Bade zimmer gegangen, um meine Wunden zu versorgen. Im Bade zimmerschrank fand ich Pflaster und Wundsalbe. »Wayne, es tut mir leid«, entschuldigte ich mich vor den leeren Wänden. »Dass ich mich so einschleiche und deine Erste-Hilfe-Sachen stehle, aber es ist alles in dem Bemühen, dich zu finden.«
    Ich war mir vorsichtig mit den Fingerspitzen durch die Haare auf meinem Hinterkopf gefahren und hatte versucht, das Ausmaß des Schadens einzuschätzen. Ich erspürte eine Beule, aber es fühlte sich nicht so an, als wäre die Haut auf geplatzt, und ich hatte auch kein Blut an meinen Finger spitzen.
    An der Stirn war es schlimmer: Sie war rot und geschwollen, und die Haut war aufgeschürft. Aber nachdem ich das Blut abgewaschen hatte, sah es nicht so aus, als müsste die Wunde genäht werden.
    Ich trug eine Schicht Wundsalbe auf, wünschte mir im selben Moment, ich hätte es nicht getan, denn mit der Benutzung einer antibakteriellen Salbe verringerte sich die Chance, dass mein Kopf wegen Wundbrand amputiert werden müsste, andererseits hört man nicht oft von Wundbrand am Kopf. Ich klebte keine Pflaster auf die Wunden, weil Wayne nur bunte Kinderpflaster hatte – was vermutlich mit einem seiner Neffen zu tun hatte –, und das verbot mir mein Stolz. Aber ich nahm vier von seinen Nurofen. Und eine von den Stilnox.
    Das hätte ich nicht tun sollen. Das war wirklich Diebstahl. Schlaftabletten waren nicht so leicht zu bekommen, und ich hatte zwölf in meiner Handtasche, aber so war das, ich hatte keine Rechtfertigung für meine Handlung. Dann – warum genau, weiß ich nicht, vielleicht, um die Schande wegzuwaschen, vielleicht, weil ich schon am Wasch becken stand – putzte ich mir die Zähne. Warum nicht, dachte ich, carpe diem und all das.
    Ich fühlte mich erstaunlich wackelig auf den Beinen und stützte mich auf dem Weg nach unten an der Wand ab.
    Artie hatte eine Nachricht geschickt und gefragt, ob alles in Ordnung sei, ich schrieb zurück, alles sei bestens, obwohl das nicht der Fall war, dann ließ ich mich vorsichtig auf dem Fußboden nieder und hoffte, ich hätte eine Gehirnerschütterung und würde sterben.
    Während ich darauf wartete, dass das Blut mein Hirn über fluten würde, überlegte ich, wer mich überfallen haben könnte.
    Konnte es Walter Wolcott gewesen sein? Zugetraut hätte ich es ihm, aber ich vermutete, dass er zu alt und zu träge war und gar nicht so schnell rennen konnte.
    Oder John Joseph? Aber warum sollte er mich überfal len? Bloß weil er mich nicht leiden konnte? Auch ihm hätte ich es zugetraut, aber hätte er vom Sendestudio so schnell hier sein können, um mich abzupassen?
    Und wo ich schon darüber nachdachte: Warum mochte John Joseph mich eigentlich nicht? Viele Menschen mochten mich nicht, aber John Joseph und ich hatten uns doch

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