Glücksgriff
wäre er verblüfft.
»Dann fürs Finale.« Miles zögerte. »Ich kann es nicht schaffen, doch du könntest eine Freundin mitnehmen.«
Natürlich konnte er es nicht schaffen. Daisy wäre am Sonntag zurück. Miranda fühlte sich wie ein kleines Kind, das mit Süßigkeiten ruhig gestellt wurde, damit die Erwachsenen sich amüsieren konnten, und schüttelte den Kopf.
»Keine Sorge, ich würde es am Sonntag auch nicht schaffen.«
»Ich sag dir was. Du sagst deine Verabredungen ab und ich meine.«
O ja, tolle Idee.
»Daisy wäre nicht begeistert.«
»Was hat Daisy damit zu tun?« Miles grinste sie an. »Ich habe ein Rennen in Silverstone.«
Es war acht Uhr, als sie Tredegar Gardens erreichten. Miranda erwartete einen Abschiedskuss auf die Wange und ein vages Versprechen und hob die Augenbrauen, als Miles mit ihr aus dem Taxi sprang und den Fahrer bezahlte.
»Sind Sie Miles Harper?« Der Taxifahrer sah ihn misstrauisch an; mit seinem Käppi und der dunklen Brille konnte man es unmöglich sagen, doch auf der Rückfahrt von Wimbledon hatte er beide eindeutig über den nächsten Grand Prix reden hören.
»Das wünschte ich mir.« Miles’ Antwort klang fröhlich. »Ich hätte nichts gegen sein Geld.«
Er war es nicht. Enttäuscht sagte der Fahrer: »Ganz abgesehen von den Mädels.«
»Ach, ich weiß nicht, mir geht es auch nicht gerade schlecht.« Miles grinste.
Miranda dachte, obwohl sie schwitzte und staubig war und sich nach einer Dusche sehnte, dass es keinen Grund für den Fahrer gab, sie mit so offensichtlichem Unglauben anzusehen.
»Es war das Haar«, sagte Miles zu ihr, als das Taxi weg war.
»Warum fährst du nicht nach Hause?«
Er hievte den Rucksack mit dem Zelt und den Schlafsäcken über die Schulter. »Weil ich mich noch nicht mit dir langweile.«
»Vielleicht langweile ich mich ja mit dir.« Miranda klang herausfordernd.
Sein Mund zuckte.
»Tust du nicht.«
43
Das Haus war leer. Typisch, dachte Miranda. Wo waren Florence und Chloe, wenn man darauf brannte anzugeben? Es war, wie wenn man Weihnachten aufwachte, den Weihnachtsmann in seinem Zimmer entdeckte und wusste, dass einem am nächsten Morgen keiner glauben würde.
»Nette Wohnung.« Miles blickte sich vergnügt in Florence’ Wohnzimmer um.
Miranda klopfte auf das Sofa und sagte aufmunternd: »Setz dich, schalte den Fernseher ein, wenn du willst. Gib mir zehn Minuten, um zu duschen und mich umzuziehen, und dann gehen wir.«
Miles setzte sich nicht.
»Wie sieht dein Zimmer aus?«
Iiih!
»Unordentlich. Sehr unordentlich. Dies hier ist viel schöner.«
»Sei nicht so langweilig. Ich mag unordentliche Zimmer.« Seine Mundwinkel zuckten. »Man kann darin Nachforschungen anstellen.«
Sie konnte ihn offenbar nicht aufhalten; er steuerte schon auf die Treppe zu. Miranda rannte hinter ihm her und keuchte: »Dann setz besser deinen Indiana-Jones-Hut auf. Und kein Herumschnüffeln.«
Miles hob neckend eine Augenbraue, als sie die Tür zu ihrem Zimmer aufstieß.
»Nicht mal in deiner Unterwäscheschublade?«
»Vor allem dort nicht!«
Er grinste.
»Hebst du dort all deine alten Liebesbriefe auf?«
»Ich hebe dort meine Unterhosen auf.«
Und manche davon waren ziemlich alt. Der Gedanke, dass Miles Harper ihre kostbaren I-love-Bros-Höschen mit den Bildern von Matt und Luke vorne drauf herauszerren könnte, entspannte sie nicht gerade. Wenn sie ihre Dusche genießen wollte, musste sie die ganze Schublade mit ins Bad nehmen.
»Ich werde nicht schnüffeln«, versprach Miles. »Wie wär’s mit einem Blick in deine CD -Sammlung – wäre das besser?«
Eigentlich nicht. Matt und Luke kamen auch dort vor. Sie wünschte, sie hätte einen edleren Musikgeschmack – ein bisschen Ella Fitzgerald hier, ein Hauch Schostakowitsch dort –, zuckte die Achseln und sagte: »In Ordnung.«
Zumindest konnte man ihr nicht den Besitz der furchtbaren Celine-Dion-Kassette anlasten; die war wieder bei Bev.
Doch als sie fünfzehn Minuten später mit normaler – nun ja, fast normaler – Haarfarbe und ihrem engen, krokusgelben Lycrakleid wieder auftauchte, entdeckte sie Miles, wie er den Inhalt der blauen Glasschüssel auf ihrer Kommode inspizierte.
Na ja, könnte schlimmer sein; er hätte auch nackt im Bett liegen können … nein, nein, darf nicht an so was denken …
»Ich bin verliebt«, sagte Miles.
Sicher nicht in Bros.
Miranda wappnete sich und sah dann, was er in der Hand hielt.
»Das ist mein Glücksschwein.«
»Woher weißt du, dass
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