Glückskekssommer: Roman (German Edition)
lang. Aber das wird nie wieder geschehen!
Plötzlich regnet es in der Wüste Gobi. Mir ist alles klar. Ich habe mir ein neues Leben aufgebaut und darin hat Lila keinen Platz mehr. Sie hat sich selbst hinausgeworfen.
Dazu gibt es nichts mehr zu sagen.
»Ich muss jetzt gehen«, sage ich eisig und wende mich entschlossen von ihr ab. »Mach’s gut, Lila!«
Nur ein paar Schritte bin ich von ihr entfernt, da ist sie schon hinter mir.
»Es tut mir leid, Rosa«, sagt sie flehend. »Ich habe die Naht ein bisschen eingeschnitten. Ich dachte, das Kleid reißt schon auf, wenn sie es zu Hause anprobiert und dann zieht sie einfach ein anderes an und fertig! Woher sollte ich denn wissen, dass es erst auf der Feier kaputtgeht? Ich habe mich hinterher so sehr geschämt. Ich will es doch wieder gutmachen. Bitte! Deshalb bin ich gekommen. Kannst du mich nicht auch einmal verstehen?«
Am Straßenrand hält ein Taxi. Ich stürze mich regelrecht hinein. Weg von Lila! Aber dalli.
»Zum Victoria-Luise-Platz. Bitte so schnell es geht!« Ich hoffe, dieses Mal komme ich nicht erst, wenn alles zu spät ist.
Als das Taxi losbraust, drehe ich mich kurz um. Lila steht da, heulend, mit hängenden Schultern. Ich könnte sie zum Mond schießen, und dennoch tut sie mir unglaublich leid. Aber je weiter das Taxi sich entfernt, umso gleichgültiger wird sie mir.
Eilig hole ich mein Handy aus der Tasche und hoffe, dass Basti gleich abnimmt. Tut er nicht. Nur die Mailbox ist dran. Mist! Mein Herz klopft wild. Hoffentlich habe ich nicht wieder alles verbockt. Wenn ich mein altes Leben schon nicht retten konnte … mit dem neuen muss es besser laufen.
*
Vor dem schönen Weinlokal sitzen ein paar Leute in der Abendsonne – gefüllte Gläser vor sich und Teller mit Weißbrot, Oliven und Käse.
Basti ist nicht dabei.
Er ist weg! Warum hat er mich denn nicht angerufen? Ich wäre doch sofort gekommen.
Vielleicht sitzt er drinnen! Schon ein kurzer Blick zeigt mir, dass außer dem Personal niemand im Restaurant ist. Alle hocken selig auf der Terrasse. Es ist einfach zu schönes Wetter. Vielleicht ist Basti nur kurz auf dem Klo. Soll ich wirklich ins Männerklo …? Ja, soll ich. Die Umstände erfordern es.
»Basti?«, rufe ich kläglich in den kalten, gekachelten Raum hinein. Ich weiß doch längst, dass er schon weg ist.
»Bist du Rosa?« Hinter mir steht eine Kellnerin und schaut mich neugierig an. Ich nicke.
»Das soll ich dir geben.«
Auf einem Pappuntersetzer hat Basti eine Nachricht hinterlassen. ›Habe mein Handy im Krankenhaus vergessen‹, schreibt er. ›Ausgerechnet heute. Wahrscheinlich hattest du Gründe, nicht zu kommen. Ich muss jetzt weg. Melde dich, wenn du Zeit hast.‹
Okay, das klingt nicht euphorisch, aber besser als ›Du kannst mich mal, blöde Kuh.‹
Ich habe jetzt Zeit, jede Menge. Also hänge ich mich gleich wieder ans Telefon. Nach einem Mal Klingeln geht wieder die Mailbox an. »Der Teilnehmer ist nicht erreichbar.«
Offensichtlich hat er sein Handy noch nicht aus dem Krankenhaus abgeholt. Und ohne das erreiche ich ihn nicht. Es ist dasselbe, als wäre er auf dem Mond. Ich habe ja nicht einmal seine Adresse.
»Bitte ruf mich an«, spreche ich nervös auf seine Mailbox. »Ich habe Zeit. Ich … Ich war nur zu spät. Es tut mir leid.«
Er wird sich melden. Ich weiß es und deshalb lege ich das Handy gar nicht erst aus der Hand.
In diesem Moment beginnen die längsten zwei Tage meines Lebens.
*
»Warum nimmst du so viele Telefone mit auf’s Klo?«, fragt Vicki.
Sie schließt gerade die Wohnungstür auf, als ich das Bad verlasse, mit meinem Handy und unserem Zuhause-Hörer in den Händen.
Ja warum? Weil ich sie auch mit ins Bett, in die Küche, in den Keller und sonst wohin nehme.
Warum soll ich sie ausgerechnet herumliegen lassen, wenn ich zur Toilette gehe?
Meine Seele befindet sich im Ausnahmezustand. Ich bin seit fünf Stunden zu Hause und Sebastian hat noch nicht angerufen. Vielleicht kann Vicki mich retten?
»Weißt du, wo Basti wohnt?«
Vicki gähnt ausführlich.
Sie sieht wunderschön aus, mit zerzausten Haaren und geröteten Wangen. Ihre Augen strahlen. Genauso gut könnte sie ein Schild um den Hals tragen: ›Ich hatte gerade Sex und der war ziemlich fantastisch.‹
Neid ist nicht mein Ding. Zum Glück!
»Nö«, sagt sie. »Wir haben uns eigentlich nur im ›Schraders‹ oder bei mir getroffen.«
Sie ist so entspannt, dass sie überhaupt nicht schnallt, dass ich mit
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