Glückskind
sich erst seit ein paar Tagen“, gab sie zu bedenken.
Daniel lehnte sich zu ihr hinüber. „Und wie lange hat es gedauert, bis du dem da aufgefallen bist?“ flüsterte er ihr ins Ohr und zeigte mit der Schulter auf Justin.
„Auf jeden Fall längst nicht so lange wie der Umstand, dass du uns praktisch verkuppelt hast.“
„Aber ihr seid jetzt dreißig Jahre miteinander verheiratet, richtig?“ Daniel grinste zufrieden. „Nein, es ist nicht nötig, dass du mir dankst“, wehrte er großspurig ab. „Ein Mann muss sich schließlich um seine Familie kümmern. Sie werden hübsche Babys machen, oder was meinst du, Rena?“
Sie seufzte nur. „Versuch wenigstens, ein bisschen Fingerspitzengefühl an den Tag zu legen.“
„Keine Sorge.“
„Das haben Sie wirklich gut gemacht“, lobte Caine Darcy und nahm sie in den Arm.
„Es war längst nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Und jetzt ist es vorbei.“
„Nein, es fängt erst an“, stellte Caine richtig, was er jedoch sofort bereute, als er den alarmierten Ausdruck in ihren Rehaugen sah. „Nun, Mac wird sie fürs Erste beschäftigen“, fügte er eilig hinzu.
„Aber ich habe ihnen doch schon alles gesagt.“
„Sie wollen immer noch mehr wissen. Sie sollten sich also auf Dutzende von Fragen und Bitten nach Fototerminen gefasst machen. Auf Angebote für Ihre Lebensgeschichte.“
„Meine Lebensgeschichte?“ Darüber konnte sie immerhin lachen. „Noch vor ein paar Tagen hatte ich ja kaum ein Leben.“
Noch während sie lachte, ging er mit ihr zum Aufzug. Er wollte sie nicht beunruhigen, aber er wusste, dass sie vorbereitet sein musste. „Seien Sie ein liebes Mädchen, und tun Sie mir einen Gefallen. Gehen Sie zwei Tage lang nicht ans Telefon. Und wenn Sie ein bisschen Klarheit darüber haben, was Sie mit Ihrem Geld tun wollen, nehmen Sie mit einen Anlageberater Kontakt auf. Was auch immer Sie tun, Sie geben den Ton an.“
„Ich trage die Verantwortung“, erklärte Darcy fest, als sie ihre Suite betrat.
„Richtig. Und falls Sie noch irgendwelche Fragen haben sollten, rufen Sie mich an.“
„Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.“
„Machen Sie sich eine schöne Zeit.“ Er gab ihr die Hand.
Nachdem sie allein war, setzte Darcy sich hin. Sie war jetzt eine reiche Frau. Das Lämpchen des Anrufbeantworters an ihrem Telefon blinkte, und das Telefon begann zu läuten. Caines Rat beherzigend, ließ sie es klingeln, wartete, bis es aufgehört hatte, und legte dann den Hörer daneben.
Problem gelöst, dachte sie, zumindest fürs Erste.
Aber sie hatte viel größere Probleme, die mit ihrem plötzli chen Reichtum nichts zu tun hatten. Ihr war klar geworden, dass sie sich verliebt hatte.
Sie hatte sich oft gefragt, wie es wohl sein mochte, wenn man sein Herz verlor.
Doch was sie jetzt erlebte, war ganz anders als all ihre Vorstellungen. Mac zu lieben war sehr real, und das körperliche Verlangen, das sie verspürte, war so viel stärker, als sie es sich je auszumalen vermocht hatte.
Sie begehrte ihn, sie wollte ihn berühren, ihn schmecken, das Versprechen dieses leidenschaftlichen Kusses sollte sich erfüllen.
Und ebenso sehr wollte sie sich ganz eng an ihn schmiegen in dem Wissen, willkommen zu sein. Sie wollte zurückgeliebt werden.
Das war keine einfache Angelegenheit.
Aber irgendetwas an ihr weckte sein Verlangen, und das allein war schon ein Wunder. Wenn er sie begehrte, gab es vielleicht eine hauchdünne Chance auf mehr.
Etwas getröstet kuschelte sie sich ins Sofa, legte ihren Kopf auf das große, weiche Kissen und schloss die Augen.
Sie träumte von Mac, der ihr immer wieder sagte, dass sie nicht nach Vegas gehörte und dass sie zurück nach Kansas gehen sollte.
„Ich gehe nicht zurück.“ Sie murmelte es, während sie aus den Tiefen ihres Traums auftauchte. „Ich gehe nicht zurück“, sagte sie jetzt entschlossener, öffnete die Augen und sah, dass es mittlerweile dunkel geworden war.
Sie blieb noch einen Moment liegen und befahl dem Traum, sich zu verflüchtigen.
„Ich bleibe hier.“ Sie schlang ihren Arm um das Kissen. „Egal was passiert.“
7. KAPITEL
Darcy wohnte nun schon seit fast einer Woche im „The Comanche“ und war erstaunt, wie viel es in dem Hotel noch immer zu erforschen gab.
Sie hatte sich das atemberaubende Reitturnier angeschaut, das mehrmals am Tag aufgeführt wurde, wo schöne Rennpferde und Reiter in Original-Comanchenkostümen atemberaubende Kunststücke vorführten.
Sie hatte
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