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Glückskind (German Edition)

Glückskind (German Edition)

Titel: Glückskind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Uhly
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Erleichterung, wie er sie noch nie empfunden hat. Wie schön ist das Leben, wenn es erst vorbei ist! Das ruft er und es hallt von den Kraterwänden wider: »Wie schön ist das Leben, wenn es erst vorbei ist!« Aber das Echo hört gar nicht mehr auf, und dann sieht Hans auch, warum das so ist. Um ihn herum schweben unzählige Menschen ohne Körper, die alle dasselbe rufen wie er, und alle haben ein freudiges Strahlen im Gesicht. So viele sind es, so dicht an dicht schweben sie, dass sie aussehen wie die flimmernde Luft, die von der Lava emporsteigt. Und plötzlich weiß Hans, dass es alle sind, die jemals gelebt haben.
    Er wacht auf. Draußen ist es dunkel, im Wohnzimmer ist es dunkel. Es läutet an der Tür. Mühsam erhebt er sich aus dem Stuhl, im Sitzen zu schlafen, hat seinem Rücken nicht gutgetan, auch sein Nacken ist ganz steif. Ohne das Licht einzuschalten, geht er zur Wohnungstür und späht durch den Spion. Draußen steht Herr Wenzel und beobachtet den Spion. Hans seufzt. Der hat mir gerade noch gefehlt, denkt er. Dann öffnet er die Tür. Herr Wenzel kommt sofort herein.
    Er sagt: »Gott sei Dank«, als sei er nun gerettet. Sie setzen sich ins Wohnzimmer. Herr Wenzel sagt: »Hans, Hans, Hans!« Er schüttelt den Kopf. Er sagt: »Was machen wir jetzt?«
    Hans überlegt. Er berichtet von dem Arzttermin, doch Herr Wenzel geht gar nicht darauf ein. Er hebt beschwörend die Hände und sagt: »Hans! Um Himmels willen! Die Polizei ist uns auf den Fersen!«
    Hans sagt: »Machen Sie sich um sich keine Sorgen. Sie haben von nichts gewusst.«
    Herr Wenzel starrt ihn an. Dann schüttelt er heftig den Kopf. »Nein, das meinte ich nicht, bitte versteh mich nicht falsch. Ich bin ein ängstlicher, alter Mann, und ich gebe zu: Als du vor fünf Tagen mit dem Kind in meinen Laden kamst, so verwahrlost, wie du warst«, er macht ein entschuldigendes Gesicht, »und dann hast du mich auch noch angelogen – da dachte ich, es wäre das Beste, die Polizei zu rufen. Aber jetzt ...«, er seufzt, er sieht Hans beinahe schüchtern an, er sagt: »Du bist das Beste, was diesem Kind passieren konnte, ich möchte, dass sie bei dir bleiben kann. Ich möchte«, er zögert, »ich möchte ein Teil von dem sein, was du tust, denn es«, wieder zögert er, und jetzt sieht Hans, dass Herr Wenzel Tränen in den Augen hat, »denn es«, beginnt er wieder und wieder stockt er, denn er versucht zwei Dinge gleichzeitig: Gefühle zu zeigen und sie zu kontrollieren, aber das verschlägt ihm die Sprache, denn es ist zu viel auf einmal. Herr Wenzel lehnt sich zurück und schließt die Augen. Hans weiß nicht, was er tun oder sagen soll. Er wartet. Nach einer Weile öffnet Herr Wenzel die Augen, sein Blick wandert zur Decke. Er sagt: »Denn es gibt dem Leben wieder einen Sinn.« Es ist heraus, und so schwer war es nicht, aber schwer war es wohl, die Sinnlosigkeit des Lebens anzunehmen, so versteht Hans diesen Satz.
    Er lächelt Herrn Wenzel an. »So geht es mir auch.«
    Aber Herr Wenzel schüttelt heftig den Kopf. »Nein, Hans, nein! So geht es dir nicht.« Er ist jetzt über den Berg, er hat das Nadelöhr der Wahrheit passiert und die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus. Er sagt: »Du hast wenigstens nicht so getan, als ob das Leben einen Sinn hat, obwohl es keinen mehr hatte. Du hast einfach nicht mehr mitgemacht, früher oder später wärest du vermutlich auf der Straße gelandet oder im Altersheim. Das ist«, er schaut Hans so dramatisch an, dass dieser sich unwohl fühlt, »das ist ehrlich, Hans, sehr ehrlich. Das habe ich jetzt verstanden. Lach nur, ich weiß, das muss dir seltsam vorkommen, wo es mir doch so gut geht. Die Leute mögen mich, sie erzählen mir ihre kleinen und großen Sorgen, die Kinder haben keine Angst vor mir.« Er seufzt. »Ich habe immer darauf geachtet, dass alle zufrieden sind. Aber darüber habe ich mich selbst vergessen. Jahrelang habe ich mich mit Kleinigkeiten über Wasser gehalten, mein Leben bestand nur noch aus geregelten Abläufen, und ich hätte bis zum Tod so gelebt, wärest nicht du hereingekommen mit Felizia auf dem Arm und hättest mich aus meiner geordneten Einöde gerissen.« Er ergreift Hans’ Hände mit den seinen und drückt sie so fest, dass es schmerzt. »Danke, Hans«, sagt er inbrünstig, »ich danke dir von ganzem Herzen.« In diesem Augenblick wird Felizia wach. Hans steht auf und holt sie ins Wohnzimmer. Ganz verschlafen schaut sie drein, ihr Haar ist zerzaust und sie muss erst eine Weile auf Hans’

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