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Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen

Titel: Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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ad-Din Muhammad Rumi, genannt Maulana (»der Meister«), zwar kaum bekannt. Aber durch sein Werk ist er zweifellos einer der bedeutendsten Dichter der Weltgeschichte. Mit seiner wunderschönen Poesie beschrieb Rumi die Freude zu leben genauso herzergreifend wie die Trauer. Seine Verse sind durchdrungen von Liebe – der Liebe zum Leben, zu seinen Mitmenschen, zu allem von Gott Geschaffenen. Die Liebe war für Rumi die Hauptkraft des Universums.
    Wie hat einer gelebt, was hat einer erfahren, der eine solche Lebensintensität ausdrücken kann?
    Wir wissen ein wenig über sein Leben. Er wurde 1207 geboren im »Land der aufgehenden Sonne« – eine zentralasiatische Region, die im Mittelalter »Chorasan« genannt wurde und heute ungefähr einen großen Teil des Iran und fast ganz Afghanistan umfassen würde.
    Als Rumi zwölf Jahre alt war, fiel Dschingis Khan mit seinem Mongolen ein und übte Rache für den Überfall auf eine mongolische Karawane. Rumis Vater hatte das geahnt und war mit seiner Familie rechtzeitig geflohen: Richtung Westen durch Persien, nach Mekka und schließlich nach Konya, das in der heutigen Türkei liegt. Dort wuchs Rumi auf und übernahm nach dem Tod seines Vaters dessen Lehrposten an einer Islamschule. Seine Bekanntheit als Gelehrter und Dichter wuchs, auch über die Region hinaus. Seine Großwerke entstanden aber erst nach 1244, als Rumi den persischen Mystiker und Derwisch Schams-e Tabrizi kennen gelernt hatte. Der beeinflusste |120| ihn wie kein anderer. Rumi und Schams wurden enge Freunde, ja Liebende – zumindest intellektuell und spirituell.
    So wie er früh erlebt hatte, von seiner Heimat fortgerissen zu sein, so erlebte er dann auch, von seiner großen Liebe für immer getrennt zu sein. Er und sein Lebenspartner Schams wurden auseinander gerissen, Schams floh oder wurde entführt, vielleicht sogar ermordet, jedenfalls blieb er für immer verschwunden. Rumi beklagte seinen Verlust in unzähligen Versen und Liedern. Sein weiteres Leben widmete er der Suche nach seinem Freund. Doch blieb ihm das Glück bis zum Tod verwehrt. Im Lichte dieser Erfahrung ist seine Nachricht an uns:
    »Achte gut auf diesen Tag, denn er ist das Leben – das Leben allen Lebens. In seinem kurzen Ablauf liegt alle Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins. Die Wonne des Wachsens, die Größe der Tat, die Herrlichkeit der Kraft – denn das Gestern ist nichts als ein Traumund, das Morgen nur eine Vision. Das Heute jedoch – recht gelebt – macht jedes Gestern zu einem Traum voller Glück und jedes Morgen zu einer Vision voller Hoffnung. Drum achte gut auf diesen Tag!« (Maulana Dschalal ad-Din ar-Rumi, um 1230)
    Über dem Schnitt
    Rumi mahnt uns, achtsam zu sein. Doch sind wir achtsam? Obwohl wir mit jeder Sekunde geizen, werfen wir unser Leben doch mit vollen Händen zum Fenster raus! Nehmen Sie einmal Ihr eigenes Leben, wie es heute ist. Wie zufrieden sind Sie auf einer Skala von 0 bis 10? Beruflich, privat, mit Ihren Träumen? 10 heißt besonders gut, 0 besonders schlecht. Eine 10 im Job wäre, wenn Sie nächste Woche Ihren Chef, Ihren Geschäftsführer oder Ihren Gesellschafter anrufen und sagen: »Du, ich habe immer ein Gehalt von der Firma bekommen. Das muss nicht mehr sein. Es ist ja wie im Phantasialand hier! Ab morgen zahle ich jeden Tag 50 Euro Eintritt.« Das wäre eine 10. Eine 0 dagegen ist die innere Kündigung, Mikado. Sie wissen schon: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.
    Wie sieht’s bei Ihrer Partnerschaft aus? Eine 10 würde bedeuten, dass Sie anstatt diese Zeilen zu lesen mit Ihrem Schatz telefonieren. |121| Denn Sie haben ihm oder ihr heute noch nicht oft genug gesagt, dass er oder sie das Fleischklößchen in Ihrer Nudelsuppe ist. Die Liebe Ihres Lebens. Dass Sie nicht mehr ohne sie könnten, keinen Sinn sehen würden, weiter auf diesem Planeten herumzutorkeln. Ich habe das vor kurzem bei einem Seminar erzählt. Ein Teilnehmer meinte: »Herr Scherer, das ist bei Ihnen eine 10? Ist bei mir gerade mal eine 4,5 …«
    Gut, dachte ich, hier hatte mich jemand verstanden. Eine 0 ist übrigens, wenn Sie sich bereits über Alternativstrukturen Gedanken gemacht und vielleicht schon die ein oder andere molekulare Rekombination ausprobiert haben.
    Und was ist mit Ihren Träumen? Wie sieht denn hier die 10 aus? Lassen Sie mich das so formulieren: Angenommen, Sie werden vom Blitz getroffen. Das ist zwar keine angenehme Vorstellung, aber eine wertvolle: Sie spazieren also mit ihrem neuen Schirm bei Gewitter

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