Glückskinder – Warum manche lebenslang Chancen suchen - und andere sie täglich nutzen
Vernunft zweckmäßig verfährt. Ganz Glückskind stellt der geniale Grieche fest: »Wesen und Ursache der Dinge ist der in ihnen ruhende Zweck.« Mit anderen Worten: Sinn machen bedeutet, das Wozu zu kennen: Wenn ich weiß, wozu ich etwas will, dann weiß ich auch, wie ich es erreichen kann.
Dann fügt sich mein Leben wie ein Puzzle zusammen. Wenn ich das Zielbild kenne, dann kann ich jederzeit sofort entscheiden, welches Puzzleteil wo hingehört, ich kann jedes Teil anhand des
Big Picture
interpretieren. Im Leben ist es genauso: Wenn ich mein Ziel kenne, dann habe ich ein Wozu. Dann kann ich jede Gelegenheit, die sich mir bietet, sofort einschätzen: Bringt mich das weiter auf meinem Weg zum Ziel? Dann ist es wirklich eine Chance. Bringt es mich nicht weiter? Dann ist es keine Chance, sondern nur eine Gelegenheit, ein Sonderangebot des Lebens, und die lasse ich links liegen und baue stattdessen weiter an meinem viel zu großen Ziel.
|148| Lebenszeitspende
Wer Chancen ergreift, erzielt Erfolge. Gut. Erfolge lassen sich aber nur durch Leistung erreichen. Klar. Und Leistung definiert sich rein durch Ergebnisse. Richtig. Und Ergebnisse werden durch Arbeit erzielt. Soweit stimmt jeder zu. Diese Art, die Dinge zu sehen, ist aber völlig oberflächlich und im Grunde falsch. Es fehlt die entscheidende Zutat!
Gute Arbeit, also eine Tätigkeit besonders gut zu machen, führt zu guten Arbeitsergebnissen. Das stimmt schon. Die Frage ist nur: wann! Wann wird das Ergebnis erzielt sein? Es ist überhaupt keine Kunst, ein Auto tadellos zu reparieren, famos Klavier zu spielen, lebendig auf dem Mars zu landen. Um ein Auto tadellos zu reparieren, bräuchte ich nur ein paar Jahre, um famos Klavier zu spielen ungefähr 30 Jahre und um lebendig auf dem Mars zu landen ungefähr 300 Jahre. Schätze ich. Das ist keine herausragende Leistung, das kann jeder! Alles ist möglich, jeder kann alles – es ist nur eine Frage der Zeit.
Es gibt keine unrealistischen Ziele, es gibt nur unrealistische Fristen.
Den Spruch fand ich lange Zeit verrückt. Jeder kann alles? Aber je älter ich werde, desto überzeugender finde ich ihn. Jeder kann alles, aber eben nicht, bevor er stirbt. Ohne den limitierenden
Faktor Zeit spricht aber nichts dagegen. Es gibt keine unrealistischen Ziele, es gibt nur unrealistische Fristen. Alles zu erreichen, ist nicht mal eine Frage des Geldes, denn Geld ist selbst auch nur eine Frage der Zeit. Sie brauchen 1 Million für ein Projekt? Ist doch gar kein Problem, in ein paar hundert Jahren schafft es jeder, ausnahmslos jeder, 1 Million aufzutreiben. Eine größere Leistung wäre es da schon, innerhalb eines Monats oder eines Tages 1 Million aufzutreiben!
Wo ist der Wertschöpfungsanspruch an die Zeit?
Ergebnisse werden also überhaupt nicht durch Arbeit allein erzielt. Obwohl die meisten Arbeitnehmer für Arbeit bezahlt werden, also dafür, dass sie die Arbeit machen, die ihnen der »Arbeitgeber« gibt. Was in den Köpfen aber überhaupt |149| nicht drin ist: Eine Tätigkeit gut zu machen, ist noch lange nicht hinreichend für Ergebnisse. Ergebnisse, also echte Leistungen, sind Arbeit pro Zeit.
Wenn ich mir Ziele setze, muss ich also immer die Zeitdimension mit angeben, sonst macht es keinen Sinn. Jedes Ziel, ausnahmslos jedes, ist zeitlich limitiert, denn unser Leben ist zeitlich limitiert. Wo aber ist das Bewusstsein dafür in unserer Gesellschaft? Wo ist der Wertschöpfungsanspruch an die Zeit?
Da basteln Arbeitnehmer stunden- und tagelang an Geschäftsbriefen herum. Warum? Weil sie es gut machen wollen. Was ist gut daran, einen perfekten Geschäftsbrief in drei Tagen zu produzieren? Nichts ist gut daran, es ist von vornherein grottenschlecht, man braucht den Brief gar nicht mehr lesen. Ein Grundschüler, der einen seinem Alter entsprechenden Brief in fünf Minuten schreibt, hat deutlich mehr geleistet!
Da waschen Leute in aller Gemütsruhe sonntags ihr Auto von Hand. Da bleiben Leute im Flughafen auf dem Laufband stehen und glotzen in die Luft. Ja, ist diesen Leute denn ihre Lebenszeit überhaupt nichts wert? Ist ihnen denn ihr Leben nichts wert? Ein Laufband ist kein Stehband, und ein Lebenslauf ist kein Lebensstand! – Leute, die Biss haben, erkennen Sie daran, dass sie Rolltreppen steigen, auf Laufbändern laufen und etwas Produktives tun, während sie in der Abflughalle, im Zug oder beim Arzt zum Rumsitzen verdammt sind.
Die eigene Fortbewegung einzustellen, nur weil ein Rollband läuft, ist vergleichbar
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