Glueckskinder
Wörtchen »Nein«. Ich verspreche Ihnen, dass Sie dies am ganzen Körper spüren und am Lächeln in Ihrem Gesicht sehen werden, das sich von selbst einstellen wird.
Kürzlich erhielt ich eine E-Mail vom Ehemann einer Patientin. Sie hatte mich wegen eines Burn-out-Syndroms aufgesucht. »Liebe Biggi«, schrieb er, »was hast du mit meiner Frau gemacht? Sie kommt morgens in die Küche mit einem Lächeln im Gesicht. Das gab es bei uns schon jahrelang nicht mehr. Kein Blumenstrauß, kein Opernbesuch konnte ihr in all dieser Zeit ein morgendliches Lächeln ins Gesicht zaubern. Wie hast du das gemacht?«
Ich antwortete ihm: »Lieber Gerd, ich habe deine Frau gebeten, morgens, bevor sie aufsteht, zu jedem einzelnen Tag einfach nur Ja zu sagen und dann unvoreingenommen zu schauen, welche Wunder und Geschenke er für sie bereithält.«
Natürlich war das nicht alles. Dennoch trifft dieser Satz den Kern. Sagen wir doch einfach mal Ja.
Dank und Anerkennung
Ein weiteres und nochmals kraftvolleres Zauberwort ist das »Danke«. Ein Dankeschön öffnet nicht nur die Herzenstüren, sondern es bringt Anerkennung zum Ausdruck und vermittelt Zugehörigkeit.
Anerkennung und Zugehörigkeit sind überlebenswichtige Gefühle. Die Zugehörigkeit benötigen wir ursprünglich, um Teil eines Rudels sein zu dürfen. Dies war für unsere Vorfahren existenziell. Die Anerkennung weist uns unseren Platz im Rudel zu. Das verschafft uns innere Sicherheit.
Ein Dankeschön im Alltag hält die Dinge im Fluss und vermittelt immer auch Stabilität.
Eine Kollegin von mir schafft es, jede Woche ihre Mülltonne vollkommen überladen vor das Haus zu stellen. Nach so mancher gründlicher Aufräumaktion stellt sie öfter mal unbekümmert noch etliche Mengen Hausrat neben die Tonne – und immer wird alles ohne Beanstandung abgeholt. Ich hatte mich schon gefragt, wie sie das anstellt, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell es passieren kann, dass nicht aller Müll mitgenommen wird. Meine eigene Tonne wird schon dann nicht geleert, wenn der Deckel nicht mehr zugeht. Meine Freundin aber kümmert das nicht, bei ihr wird immer alles abgeholt.
Eines Tages hatte ich sie wieder besucht und kam in die Situation, eine Mülltüte zur Tonne zu bringen. Ich öffnete den Deckel der Tonne und fand an der Innenseite des Deckels einen Zettel, auf dem stand geschrieben: »Ich danke euch, ihr goldigen Jungs!«
Ich kenne meine Kollegin gut. Sie ist ein herzenswarmer Mensch. Ganz sicher ist sie ab und an mit einem Tablett Kaffeetassen den Müllmännern entgegengegangen und vermutlich klebte an ihrem Zettel auch ab und an ein kleines Trinkgeld. Doch das allein ist es nicht. Auch ich gebe ab und zu Trinkgeld. Das reicht dann aus für eine einzige Leerung und dann ist alles wieder beim Dienst nach Vorschrift. Nicht so bei meiner Kollegin. Ihr herausragendes Talent, die Leistungen und Fähigkeiten anderer Menschen anzuerkennen und dies auch immer wieder zu formulieren hat hier für das ausgesprochen freundschaftliche Müllklima gesorgt: Jedes Mal, wenn die Müllmänner ihre Tonne öffnen, werden deren Körperzellen von Neuem daran erinnert. Jedes Mal hat dieser kleine Zettel vermutlich ein Lächeln in ihr Gesicht gezaubert – dank der Kraft gut gewählter Worte.
Stellen Sie es sich nur mal anders herum vor: Sie überreichen liebevoll einem Freund ein Geburtstagsgeschenk, der sagt aber nicht »Danke«, sondern: »Nun gib schon endlich her!« Da würden wir gleich einen Zentimeter kleiner werden. Und wir verspürten das Gegenteil von Anerkennung, nämlich Demütigung.
Ein solches Gefühl können wir nun aber überhaupt nicht gebrauchen. Weil es aber über unser soziales Umfeld immer wieder initiiert werden kann (denken wir nur an Mobbingsituationen, die ausschließlich über die Verweigerung des Zugehörigkeitsgefühls und die Demütigung funktionieren) nutzen wir unser Wissen und lassen immer wieder mal ein Dankeschön in unsere Gefühle einfließen: Sagen wir zu uns selbst ab und zu mal »Dankeschön«.
Sensibilisieren wir uns ein wenig für die Situationen, in denen wir kurz einmal dankbar auch uns selbst gegenüber sein dürfen.
Wenn wir unsere Wohnungstür aufschließen, könnten wir uns sagen: »Mensch, da kann ich mir mal dankbar sein, dass ich mir ein so kuscheliges Nest gebaut habe. Dafür, dass ich so nette Köstlichkeiten im Kühlschrank habe, dafür, dass ich meine Zimmerpflanzen ja doch immer mal wieder gieße, dafür, dass ich meinen Humor
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