Glueckskinder
mütterliches Handeln – also sitzt du hier in meinen Augen auch als Mutter.«
Was habe ich da getan? Ich habe einen Ordner der zweiten Festplatte aufgerufen, der schon so voll war mit Zweifeln und negativen Informationen und Erfahrungen, dass man sich ihm im Grunde nur noch annähern muss, damit er sich von alleine öffnet und dann wie von selbst auch all die mit ihm verbundenen Gefühle freisetzt. Ich warte kurz ab, bis die Tränen versiegt sind, und schreibe dann unverzüglich eine vollkommen neue Datei in diesen verletzten Ordner. Ich erkenne an, was ist, mehr nicht. Ich sage: »Du handelst als Mutter. Wäre ich dein Kind, dann wäre ich stolz auf dich!« So habe ich eine neue Spur in den Schnee geschrieben, wohl wissend, dass meine Wunschmutter ganz von selbst daraus eine neue Piste fahren wird, nicht lange, und sie kann es sich selbst sagen: »Ich handle als Mutter.«
Es geht also nicht nur um die Kraft der Worte allein, es geht immer auch um das Terrain, auf das sie treffen. Jeder Mensch verfügt sowohl über verletzte Bereiche als auch über gestärkte. Im Umgang mit unseren Mitmenschen ist es ratsam, die bereits gestärkten Bereiche noch mehr zu stärken. Sie sind die offenen Türchen, durch die man einen Menschen immer erreichen kann. Sagen wir also nicht: »Ach, ärgere dich nicht über die 4 in Deutsch«, sagen wir doch lieber: »Mein Goldjunge hat ein Mathetalent!« Die Erfolge in Mathe werden dann im Laufe der Zeit von ganz alleine auf die anderen – in diesem Fall schulischen – Bereiche übergehen.
Erkennen wir bestenfalls an, was ist. Und merken wir uns, dass es einige Formulierungen und Worte gibt, die eine große Kraft haben, ganz von selbst. Sie treffen, ob wir das nun beabsichtigen oder nicht. Treffen wir, auch unabsichtlich, mit einer unbedachten Formulierung in ein bereits Verletztes emotionales Gefilde, dann kann dies eine regelrechte Verletzung hervorrufen.
Vermutlich hat ein jeder Mensch auf diese Art und Weise schon einmal einen anderen verletzt. Ganz frei jeder Absicht. Das kommt vor, und es gehört leider zu unserem Alltag.
Wir sollten einfach nur wissen, dass das so ist. Und wir können eine kleine Auswahl an »Zauberwörtchen« parat haben, um im Falle eines Falles sofort eine positive Information in unser System hinterherzuschicken.
Das Gegenteil von Nein ist Ja. Da eine jede wirkliche Veränderung immer zuerst in uns selbst stattfindet, sollten wir zunächst ein Nein immer seltener gebrauchen, wohl wissend, wie scharf seine Klinge ist, und es durch ein liebevolles Ja ersetzen.
Ist Ihnen schon aufgefallen, dass Kinder das oft tun? Meine kleine Freundin Anna hatte für ein paar Jahre die Angewohnheit, auf vielerlei Fragen oder Anregungen laut und begeistert »Ja!« zu rufen. Man hatte oft den Eindruck, sie würde es singen. Da war sie ungefähr fünf Jahre alt. Wir fragten beispielsweise die Kinder, ob wir langsam mal zu Mittag essen wollten, da hüpfte die kleine Anna schon begeistert auf der Stelle und rief: »Ja, ja, ja!«, und so ging das den ganzen Tag. Ob Badewanne, Buddeln, Spazierengehen, Anna war die Ja-Sagerin hier bei uns. Und alle Erwachsenen spürten: Von ihr kann ich noch was lernen.
Vermutlich könnten wir das alle. Wie weit haben wir uns von dieser positiven Einstellung entfernt? Da mag uns eine gute Freundin anrufen und fragen, ob sie uns für ein paar Tage besuchen darf. Was tun wir dann gewöhnlich? Wir müssen erst einmal nachdenken.
Und dann reagieren wir vor allem mit Widerständen und Einwänden. Was sagt der Terminkalender? Wie steht es mit meinen Kräften? Was sagt mein Partner dazu? Werde ich es schaffen, vorher noch die Wohnung aufzuräumen, das Gästebett neu zu beziehen?
Das ist doch eigentlich schade. Warum hüpfen wir nicht einfach erfreut auf der Stelle und rufen laut: »Ja, ja, ja!«?
Weil wir bis zu diesem Augenblick übersehen haben, welche dumme Angewohnheit wir pflegen. Fügen wir ihr schleunigst eine neue hinzu und üben wir, »Ja« zu sagen.
Ein Ja ist das Gegenteil eines verbalen Kampfinstrumentes, es öffnet die Herzen der Menschen, mit ihm brauchen wir nicht zu haushalten und auch nicht zu geizen, wir können von früh bis spät bejahen. Nehmen wir uns doch für nur eine Stunde mal vor, jeden unserer Sätze mit einem Ja zu beginnen.
Unsere Körperzellen werden sich erholen wie selten. Denn sie reagieren auf die von uns selbst gesprochenen Worte ebenso wie auf die von anderen Menschen. Nehmen Sie sich einmal eine Auszeit vom
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