Glücksklee
hätte, hätte sie wieder mal ein einsames Wochenende vor sich, überlegte Jess bedrückt.
Doch das war ja reine Spekulation, denn sie wollte am Freitagnachmittag nach Lakeview fahren und dann bei Emer übernachten. Sie beobachtete ihren gutaussehenden Ehemann, während er seine Siebensachen zusammensuchte.
Er wusste jetzt zwar, dass sie traurig gewesen war, weil ihre Freundinnen sie ausgeschlossen hatten, aber ihre jüngsten Sorgen über ihre nachlassende Fruchtbarkeit hatte sie ihm noch nicht anvertraut, und auf keinen Fall würde sie ihm beichten, dass sie vor ein paar Tagen drauf und dran gewesen war, ihn anzurufen und um einen Quickie zu bitten! Das hätte, wenn sie jetzt darüber nachdachte, auch gar nicht viel Sinn gehabt, denn sie nahm die Pille.
Was Brian wohl sagen würde, wenn sie ihm jetzt mit dieser Idee käme, insbesondere nach dem jüngsten Drama mit ihren Freundinnen? Brian war ein logisch denkender Mann, und bestimmt würde er ihr wieder mal erklären, dass ihre Phantasie mit ihr durchging. Wahrscheinlich würde er ihr auch weismachen wollen, dass ihr Gedanke an ein Baby seine Wurzeln in der Angst hatte, ihre Freundinnen könnten sich immer weiter von ihr entfernen.
Doch Jess wurde nicht jünger, und wenn sie noch länger warteten, bestand die Gefahr, dass sie überhaupt nicht mehr schwanger wurde.
Als Brian sich hinter sie stellte und die Arme um sie legte, verdrängte Jess diese Sorge.
«Du siehst heute einfach zum Anbeißen aus», sagte er und knabberte an ihrem Ohr. «Ist diese Präsentation gleich am Vormittag?»
Jess nickte. «Danke – ist ja auch wichtig, dass man frisch und energiegeladen aussieht, wenn man einen Energy-Drink vorstellt, oder?»
«Weißt du, ich bin versucht, diese blöde Reise zu schwänzen und bei dir zu Hause zu bleiben. Ich finde es schrecklich, dass ich dich so kurz nach Singapur schon wieder allein lassen muss.»
Jess drehte sich um und küsste ihren Mann. Er war wirklich ein wunderbarer Ehemann, dachte sie, und er würde bestimmt ein phantastischer Vater sein. Einen Moment lang musterte sie sein Gesicht.
«Warum siehst du mich denn so ernst an?», fragte er leise.
«Ach, nichts. Ich denke gerade daran, wie sehr ich dich vermissen werde.»
«Ich dich auch. Aber immerhin bist du am Wochenende mit deinen Freundinnen unterwegs, und nach ein paar Gläschen Wein habt ihr drei eure Männer bestimmt vergessen», neckte Brian sie.
Jess lachte. «Da hast du allerdings recht.»
«Na, solange sie dich mit ihrem Gerede über Babys nicht zu Tode langweilen, wirst du bestimmt einen schönen Abend haben», fügte er hinzu. Jess war froh, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte.
Inzwischen fragte sie sich nämlich, ob dieses Gerede über Babys sie wirklich so langweilte.
Am Freitagnachmittag machte Jess schon früher Schluss, um nicht in den Feierabendverkehr zu geraten, und kurz nach sechs kam sie in Lakeview an.
Emer öffnete ihr mit einem breiten Lächeln und nahm sie fest in die Arme. Keine von beiden erwähnte die früheren Reibungen, und Jess war sich jetzt ganz sicher, dass sie sich wegen nichts und wieder nichts Sorgen gemacht hatte.
«Ist Dave da?», fragte sie, während sie ins Wohnzimmer gingen.
«Nein, er hat heute noch eine späte Besprechung, aber er kommt nachher, damit die Babysitterin früh gehen kann. Seit Amys Geburt arbeitet der arme Kerl doppelt so hart, aber ich will mich nicht beklagen. Schließlich hat er jetzt nicht zwei, sondern drei Mäuler zu stopfen!» Emer lachte. «Die Babysitterin ist eben gekommen, und wir versuchen gerade, Amy schlafen zu legen. Ich laufe noch mal hoch und sehe nach ihr, und dann gönnen wir uns schon mal ein Gläschen, während wir auf Deirdre warten, ja?»
«Klar», sagte Jess.
Während Emer oben war, spazierte sie zum Kamin hinüber und betrachtete die Fotos auf dem Kaminsims. Sie erinnerte sich an das frühere Wohnzimmer ihrer Freunde, in ihrem Zuhause in Dublin. Überall hatten Schnappschüsse von Emer und Dave herumgestanden, die sie bei Unternehmungen, auf Reisen und bei ihrer Hochzeit zeigten. Jetzt sah es so aus, als wären diese Aufnahmen – bis auf ein kleines Hochzeitsfoto – alle weggeräumt und durch Babyfotos ersetzt worden: Amy als Neugeborenes, Amy mit ihrem ersten Zahn und weitere Meilensteine aus Amys Leben. Jess überlegte, ob Brian und sie wohl genauso handeln würden, wenn sie ein Kind bekämen – ob ein Baby ebenfalls alle Erinnerungen an ein Leben ohne Kinder löschen würde.
Emer kam
Weitere Kostenlose Bücher