Glücksklee
fahre dich auch wieder zurück. Wie schon gesagt, du willst doch kein Risiko eingehen.»
Gerührt von seiner Besorgnis, schaute Ruth ihn an. «Danke, Charlie. Das weiß ich wirklich zu schätzen.»
«Keine Ursache.» Am Ende der Straße, kurz bevor sie das Zentrum erreichten, bog Charlie nach links auf die Durchgangsstraße ab und verließ das Städtchen.
Auf dem Weg nach Dublin entspannte Ruth sich ein wenig. Sie war erleichtert, dass sie die Fahrt nicht allein machen musste.
«Es sieht ja ganz so aus, als würde Lakeview dir ans Herz wachsen», meinte Charlie sachlich.
Ruth lächelte. «Ich weiß. Ich staune ja selbst darüber. Ich habe schon meine festen Gewohnheiten hier und auch ein paar Freundinnen. Es kommt mir alles so einfach vor.»
«Was denkst du denn, wann du nach Hollywood zurückfliegst?» Bei dieser Frage verdüsterte Charlies Miene sich ein wenig.
«Ich bin nicht ganz sicher. Ich hatte geplant, bis Ende September hierzubleiben, aber ich hatte natürlich nicht mit dem da gerechnet.» Sie legte die Hand auf ihren Bauch. «Trotzdem, die Pause ist schön, und ich fange an, so manches zu hinterfragen.»
«Zum Beispiel?»
«Ach, so dies und das», antwortete Ruth absichtlich vage. «Ich merke, dass ich so entspannt bin wie lange nicht mehr, und ich überlege, ob ich mich verändert habe oder ob dieses Land anders geworden ist. Verstehst du?»
Charlie lächelte ihr zu, sagte aber nichts.
Etwa eine Stunde später hielt Charlie auf dem Parkplatz neben der Klinik. Er stieg aus und kam um den Wagen herum auf die Beifahrerseite, um Ruth die Tür zu öffnen.
«Danke.» Sie griff nach seiner Hand, und er half ihr aus dem Auto.
«Kein Problem. Um wie viel Uhr hast du deinen Termin?»
«Wir sind ein bisschen früh dran, aber das macht bestimmt nichts.»
«Gut. Soll ich denn …» Charlie verstummte, und Ruth sah ihn an.
«Was?», fragte sie, während sie in ihrer Handtasche nach der Überweisung kramte.
«Egal. Ist nicht wichtig.»
Sie zog die Brauen zusammen. Was meinte Charlie nur? «Bist du sicher, dass du nicht einfach zurückfahren willst? Ich werde wohl nicht allzu lange brauchen, aber so genau weiß ich es nicht – vielleicht ist da drinnen eine lange Schlange, und ich möchte wirklich nicht, dass du warten musst.»
«Ich habe es nicht eilig, bestimmt nicht. Ich wollte dich gerade fragen, ob ich mit dir zusammen warten soll.»
Verblüfft hob Ruth den Kopf. «Beim Frauenarzt? Mit mir zusammen … wirklich?»
«Tut mir leid, wenn das unangebracht ist. Es geht mich ja schließlich nichts an, und –»
Wieder war Ruth gerührt. «Doch, doch, bitte komm mit. Das wäre schön.»
«Findest du das nicht aufdringlich?»
«Überhaupt nicht. Ich freue mich über deine Gesellschaft.»
«Na, dann ist gut. Ich hab mir gedacht, es ist doch besser, wenn du nicht allein warten musst – und dann habe ich wenigstens eine Vorstellung, wann du fertig bist.»
«Vernünftig.» Ruth lächelte, aber sie war immer noch verblüfft über Charlies Vorschlag. Was war er doch für ein seltsamer Mann, dass er sich anbot, in einer gynäkologischen Klinik mit ihr zu warten, gemeinsam mit Frauen in verschiedenen Phasen der Schwangerschaft. Aber wenn er darauf bestand …
Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis Ruth aufgerufen wurde, und bis dahin saßen Charlie und sie verlegen zwischen den anderen Schwangeren. Einige waren mit Partner erschienen, andere allein, und ein paar hatten Kinder mitgebracht. Es war eine sonderbare Erfahrung, aber Ruth überlegte, dass sie sich wohl oder übel an diese Atmosphäre gewöhnen musste.
Der Privatarzt, den sie konsultierte, gehörte zu den exklusivsten in ganz Dublin, und zum Glück schien keine der anderen Mütter sie zu erkennen oder auf die Idee zu kommen, dass die ungeschminkte Frau mit dem Pferdeschwanz der berühmte Star aus
Glamazons
sein könnte. Wieder stellte Ruth fest, dass ihr das gar nichts ausmachte. Sie war es leid, angestarrt und beurteilt zu werden, und fand es schön, einfach normal zu sein, so wie alle anderen.
Als die Krankenschwester ihren Namen rief, nahm Ruth ihre Tasche und stand auf. Auch Charlie erhob sich. «Ich glaube, von hier aus kann ich allein weiter», sagte Ruth mit einem Grinsen, und er errötete.
«Nein, nein, kommen Sie ruhig mit», forderte die Krankenschwester ihn auf.
Ruth musste lachen, doch Charlie wirkte entsetzt. «Er ist gar nicht der Vater», stellte sie klar. «Wir sind alte Freunde. Er ist mitgekommen, um mich moralisch zu
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