Glücksspiel der Liebe
warum?«
»In Anbetracht der Umstände hatte ich Angst, Sie...« Er zuckte auf zauberhaft jungenhafte Art mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ich hatte einfach Angst.«
Er schien doch sehr nett.
»Ein bisschen peinlich, nicht wahr?«
Er lachte kurz auf. »Ein bisschen?«
»Eigentlich sogar sehr.«
»Das ist möglicherweise der peinlichste Augenblick meines Lebens«, stellte er trocken fest. »Und davon gab es schon einige — bei manchen war ich mir nicht sicher, ob ich sie überleben würde.«
Ihr Blick wanderte zu der Narbe über der Augenbraue. Sie verlieh ihm wirklich etwas von einem Piraten. Einem guten Piraten. »Und dies ist einer davon, Mr Sinclair?«
»Daniel bitte. Ich denke, in unserer Lage können wir uns gewisse Formalitäten ersparen.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und die Erinnerung an dieselbe Geste bei Jonathon blitzte in ihr auf. »Aber ja, Fiona...« Er sah sie fragend an.
Sie nickte.
»Ja, das ist einer dieser Momente. Ich habe das Gefühl, mein ganzes Leben zieht an mir vorbei, während wir hier miteinander sprechen.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Es war ein schlimmes, schlimmes Leben.« Plötzlich grinste er. »Aber ein sehr unterhaltsames.«
Du liebe Güte, der Mann war wirklich ein Pirat. Sie konnte verstehen, warum Belle sich von ihm angezogen fühlte. Wider Willen musste sie lachen.
»Fiona.« Er wurde wieder ernst. »Darf ich ehrlich mit Ihnen sein?«
»Ehrlichkeit wäre mal eine erfrischende Abwechslung, Mr... Daniel.« Sie ließ sich auf dem Sofa nieder und sah ihn erwartungsvoll an. »Fahren Sie doch fort.«
»Also gut, dann.« Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und dachte kurz nach. »Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll.«
»Vielleicht einfach mit dem Grund für Ihr Kommen.«
»Das wäre sicherlich sinnvoll. Gut. Sie wissen ja sicher ebenso gut wie ich, dass unsere Väter vor einigen Jahren eine Ehe zwischen Ihnen und mir vereinbarten. Ich wusste davon nichts, bis ich kürzlich in Florenz eintraf.«
»Nein?« Sie sah ihn erstaunt an.
»Nein. Sie etwa?«
»Nicht bis ich nach dem Tode meines Vaters von seinem Testament erfuhr.«
»Also willigten Sie nicht in diese Ehe ein?«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie anscheinend auch nicht.«
»Das rückt die Dinge in ein neues Licht.« Erleichtert atmete er auf. »Ich scheue mich nicht Ihnen zu gestehen, dass ich nicht besonders darauf erpicht war, hierher zu kommen. Und ich bin auch jetzt nur hier, da mein Vater darauf bestand und Sie viel Geld erben. Im Moment könnte ich viel Geld gut gebrauchen. Ich habe die Möglichkeit, eine exzellente Investition zu tätigen, mit der ich ein Vermögen machen könnte... Aber das tut jetzt nichts zur Sache.« Er setzte sich neben sie auf das Sofa. »Aber ich habe keinen Wunsch, eine Frau zu heiraten, die mich nicht heiraten will. Und das möchten Sie doch nicht, oder?«
»Das kann ich noch nicht sagen, ich kenne Sie doch kaum.«
»Aber natürlich.« Er schwieg kurz. »Ich hoffe doch, Sie sind nicht enttäuscht?«
»Überhaupt nicht.« Sie verbiss sich ein Grinsen. »Und Sie?«
»Liebe Güte, nein.« Er warf ihr einen bewundernden Blick zu. »Ich bin angenehm überrascht. Wenn man eine fünfundzwanzigjährige Frau heiraten soll, weil ihr eigener Vater befürchtet, sie würde sonst nie heiraten, dann erwartet man eben niemanden wie Sie.«
»Man erwartet eine alte, häss li che und verzweifelte Frau?«
»Ja.« Er beugte sich vertraulich zu ihr. »Offen gestanden wagte ich nur auf Gutmütigkeit zu hoffen.«
Fiona musste lachen.
»Dann hätten wir das ja geklärt.« Er erhob sich. »Fiona, es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
»Das ist alles?« Sie sah erstaunt zu ihm auf. » Mehr haben Sie nicht zu sagen?«
»Ich denke nicht.« Er dachte kurz nach. »Sie wollen mich nicht heiraten, ich will Sie nicht heiraten, und um ehrlich zu sein momentan auch niemanden sonst. Also ja, das ist alles.«
»Sie kennen nicht das ganze Testament meines Vaters, oder?«
»Abgesehen von dem Teil über unsere Eheschließung, nein.«
»Setzen Sie sich doch bitte, Daniel«, sagte sie seufzend. »Lassen Sie mich Ihnen alles erzählen.«
Daniel setzte sich gehorsam und erfuhr alles über Fionas Erbe und die Mitgiften ihrer Schwestern.
Am Ende pfiff er leise. »Das nenne ich eine Bredouille.«
»O ja.« Sie suchte nach den passenden Worten. »Erlauben Sie mir, ganz ehrlich mit Ihnen zu sein. Meine Tante erbot sich, für meine Schwestern zu sorgen, wenn
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