Glücksspiel der Liebe
musste man rechnen. Als Verbündeter wäre er erstklassig.
Oliver stellte die anderen Männer vor und alle nahmen wieder Platz. Sinclair nahm ein Glas entgegen und verlegenes Schwelgen senkte sich über das Grüppchen.
Dann fasste Jonathon sich ein Herz. »Mr Sinclair. ..«
»Lord Helmsley...«, begann Sinclair zeitgleich.
Wieder Schweigen.
Oliver räusperte sich. »Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich meinen Einfall erläutern würde.«
»Vielleicht wäre es das Beste, wenn überhaupt jemand etwas sagen würde.« Wartons Kommentar war kaum zu hören.
Oliver fuhr fort. »Sinclair verspürt keinen besonderen Drang, Fiona zu heiraten.«
»Nicht, dass sie nicht schön und bezaubernd wäre«, beeilte der sich zu versichern. »Und ganz anders, als ich erwartet hatte. Sie können sich sicher vorstellen, was ich befürchtete, als ich von dem Arrangement hörte.«
»Sie war früher mal dick«, versicherte Cavendish diensteifrig.
Sinclair sah ihn verwirrt an, dann sprach er weiter. »Unter anderen Umständen wäre ich sicher entzückt gewesen, mit einer Frau wie ihr verheiratet zu werden. Obgleich ich doch vorziehen würde, mir meine Braut eines Tages selbst auszuwählen. Doch im Augenblick habe ich überhaupt nicht den Wunsch, zu heiraten.«
»Wir auch nicht.« Warton grinste. »Außer Helmsley natürlich. Er sagte immer, wenn er erst die ideale...«
»Das reicht«, schnitt Jonathon ihm das Wort ab.
Warton kicherte und selbst Oliver hatte Mühe ein Lächeln zu unterdrücken.
»Aber trotzdem willigten Sie in eine Ehe mit ihr ein?«, fragte Jonathon nun.
Sinclair warf Oliver einen unsicheren Blick zu. »Haben Sie ihnen schon alles erzählt?«
Oliver nickte.
Erleichtert atmete Sinclair auf. »Dann wissen Sie ja bereits, dass ihr nichts an einer echten Ehe liegt. Es ist mehr eine geschäftliche Vereinbarung. Sie bekommt ihr Erbe, ich das benötigte Geld, und am Ende lösen wir die Ehe auf oder lassen sie annullieren. Hier oder in Amerika.« Er zuckte die Achseln. »Dieses spezielle Detail haben wir noch nicht besprochen.«
»Dann liegt Ihr einziges Interesse in der finanziellen Regelung?«, vergewisserte sich Jonathon.
Sinclair wand sich. »Wenn Sie das so sagen, klingt es geldgierig; aber sie haben Recht. Wenn ich auch betonen möchte, dass Miss Fairchilds Interesse an diesem Arrangement ebenfalls materieller Natur ist.«
»Helmsley sucht immer nach guten Investitionen«, sagte Oliver beiläufig. »Man könnte auf den Gedanken kommen, Sie würden von einer Hochzeit absehen, wenn Sie das Geld anderweitig auftreiben könnten.«
Vier verblüffte Augenpaare wandten sich Oliver zu.
»Das ist ausgezeichnet, mein alter Freund.« Warton klang bewundernd.
Oliver grinste triumphierend.
»Sie würden sie einfach so aufgeben?«, fragte Jonathon.
»Ich kann sie nicht aufgeben, da sie nicht mir gehört. Um ehrlich zu sein, hatte ich im Gespräch mit ihr heute deutlich den Eindruck,« — er sah Jonathon direkt in die Augen — »dass ihr Herz bereits vergeben ist.«
Jonathon beugte sich aufgeregt vor. »Tatsächlich?«
Sinclair gluckste. »Sie sagte es nicht direkt, doch sie erwähnte — in nachdrücklichem Tonfall, wenn ich das hinzufügen darf — dass Liebe ihrer Ansicht nach ins Reich der Sage gehöre und alle Männer, mit der möglichen Ausnahme meiner selbst...«
»Und meiner«, fiel Oliver ein.
Sinclair verneinte mit einem Kopfschütteln. »Weder Sie noch Miss Fairchilds eigener Vater wurden davon ausgenommen, bedaure. Sie sagte, alle Männer seien Schufte, denen es nur um ihr Ehrgefühl und ihre Pflichten gehe, und sie ziehe eine Ehe nur zum Schein jeder anderen Beziehung zu einem Mann vor. Auf ewig.«
»Aua.« Warton zuckte zusammen.
»Meiner Erfahrung nach bedeutet ein solcher Wutausbruch bei einer Frau über Männer im Allgemeinen und Liebe im Besonderen, dass sie in Wahrheit leidenschaftlich liebt.«
Jonathon dachte nach. Selbstverständlich liebte sie ihn. Wie hatte er das nur einen Moment anzweifeln können? Sie liebte ihn, er liebte sie, und sie beide waren füreinander bestimmt. Da war Schicksal und er würde sie nicht entkommen lassen.
»Dann blasen wir also die Hochzeit ab?«
Jonathon schüttelte den Kopf. »Nein.«
Er war jetzt fest entschlossen und das hob auch seine Laune wieder. Was um alles in der Welt war nur mit ihm los gewesen? Niemals in seinem Leben hatte er um etwas kämpfen müssen, doch das hieß nicht, dass er es nicht jetzt tun konnte. Und er hegte nicht den geringsten
Weitere Kostenlose Bücher