Glücksspiel der Liebe
damals für das Beste hielt, Fiona. Ich konnte dich doch nicht einfach deinem Schicksal überlassen. Ja, ich fühlte mich verpflichtet und verantwortlich. Es war nicht deine Schuld, dass ich meine Einwilligung in deinen Heiratsantrag nicht ernst meinte. Aber als der Irrtum endlich aufgeklärt war, was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen?«
»Sie hätten einwilligen können, mich zu heiraten, und es auch so meinen!«
»Aber ich will dich doch jetzt heiraten! Bedeutet das denn überhaupt nichts?«
»Nein! Nicht mehr. Es ist zu spät. Sie sind zu spät.« Sie zählte die einzelnen Punkte an ihren Fingern ab. »Sie haben mich belogen. Mich getäuscht...«
»Das habe ich doch nur für dich getan!«
»Wohl kaum! Sie haben versucht, mein Leben zu beeinflussen, zu formen, genau wie mein Vater es tat.
Gleich wie ernsthaft er glaubte, das Beste für mich zu tun. Sie wollten doch nur Ihre eigenen Schuldgefühle besänftigen, um mich ging es gar nicht!« Sie wich seinem Blick nicht aus. Plötzlich wurde ihre Stimme ganz ruhig. Das ließ nichts Gutes verheißen. »Ich sagte Ihnen, ich würde niemals einen Mann zu einer Heirat zwingen. Ich kann keinen großen Unterschied dazwischen sehen, einen Mann durch eine Indiskretion zur Ehe zu zwingen oder, weil er sich verpflichtet fühlt.«
Ihm stockte der Atem. »Was sagst du denn da?«
»Ich sage, dass ich zwar Ihre Unterstützung sehr zu schätzen weiß, aber unsere Verbindung hiermit gelöst ist.« Sie klang höflich, förmlich. Ihm wurde angst und bange. »Ich habe ebenfalls Verpflichtungen und Verantwortungen, und die kann ich durch Lug und Trug nicht erfüllen.«
»Fiona...«
Steif und sachlich faltete sie die Hände. Als wäre das Gespräch beendet. »Ich werde mich dem Willen meines Vaters beugen und den heiraten, den er für mich vorsah.«
Fassungslos sah er sie an. »Das kannst du nicht.«
»O doch, das kann ich. Und das werde ich.«
»Das lasse ich nicht zu.« Er hatte keine Ahnung, wie er sie davon abhalten sollte.
Sie machte eine abfällige Handbewegung. »Sie haben dabei nichts zu sagen. Außerdem dürfen Sie sich von jeglichen weiteren Verpflichtungen befreit betrachten. Allerdings möchte ich Ihnen meine Glückwünsche aussprechen.«
Er traute sich kaum zu fragen. »Weswegen?«
»Da ich Sie nicht zur Ehe zwingen werde, haben Sie unsere Wette gewonnen.«
Er zog die Augenbrauen zusammen. »Was für eine Wette?«
»Meine Keuschheit gegen Ihre Freiheit.«
»Meine Freiheit...« Jetzt erst fiel ihm die pikante Wette wieder ein und er schüttelte den Kopf. »Das hatte ich nie so gemeint... das war doch alles nicht ernst gemeint, nur ein Scherz...«
»Ich bin der Scherze müde!« Sie war erschöpft. »Es amüsiert mich nicht mehr!«
»Ich...«
»Ob es ein Scherz war oder nicht, Sie haben Ihre Freiheit wieder und ich verlor meinen Wetteinsatz. Wäre dies eine Sage, gäbe es eine Art Lektion zu lernen über den Ursprung der Welt oder den Anfang aller Zeit. Es gäbe eine Parallele zwischen Ihnen und mir und der Natur. Doch so ist es nicht. Als Oliver erstmalig Ihren Namen erwähnte, dachte ich, es sei Schicksal. Es musste doch so sein. Es konnte doch kein Zufall sein, dass Oliver den Namen eben jenes Mannes nennen würde, der einst meine Zuneigung besaß...«
»Wie bitte?« Er sah sie unsicher an.
Sie wischte seine Frage mit einer Handbewegung beiseite. »Ich sah sie vor Jahren auf dem Weihnachtsball. Damals war ich fast noch ein Kind und ich hielt Sie für den wunderbarsten Mann, den ich je gesehen hatte. Ich wurde sogar Zeugin Ihres Rendezvous mit einer Dame in der Bibliothek.«
Er stieß hörbar die Luft aus. »Verstehe.«
»Lange fragte ich mich, wie es wohl wäre, die Dame bei Ihnen in der Bibliothek am Heiligabend zu sein. Ich fragte mich auch, wie es wohl wäre, diese Dame am nächsten Tag zu sein.« Sie lächelte ohne Freude. »Nun weiß ich es.« »Das klingt für mich nach Schicksal«, sagte er ruhig.
»Schicksal gibt es nur in Märchen oder Romanen. Das wirkliche Leben ist nur, was wir daraus machen.« Sie seufzte müde, als wäre sie zu erschöpft, weiterzureden. »Es wäre wohl am besten, Sie gingen jetzt.«
Er wusste nicht, was er sagen, was er tun sollte. So hilflos hatte er sich in seinem ganzen Leben noch nicht gefühlt. Angst stieg in ihm auf, aber er schob sie schnell beiseite. »Darf ich dir erst noch eine Frage stellen?«
Sie zögerte, nickte dann aber. »Eine.«
»Du sagtest, ich hätte einst deine Zuneigung
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