Glücksspiel der Liebe
doch«, mischte sich Belle ein. »Wir alle haben das bemerkt.«
»Bin ich nicht«, log Fiona.
Sophia schnaubte. »O doch. Und zwar auf sehr phantasievolle Art und Weise.«
Belle sprang auf, klemmte die Daumen in ein imaginäres Revers und sprach ihre Zwillingsschwester mit tiefer Stimme an. »Komm schon, Cousine Fiona, erzähl mir doch, was zwischen dir und Lord Helmsley vorgefallen ist. Er ist immerhin einer meiner engsten Freunde und du gehörst zur Familie.«
»O, lieber Cousin!« — Sophias Stimme klang unnatürlich hoch - »Ich würde ja, aber...« Sie stand auf, reckte eine Hand ihrer Schwester entgegen und legte sich den Rücken der anderen an die Stirn. »So gern ich dir alles erzählen möchte, ich fürchte, ich muss jetzt in Ohnmacht fallen.«
Gen trat beiseite und Sophia sank theatralisch auf der Chaiselongue nieder.
»Arme, arme Fiona.« Gen tätschelte den Kopf ihrer Schwester und seufzte kummervoll. »Sie ist so ein zerbrechliches Dingelchen und trägt solch furchtbare Verantwortung, jetzt, wo die Mädchen ganz allein auf der Welt sind.«
»Das ist überhaupt nicht lustig.« Fiona versuchte vergeblich, ein Lachen zu unterdrücken. »Sophia soll ja offenbar mich darstellen und Belle Oliver, aber wer, bitte schön, bist du?«
»Tante Edwina natürlich.« Gen verschränkte die Hände unter dem Kinn und blicke himmelwärts. »Liebste, tapfere Fiona. Kümmert sich um ihre verwaisten Schwestern, anstatt eine eigene Familie zu gründen.« Gen grinste. »Sie findet dich wunderbar.«
»Sie glaubt, ich bin nur einen Schritt von einer alten Jungfer entfernt«, widersprach Fiona trocken. Es war Tante Edwinas Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass Fiona bereits fünfundzwanzig Jahre alt und noch unverheiratet war.
»Mit ein bisschen Glück nicht mehr lange.« Sophia musterte ihre ältere Schwester. »Warum hast du Tante Edwina nicht ebenfalls von Vaters Testament erzählt?«
»Tante Edwina hätte dich in weniger als einem Tag verheiratet.« Belle lächelte süffisant. »Und auch noch mit einer ausgezeichneten Partie, möchte ich wetten. Sie hat sicher zahllose Freundinnen mit geeigneten Söhnen, die dich schneller heiraten würden, als du ja sagen kannst.«
»Es kann doch wirklich nicht so schwierig sein.« Belle musterte Fiona kritisch. »Dein Alter sieht man dir kaum an.«
»Vielen Dank.« Fiona beherrschte sich mühsam und atmete tief durch. »Ich habe Tante Edwina nichts erzählt, weil diese ganze Situation peinlich und demütigend ist und ich es vorziehe, so wenige Menschen wie möglich davon in Kenntnis zu setzen. Außerdem dachte ich, Olivers Unterstützung sei der seiner Mutter vorzuziehen.«
»Das kann ich verstehen. Oliver ist wirklich umwerfend. Eine Schande, dass er mein Cousin ist.«
»Nur angeheiratet«, beeilte sich Belle zu erklären. »Seine Tante, Fionas Mutter, war Vaters erste Frau. Und da Vater uns adoptierte, als er Mutter heiratete, besteht keine echte Blutsverwandtschaft.«
»Das ist mir sehr wohl bewusst«, sagte Gen nachdenklich.
»Schlag dir das für den Augenblick mal schön aus dem Kopf.« Fiona sah ihre Schwestern nacheinander streng an. »Oliver kommt für keinen von euch in Frage. Hier in London brauchen wir Familie mehr als alles andere. Und er und seine Mutter sind alles, was wir haben.
»Schade«, murmelte Sophia.
»Abgesehen davon spricht Tante Edwina schon davon, euch alle diesen Frühling in die Gesellschaft einzuführen.« Fiona nahm eine aufreizend gelassene Haltung an. »Sollte eine von euch bereits vorher einen Partner gefunden haben, würde sie die Londoner Saison und alles, was dazugehört, verpassen. Wäre doch ein Jammer.«
Gen blinzelte zu ihrer Zeitschrift. »Die Kleider.«
»Die Bälle«, fügte Sophia hinzu.
»Die Gentlemen«, hauchte Belle.
Fiona seufzte. »Es wäre doch schade, sich jetzt schon auf Oliver zu versteifen, bevor ihr Gelegenheit hattet, andere in Augenschein...«
»Ich würde Tante Edwina wirklich ungern enttäuschen.« Sophia richtete sich mühsam auf der Chaiselongue auf. »Sie betrachtet uns alle als die Töchter, die sie immer gern gehabt hätte. Und ich persönlich genieße es auch, eine Mutter um mich zu haben. Auch wenn es nicht meine eigene ist.«
»Ich glaube, Mutter hätte Tante Edwinas Pläne für uns gebilligt.« Gen nickte. »Mutter hätte auch gut gefallen, wie sehr Tante Edwina uns mag.«
Die Mutter der Mädchen, Fionas Stiefmutter, war kurz nach Fionas achtzehntem Geburtstag gestorben, als Gen erst zehn und die
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