Glücksspiel der Liebe
fremdartiger und kostspieliger, desto besser. Sie bildete sich ein, eine begnadete Gärtnerin zu sein, obgleich sie einen ganzen Stab von Angestellten hatte, um die eher unerfreulichen Aufgaben des eigentlichen Pflanzens und Pflegens zu erledigen.
»Es ist halb zehn, die meisten Menschen würden das nicht als unchristliche Zeit bezeichnen. Außerdem ließ ich dir gestern Abend noch ein paar Zeilen zukommen, die meinen Besuch heute Morgen ankündigten.« Jonathon verengte die Augen. »Und ich habe nichts von Liebe gesagt.«
Judith gähnte äußerst unelegant. »Es geht immer um die Liebe, mein Schatz. All dieser Unsinn um Männer und Frauen. Gelegentlich kann es auch einmal um Leidenschaft oder Wollust oder Geld gehen, doch meistenteils geht es um Liebe. Oder besser gesagt ist es immer am spannendsten, wenn es um Liebe geht.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich hätte dich nie für so romantisch gehalten.«
»Ich kenne keine Frau, die nicht auf die ein oder andere Weise romantisch ist.« Sie musterte ihn kurz. »Einschließlich deiner Miss Fairchild.«
»Sie ist nicht meine Miss Fairchild«, schmollte er.
Die flauschige Kreatur hob den Kopf und knurrte. Sein Frauchen grinste verschmitzt. »Aber das hättest du gerne.«
Ungeduldig sprang er auf und durchmaß das Zimmer mit großen Schritten. »Ich weiß nicht, was ich gerne hätte.«
»Natürlich nicht, mein armer, armer dummer Jonathon.« Judith ließ sich gegen die Lehne sinken und sah ihm viel zu belustigt bei seiner Wanderung zu. »Ich sollte mich wohl bei dir für meinen Anteil an der Sache entschuldigen. Aber als Norcroft sagte, seine Cousine wünsche dich allein zu treffen, konnte ich darin nichts Schlimmes sehen. Und da ich selbst eine viel interessantere Einladung für diesen Abend hatte...«
Er blieb stehen und sah sie unverwandt an. »Du warst also nicht auf dem Ball?«
»Nur kurz.« Sie zuckte die Achseln. »Lange genug um mich blicken zu lassen.« »Was hast du vor, Judith?«
Sie lachte. »Nichts Besonderes, sei dir versichert. Oder vielleicht etwas von großer Bedeutung. Ich habe mich noch nicht entschieden. Und für dich ist es nicht von Belang.«
»Aber dennoch...«
»Jonathon, heute geht es um dein Leben, nicht um meines«, unterbrach sie ihn bestimmt. »Also gut, von allen Männern, die ich je kennenlernte, hielt ich dich für den der Ehe am wenigsten abgeneigten. Warum heiratest du das Mädchen nicht einfach?«
»Sei nicht albern. Ich kenne sie doch kaum.«
»Mein Lieber, du kennst niemanden wirklich, ehe du nicht mit ihm verheiratet bist. Bis du ein Leben mit dem anderen teilst und das Gefühl, dass es für immer ist. Bis du Gelegenheit hast, dich über ihren verschwenderischen Umgang mit Geld zu beklagen, und sie sich über deine schlechten Angewohnheiten und deine ebenso schlechte Gesellschaft verbreiten kann.«
»Ich würde weder meine Gesellschaft noch meine Angewohnheiten als schlecht bezeichnen«, gab er steil zurück.
Sie lachte. »Du bist wohl kaum vollkommen.«
»Das habe ich auch nie behauptet.« Er schwieg kurz. »Obwohl ich durchaus eine gute Partie bin.«
»Und auch noch bescheiden.«
»Hör schon auf, Judith, und sag mir, was ich tun soll.«
»Du hättest mich vor Jahren heiraten können.«
Skeptisch betrachtete er sie. »Du warst noch niemals besonders interessiert an einer Ehe.«
»Einmal hat gereicht.« Geistesabwesend tätschelte sie das Hündchen und das Tier legte den Kopf in ihren Schoß. Sein Blick verfolgte Jonathon unablässig. »Außerdem ist mir unser über die Jahre getroffenes Arrangement lieb und teuer.«
Er lächelte. »Freunde, die gelegentlich das Bett teilen?«
»Dir ist doch bewusst, dass das ein Ende haben wird, wenn du heiratest?« Ihre Blicke trafen sich. »Nicht unsere Freundschaft, wir werden immer Freunde bleiben. Aber das andere.«
»Natürlich.« Judith mochte wohl etwas freigiebiger mit ihrer Gunst sein als andere Frauen seiner Bekanntschaft, doch sie ließ sich nie mit verheirateten Männern ein. »Unsere Freundschaft möchte ich nie verlieren.« Jonathon lächelte bei dem Gedanken, dass nur wenige Frauen auf der Welt die Art von Freundschaft hinnähmen, die zwischen ihm und Judith herrschte.
Sie sah ihn eindringlich an. »Hältst du es nicht für aufschlussreich, dass du mich überhaupt um Rat fragst?«
»Nein.« Er zog die Augenbrauen zusammen und versuchte sich an das letzte Mal zu erinnern, als er wegen einer Frau um Rat gebeten hatte und gescheitert war. »Du
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