Glücksspiel der Liebe
sich auf ihr Bett fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. Was um Himmels willen war nur über sie gekommen? Wie hatte sie nur so... ehrlich sein können? Dieses Geständnis war alles andere als überlegt gewesen, gleich wie unwiderstehlich sie ihn auch finden mochte. Ihr Plan, so sie denn etwas in der Art gehabt haben sollte, hatte darin bestanden, viel Zeit mit ihm zu verbringen, ihn zu bezaubern, bis er... was? Sie heiratete? Sie liebte?
Sie hatte keine Ahnung. Er verwirrte sie maßlos, genau wie die Gefühle, die er in ihr hervorrief und die noch nie ein Mann in ihr hervorgerufen hatte. Gott wusste, sie hatte schon diverse Avancen von Männern bekommen, die darin noch geübter waren als er. Und doch hatte noch nie ein Mann sie so in Versuchung geführt. Niemals hatte sie eine Kapitulation auch nur in Erwägung gezogen. Niemals zuvor auch nur den Gedanken zugelassen, ihre Zukunft wegzuwerfen, um den Zauber seiner Umarmung zu erleben oder gar, Gott steh ihr bei, den seines Bettes. Doch bei Jonathon wünschte sie sich nichts so sehr wie sich seinem Charme zu ergeben. Und das seit dem ersten Augenblick, da sie ihn in der Bibliothek von Effington House sah. Oder vielleicht sogar seit ihrer ersten Begegnung vor all den Jahren.
Trotz allem musste sie sich um ihre Schwestern kümmern; ihnen würde es nicht zum Vorteil gereichen, wenn Fiona ihrem Verlangen nachgäbe.
Nein, sie brauchte einen Ehemann, keinen Liebhaber.
Und solange Jonathon an dem einen nicht interessiert war, würde sie ihm sicherlich das andere nicht gewähren.
Jonathon blickte in den nun leeren Korridor.
Was genau hatte er getan, um diesen Ausbruch zu provozieren? Nichts auch nur entfernt Ungewöhnliches. Ja, er hatte mit ihr poussiert, doch das tat er mit jeder hübschen und amüsanten Frau. Es war doch nur natürlich, dass er...
Innerlich stöhnte er auf. Er hätte es wissen müssen, Fiona war nicht irgendeine Frau. Sie war in einer verzweifelten Lage und hatte ihn bereits gebeten, sie zu heiraten. Und er hatte abgelehnt. Seine unsittlichen Aufforderungen würden nur jegliche romantischen Neigungen ihrerseits verstärken. Ja, sie hatte sogar gesagt, sie könnte sich leicht in ihn verlieben.
Und erging es ihm nicht ebenso? Ohne Vorwarnung schoss ihm dieser Gedanke durch den Kopf. Das war selbstverständlich absurd. Lächerlich. Gut, sie rief alle möglichen ungewohnten Gefühle in ihm hervor, doch das musste an den merkwürdigen Umständen hegen. Dennoch, sollten seine Freunde Recht und er noch nie eine wahre Leidenschaft des Herzens erlebt haben, würde er die Liebe dann überhaupt erkennen, wenn sie ihm begegnete?
Er brauchte dringend einen Rat und zwar auf der Stelle. Er hatte zwei Schwestern, die er konsultieren konnte, doch Lust und Verlangen und Gefühlskonfusion waren nicht unbedingt die Dinge, die man mit der eigenen Schwester besprach. Und auch mit seinen Eltern wollte er diese Themen vermeiden, obwohl ihn sicher beide gut verstehen würden. Oliver kam ebenfalls nicht in Frage; er war immerhin Fionas Cousin und wollte nur das Beste für sie. Und weder Warton noch Cavendish waren in der Vergangenheit übermäßig erfolgreich bei Frauen gewesen. Da würde Jonathon lieber seinen eigenen Instinkten vertrauen, als einen Ratschlag von einem der beiden anzunehmen. Außerdem fänden sie die ganze Angelegenheit sicherlich höchst unterhaltsam.
Nein, er bräuchte jemanden, der ihn durch die Untiefen des weiblichen Gefühlslebens lotsen könnte. Und das konnte wahrscheinlich nur eine Frau.
Siebtes Kapitel
Am nächsten Morgen, viel früher als vernünftige Menschen normalerweise Besuche abstatten...
»Du weckst mich zu dieser unchristlichen Zeit um mich über die Liebe zu befragen?« Judith, Lady ehester, lag auf der Chaiselongue in ihrem Schlafgemach. Den zartrosa Spitzenmorgenmantel, in den sie gehüllt war, konnte man kaum als Bekleidung bezeichnen. Sie blickte Jonathon fassungslos an, als habe er vollkommen den Verstand verloren. Das kleine, weiße Wollknäuel, das angeblich ein Hündchen war, lag zusammengerollt an ihrer Seite und sah ihn mit demselben Gesichtsausdruck an. Sehr beunruhigend.
Jonathon hockte auf der Kante eines französischen Stuhls, der viel zu zart war, um bequem zu sein. Andererseits war nahezu alles in Judiths Boudoir zu zart für jeden, dessen Geschmack nicht ausgesprochen feminin war. Die Blumendekoration war wie immer ungewöhnlich und exotisch. Judith hegte eine Leidenschaft für Blumen, je
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