Glücksspiel der Liebe
ist mein Buch und es wird mir zur... zur...«
»Zur was?« Seine blauen Augen brannten sich in ihre Seele.
»Es wird mir zur Warnung dienen.« Sie reckte das Kinn. »Vor falschen Hoffnungen und enttäuschten Erwartungen und Männern, die ihre Versprechen nicht einhalten.«
Ihm stockte der Atem, als hätte man ihn geohrfeigt. Das alles tat ihr unendlich Leid, für ihn und für sich selbst.
»Und jetzt gehen Sie bitte.«
»Wie Sie wünschen.« Er wandte sich zur Tür, drehte sich aber noch einmal um, als wollte er etwas sagen. Einen Augenblick lang sah er sie an, dann nickte er und ging hinaus.
Nein!, schrie es in ihrem Kopf und sie wollte ihm nachlaufen. Sie hatte beinahe die Tür erreicht, als ihr plötzlich bewusst wurde, was gerade geschehen war. Die Wucht der Erkenntnis nahm ihr den Atem und ließ sie erstarren.
Was hatte sie nur getan? So durfte es nicht enden. Sie mussten doch glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage zusammenleben. Doch sie konnte ihn nicht zwingen, sie zu lieben, ebenso wenig wie sie ihn zwingen konnte, sie zu heiraten. Dabei war sie sich so sicher gewesen...
Nein, sie war sich immer noch sicher. Sie konnte sich nicht so getäuscht haben. Sicherlich würde Jonathon nicht zulassen, dass sie diesen Amerikaner oder irgendjemanden sonst heiratete. Oder dass sie für immer aus seinem Leben verschwand.
Im Augenblick hatte sie zwar keine Ahnung, was sie nun tun sollte, aber etwas musste passieren. Vielleicht brauchte sie Hilfe von einem Menschen, der mehr Erfahrung mit Männern hatte als sie selbst. Jemand, der sogar mit diesem ganz speziellen Mann Erfahrung hatte. Noch war es nicht zu spät. Jonathon Effington war die Liebe ihres Lebens und Fiona weigerte sich, ihn aufzugeben.
Und solange sie noch nicht Mrs Wieheißternoch war, gab es Hoffnung.
Fassungslos trottete Jonathon den Bürgersteig hinunter, die Kutsche folgte ihm in knapper Entfernung. Wieder einmal wanderte er nach einer stürmischen Begegnung mit Fiona durch die Straßen. Die Frau hielt ihn auf jeden Fall in Bewegung.
Was um Himmels willen war nun wieder geschehen?
Die vergangenen Tage hatte Jonathon nicht viel mehr getan, als auf Zeichnungen nackter Menschen oder frisch gedruckte Kopien von Zeichnungen nackter Menschen zu starren. Ihrer Zeichnungen nackter Menschen. Oder über die Wollust zweier alter Lustmolche von Göttern zu schreiben, die hübschen, üppigen Nymphen nachstellten. Oder Sir Ephraim um Gefallen zu bitten oder Wucherpreise an Handwerker zu bezahlen, damit sie das verflixte Buch rechtzeitig fertigstellten. Und jede einzelne Sekunde hatte sie in seinem Hinterkopf gelauert. Selbst wenn er schlief, träumte er von ihr.
Wie hatte es nur so schief laufen können? So hatte er sich die Begegnung mit ihr nicht ausgemalt. Vielmehr hatte er gedacht, sie wäre entzückt von dem Buch, was sie ja auch zunächst gewesen war. Des Weiteren hatte er erwartet, dass ihr Entzücken mit einem Ausdruck von Zuneigung einhergehen würde, den er zu erwidern gedachte. Alle möglichen erfreulichen Entwicklungen hätten sich ergeben können und er wäre dazu bereit und auch willens gewesen.
Dass alles ganz anders gekommen war, war allein seine Schuld. Vom ersten Augenblick an, als er durch die Tür trat und ihr Lächeln sah, schlimmer noch, den Blick ihrer leuchtend grünen Augen, die vorgaben, an seinen absurden Rettungsplan zu glauben. Die wirklich und wahrhaftig darauf zu vertrauen schienen, dass er sie retten würde. Nie zuvor hatte ihn eine Frau so angesehen. Als wäre er ihr Ritter, ihr Erlöser, ihre Liebe. Ihr Schicksal.
Ohne Vorwarnung war etwas in ihm zerrissen. Unvermittelt war er vollkommen überwältigt gewesen und hatte getan, was jeder Ertrinkende tat, wenn er unter die Wasseroberfläche sank: Er geriet in Panik. Er bekam keine Luft mehr. Er klammerte sich an alles, was ihm Rettung verhieß, und fand sie — man konnte es nicht anders ausdrücken — im Rückzug.
Er war kühl und abweisend geworden. Hatte seine Gefühle für sie als Freundschaft verkleidet. Er stöhnte laut auf. Freundschaft? Und dann auch noch als Freundschaft zu Oliver. Schlimmer, er hatte sie als Verpflichtung bezeichnet, als Verantwortung. Was für ein Tölpel er doch war. Was für ein Narr. Was war nur in ihn gefahren? So dumm war er doch früher nie gewesen. Überhaupt hatte er sich eigentlich nie dumm benommen, bevor er sie kennengelernt hatte.
Es war Liebe, das war es. Hatte er nicht eben diese Art von törichtem Verhalten bei
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