Glücksspiel der Liebe
oder über mich, was auch immer?«
»Abgesehen von der Kutschfahrt hierher — bei der meine Mutter zugegen war, was gewisse Gesprächsthemen verbietet — hatte ich noch keinerlei Gelegenheit, mit ihr über dich zu sprechen.« Oliver versuchte vergeblich, sich ein Grinsen zu verkneifen. »Wenn auch meine Mutter bemerkte, dass die Rosen doch auf mehr als bloße Freundschaft und ein gemeinsames Interesse an Literatur deuteten.«
»Heißt das, deine Mutter ist auf meiner Seite?« Jonathons Miene erhellte sich. Die Unterstützung von Fionas Tante zu genießen, wäre sicher nicht abträglich.
»Meine Mutter ist auf jedermanns Seite, der als Ehemann für Fiona in Frage kommt.«
Cavendish wirkte ratlos. »Sagtest du nicht gestern Abend noch, deine Mutter wisse nichts von den Konditionen des Testaments ihres Schwagers?«
»Das stimmt auch, aber ihr ist durchaus bewusst, dass Fiona fünfundzwanzig Jahre zählt.« Oliver schüttelte den Kopf. »Das allein ist schon Grund genug, um meine Mutter auf die Jagd nach einem Bräutigam zu schicken. Seit der Ankunft meiner Cousine kam das Thema täglich zu Gehör.«
»Was mir durchaus zugute kommen könnte«, überlegte Jonathon laut.
»Ich bin nach wie vor der Meinung, dass du eine Strategie brauchst«, meinte Warton. »Eine durchdachte Vorgehensweise.«
»Ich bin offen für Vorschläge.« Jonathons Blick blieb wieder an Fiona hängen. Sie lächelte ihren Tanzpartner an und sein Magen krampfte sich zusammen. Dieses strahlende Lächeln durfte niemandem zuteil werden außer ihm selbst. Verliebt sein war wirklich eine ganz und gar unerfreuliche Angelegenheit, wenn man ihn fragte.
Seine Freunde hingegen fanden seine Qualen höchst erheiternd, zumindest war das am vergangenen Abend so gewesen. Jonathon hatte Warton und Cavendish alles erzählt, von seiner ersten Begegnung mit Fiona auf dem Weihnachtsball bis zu ihrem verheerenden Streit gestern. Es war eine lange Nacht gewesen, angefeuert von großen Mengen Alkohol, und je später die Stunde schlug, desto mehr Vorschläge und Ratschläge, wie er Miss Fairchilds Herz erobern könnte, waren gefallen. Keiner von ihnen erschien bei Tageslicht auch nur im Entferntesten vernünftig. Wenn auch Warton gestern Abend oder vielmehr heute Morgen betont hatte, dass keine dieser weit hergeholten Ideen auch nur annähernd so absurd war wie Olivers und Jonathons Schlachtplan mit dem fragwürdigen Buch voller Aktmodelle.
Allerdings waren sich die Männer einig gewesen, dass Fiona unbedingt verheiratet und selig vor Glück sein müsste, bevor sie jemals herausfand, dass es keine Bestellungen für das Buch gab noch jemals welche geben würde. In Anbetracht ihrer Reaktion auf Jonathons Angebot, sie mit den nötigen finanziellen Mitteln für die Mitgiften zu versorgen, waren sich alle Anwesenden sicher, dass sie diesen Betrug ebenfalls nicht gut aufnehmen würde. Und wenn auch alle auf jeden erdenklichen toten Verwandten geschworen hatten, zu schweigen, wusste doch jeder, dass sie es eines Tages erfahren würde. Wie auch immer. Gleich welche Vorkehrungen Männer trafen, Frauen erfuhren immer die Wahrheit. Zumindest ihrer gesammelten Erfahrung nach.
»Ich sagte es gestern Abend und ich sage es noch einmal: Meiner Ansicht nach musst du etwas Dramatisches unternehmen«, erklärte Cavendish. »Ihr öffentlich deine Liebe erklären und sie bitten, deine Frau zu werden. Zum Beispiel von einer Bühne aus. Das Adelphi würde sich gut eignen.«
Jonathon zog eine Grimasse. »Wohl kaum.«
»Zwischen den Akten natürlich«, beschwerte sich Cavendish. »Ich meinte doch nicht, dass du die Vorstellung unterbrechen sollst. Da würdest du dich ja lächerlich machen.«
»Kommt nicht in Frage«, entgegnete Jonathon bestimmt.
»Fiona wüsste diese Art von Theatralik vermutlich nicht zu schätzen«, murmelte Oliver, als zöge er Cavendishs Vorschlag ernstlich in Erwägung. »Außerdem müsstest du sie erst einmal ins Theater bekommen, und das würde wiederum vom Stück abhängen. Läuft derzeit überhaupt ein Stück? Wer weiß, wie Helmsley auf der Bühne ist. Am Ende ist er grässlich und blamiert sich und uns bis auf die Knochen.«
»Das wollen wir natürlich nicht«, ließ sich Jonathon vernehmen.«
»Die Zeit ist noch nicht reif für dramatische Szenen. Auf oder hinter der Bühne.« Warton schüttelte den Kopf. »Obwohl es möglicherweise noch dazu kommen kann. Im Augenblick aber« — er hielt nachdenklich in-ne — »ist hier tatsächlich eine große Geste
Weitere Kostenlose Bücher