Glücksspiel der Liebe
am Platze.«
Cavendish hob die Augenbrauen. »Größer als zwölf Dutzend Rosen?«
Warton nickte. »Viel größer.«
»Aber keiner von euch hat eine Ahnung, was das für eine Geste sein soll.« Jonathon seufzte. »Ich könnte mich ihr ja einfach zu Füßen werfen und um Vergebung bitten.«
Cavendish prustete. »Das wäre überhaupt nicht groß.«
»Oder du könntest es einmal versuchen mit, ach, hilf mir, wie heißt noch das Wort?« Judiths Stimme ertönte hinter ihnen und er wandte sich um. »Ehrlichkeit?«
»Ehrlichkeit hat nur einen Wert, wenn man der hinreißendsten Frau im ganzen Raum mitteilt«, Warton trat vor und führte ihre Hand an seine Lippen, »dass sie die hinreißendste Frau im ganzen Raum ist.« Er sah Judith tief in die Augen.
Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte die Lippen der Dame.
Jonathon sah seine beiden alten Freunde unverwandt an. Er wusste nicht, dass die beiden sich mehr als nur flüchtig kannten. Das hier erschien ihm allerdings bedeutungsvoller als eine höfliche Begegnung. Er tauschte Blicke mit Oliver. Lag heute Abend etwas in der Luft?
»Abgesehen davon«, fuhr Warton fort und ließ endlich Judiths Hand wieder los. »Sollte man Ehrlichkeit nur als allerletztes Mittel im Umgang mit Frauen einsetzen.«
Judith lachte. »Sie sind nicht verheiratet, mein Herr, nicht wahr?«
»Zu meiner unendlichen Erleichterung nicht.«
»Ehrlichkeit gegenüber Frauen?« Cavendish erschauerte und zerstörte den magischen Moment, der ihm ganz offensichtlich verborgen geblieben war. »Dergleichen hat sich für mich nie ausgezahlt.«
»Für Helmsley hat sie sich aber als sinnvoll erwiesen.« Oliver musterte ihn neugierig. »Zumindest bis heute.«
»Unter den derzeitigen Umständen ist Ehrlichkeit vielleicht nicht der beste Weg«, flüsterte Jonathon.
Judith hakte ihn unter. »Darf ich dich deinen amüsanten Freunden einen Augenblick entführen?«
»Lady Chester, ich bin fassungslos, das Sie so etwas vorschlagen können.« Jonathon gab sich gespielt entrüstet, dann grinste er. »Sie sind übrigens kein bisschen amüsant, auch wenn sie sich dafür halten.«
»Dessen bin ich mir sicher«, gab Judith zurück. Ihr Blick begegnete dem Wartons für einen flüchtigen Moment, als läge zwischen den beiden etwas in der Luft — gleichzeitig uneingestanden und unwiderstehlich. Den anderen nickte sie zu. »Gentlemen.«
Alle murmelten etwas als Erwiderung, dann verabschiedeten sich Judith und Jonathon, um ein wenig im Ballsaal spazieren zu gehen.
Jonathon beugte sich näher zu ihr und sprach ihr leise ins Ohr. »Was war denn das eben?«
»Was meinst du?«, antwortete Judith scheinbar unbeteiligt. Doch ihre Wangen überzogen sich mit einer leichten Röte.
»Du und Warton.«
»Ich kenne den Mann doch kaum«, sagte sie leicht schnippisch, wodurch sich jede weitere Frage verbot. Dennoch, Judith und Warton? Was für ein interessanter Gedanke.
Jonathon gluckste und sie sah ihn scharf an. »Das spannendere Thema heute Abend bist du, mein Lieber, nicht ich. Also?«
»Was also?«
»Also, was willst du in Bezug auf Miss Fairchild unternehmen?«
Jonathon seufzte. »Weiß denn jeder in dieser Stadt alles über jeden?«
»Nicht jeder, aber ich schon.« Sie grinste. »Nicht gerade überraschend, wenn du bedenkst, dass ich die Vertraute einer gewissen rothaarigen jungen Dame geworden bin. Sie stattete mir erst heute Nachmittag einen Besuch ab.«
»Ach ja? Warum? Wie?« Jonathon wurde ganz aufgeregt, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ich will es lieber nicht wissen und es ist mir auch gleichgültig.« Er schwieg kurz. »Was hat sie gesagt?«
»Ich könnte niemals ihr Vertrauen missbrauchen. Das würde uns beiden in der Zukunft nicht gut bekommen.« Judith winkte einem Diener, der unverzüglich mit einem Tablett voller Champagner zu ihnen kam. Beide nahmen ein Glas herunter und der Diener verschwand so rasch er gekommen war. »Allerdings muss ich sagen, sie hat mir genug erzählt, um dich für völlig von Sinnen zu halten.«
»Das wusste ich bereits.«
»Es wäre höchst unterhaltsam, lägest du mir nicht so am Herzen.« Neugierig musterte sie ihn. »Wusstest du, dass du furchtbar elend aussiehst? Sonst warst du immer so aufdringlich gut gelaunt. Ich glaube nicht, dass ich dich jemals so traurig gesehen habe.«
»Ich habe mich auch noch nie so elend gefühlt.«
»Weil du noch nie verliebt warst.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Widerstrebend sah er Judith in die Augen. Es war etwas
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