Glücksspiel des Schicksals (Baccara) (German Edition)
sich seinen Verpflichtungen endlich entziehen konnte, war Missy bereits gegangen und tauchte auch nicht wieder auf.
Als die Servicekräfte mit dem Aufräumen begannen, hoffte Sebastian noch, dass Missy wieder zurückkommen würde. Und was dann?
Wieder streiten? Oder sich zärtlich aussöhnen?
Sebastian wusste keine Antwort.
„Missy mach auf. Ich muss mit dir reden.“
Vom Bett aus starrte Missy auf die Tür ihres Zimmers und fragte sich, ob sie die Aufforderung nicht einfach überhören sollte.
Er wollte seinen Willen durchsetzen. So war es immer. Was sie wollte, danach fragte keiner.
Sie warf das Laken beiseite und ging durchs Zimmer. „Was willst du?“, fragte sie durch die geschlossene Tür. Er hatte sich den ganzen Abend wie ein Idiot benommen, und außerdem war sie nicht wirklich auf Besuch eingestellt. Sie trug ihren Lieblingspyjama, hatte ihr Haar zum Pferdeschwanz gebunden und ihre Brille aufgesetzt.
„Du bist so früh gegangen. Alles in Ordnung mit dir?“
Seine Sorge rührte sie ein wenig. Sie lehnte ihre Wange an die Tür. „Ich bin bloß müde. Hatte die letzte Nacht ja kaum Schlaf gekriegt.“
Eigentlich wollte sie gar keine zweideutige Anspielung machen, aber der Gedanke an die gemeinsamen Stunden verursachte ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch.
„Mach doch auf.“ Seine Stimme klang deutlich bittender.
„Ich weiß nicht, ob das gut wäre.“
„Warum denn?“
„Ich habe nur meinen Schlafanzug an.“
Die Stille hinter der Tür hielt lange an. Missy fragte sich, ob Sebastian gegangen war. Enttäuschung machte sich in ihr breit. Wie konnte sie nur so tun, als wäre die letzte Nacht für sie bedeutungslos gewesen, wenn doch jedes Wort und jeder Blick von ihm ihr unendlich wertvoll schienen?
„Das will ich sehen.“
„Was?“
„Das will ich sehen.“
Spielte er etwa mit ihr? „Du glaubst mir nicht, dass ich schon fürs Bett angezogen bin?“
„Doch. Aber ich bin neugierig, was du anhast.“
Ihr wurde heiß und schwindelig, noch bevor er die letzte Silbe ausgesprochen hatte. Oh Mann! Sie hatte seit ihrer Highschoolzeit nicht mehr so geflirtet. Die Beziehung mit Tim war spannungslos und ohne große Überraschungen verlaufen. Niemals hatte er ihr Herzklopfen verursacht, geschweige denn, sie mit nur einem Blick zum Dahinschmelzen gebracht.
Missy ließ den Türriegel aufschnappen und riss die Tür auf. „Da bin ich.“
Sebastian hatte sich an die gegenüberliegende Wand gelehnt. Die Krawatte hing schief um seinen Hals, sein dunkles Haar war nach vorne gefallen und verdeckte seine Augen. Er sah so erschöpft aus, wie sie sich fühlte. Mitgefühl regte sich in ihr. Er hatte eine anstrengende Woche vor sich und sollte lieber schlafen, anstatt hier herumzustehen.
„Ich dachte mir schon, dass du Rot trägst.“ Sein gelassener Tonfall stand im Widerspruch zu dem Schimmern in seinen grauen Augen, mit denen er sie von Kopf bis Fuß betrachtete. „Sind das Palmen?“
„Und Surfbretter. Den Pyjama hat mir mein Bruder aus Hawaii mitgebracht.“
Auch wenn ihr Schlafanzug und alles andere als freizügig war, fühlte sie sich nervös und verletzlich. Sie wusste, wenn er sie anfassen würde, wäre es um sie geschehen. Aber er hatte ihr ja erklärt, dass zwischen ihnen nichts weiter laufen würde. Was tat er dann hier, so spät noch?
„Sonst noch was?“ Am liebsten wäre sie ihn losgeworden. Sie verkrampfte sich innerlich. Je länger er bleiben würde, desto weniger würde sie an sich halten können. Dann würde sie ihn an der Krawatte packen und ihn in ihr Bett zerren. „Ich bin nämlich richtig, richtig müde.“
Natürlich hatte er vorhin genau erkannt, dass sie am liebsten mehr Zeit mit ihm verbringen würde. Die wenigen gemeinsamen Stunden boten nur unzureichend Ausgleich für die Jahre, in denen sie ihre Sehnsucht nach ihm unterdrückt hatte. Und eigentlich hatte Sebastian in der vergangenen Nacht ihr Verlangen nach mehr erst recht geweckt.
„Missy …“
Sie unterbrach ihn. „Lass es.“ Sie spürte, dass alles, was er sagen könnte, sie nur wieder zu Dingen verleiten würde, die nicht sein durften. Die eine Nacht hatte unzählige ihrer erotischen Fantasien erfüllt. Eine ganze Woche mit ihm, und sie würde das Opfer ihrer eigenen Wunschträume werden. So wie damals in der Highschool, als ihr Herz gebrochen wurde.
In die Welt eines Sebastian Case würde sie genauso wenig hineinpassen wie in die Welt ihres damaligen Highschool-Freundes. Noch einmal in diese Falle zu
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