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Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition)

Titel: Glücksspiele: Kollers sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Lähmung.
    »Wir suchen
weiter nach ihr«, erklärte er, stand auf und nahm seine Tochter auf den Arm. »Sagst
du den Leuten noch Gute Nacht?«
    »Gute Nacht!«,
krähte Fiona, schon wieder bestens gelaunt und irgendwie gar nicht müde. Wir winkten
ihr zu. Endlich schloss sich die Wohnzimmertür hinter Vater, Tochter und Stofftier.
    »Ich hatte
bloß eine Schildkröte als Junge«, hörte ich zu meiner Überraschung Kommissar Fischer
sagen. »Ein hässliches Ding mit einem verkrüppelten Bein. Aber als die starb – du
meine Güte, was habe ich geheult! Hab sogar in der Schule gefehlt deswegen.«
    Nach diesen
Worten herrschte Stille. Katinka rieb sich mit einem Daumen immer wieder über den
Rücken der anderen Hand. Um ihre Mundwinkel zuckte es. Ich versuchte, mir Kommissar
Fischers Schildkröte vorzustellen und, als das nicht klappte, Kommissar Fischer
als heulenden Teenager. Das gelang noch weniger.
    Viel geredet
wurde dann ohnehin nicht mehr. Als Heiner Glück zurückkam, standen wir bereits in
der Haustür und verabschiedeten uns. Plötzlich zog mich Katinka zur Seite.
    »Nimm das
Auto«, raunte sie mir zu. »Ich will nicht, dass es hier steht.«
    »Warum das?«,
machte ich verblüfft.
    »Ich bin
froh, wenn ich den Wagen nicht vor unserem Haus sehen muss. Frag nicht weiter, sondern
nimm ihn bitte.«
    »Aber«,
ich kratzte mich am Kopf und schaute ratlos zu dem winzigen Gefährt hinüber, »mein
Rad? Eher passt der Smart auf meinen Gepäckträger als das Rad ins Auto.«
    »Lass es
hier stehen.«
    »Wenn du
meinst.« Ich nahm Wagenschlüssel und Fahrzeugpapiere entgegen und trollte mich.
Diese Frau hatte wirklich eine Autophobie! Dabei hatte der Smart Nanuschka kein
Haar gekrümmt. Nur ihr Blut hatte für kurze Zeit an seinen Reifen geklebt. Und das
war längst fort.
    Fuhr ich
also in dem Spielzeugwagen nach Heidelberg zurück. Zuvor allerdings hielt mich ein
ausgestreckter Kommissarszeigefinger auf.
    »Ich muss
mit Ihnen reden«, sagte Fischer und klopfte mit dem Finger zweimal gegen meine Brust.
    »Keiner
zu Hause.«
    »Mir gefällt
die Sache nicht, und vor allem gefällt mir nicht, dass ich so wenig tun kann. Deshalb
halten Sie bitte Augen und Ohren offen.«
    »Mach ich.
Hühneraugen und Eselsohren.«
    »Auf Sie
kommt es an, Koller! Wenn Sie den Fall nicht ernst nehmen, erzähle ich es meiner
Frau, und dann gnade Ihnen Gott.«
    »Ich nehme
den Fall ernst, keine Sorge. Hier, schauen Sie sich mein Gesicht an! So ernst nehme
ich ihn. Bis zum letzten Blutstropfen.«
    »Um welche
Tropfen es bei Ihnen geht, lasse ich mal dahingestellt. Andere Frage: Warum soll
Frau Glück in London nicht starten?«
    »Wie soll
ich das …?«
    »Schnickschnack«,
unterbrach er mich ungeduldig. »Ich will ins Bett, also bitte keine ellenlangen
Ausflüchte. Dass Sie einen Verdacht haben, sieht doch ein Hornochse!«
    »Auch ein
Hornochse im Hauptkommissarsrang?«, fragte ich vorsichtig zurück.
    »Sogar der.
Los, raus mit der Sprache: Was könnte dahinterstecken?«
    Ich zögerte.
Dieser alte Fuchs! Sah man mir tatsächlich an, wenn mich ein Gedanke umtrieb? Christine
behauptete immer, sie besitze diese Fähigkeit, und manchmal lag sie mit ihren Vermutungen
gar nicht so falsch. Aber Fischer, dieser Sesselfurzer? Ein Mann, der mich erst
seit ein paar Jährchen kannte?
    »Es gibt
keinen konkreten Anhaltspunkt«, begann ich widerstrebend. »Seit München frage ich
mich allerdings, ob die Sache nicht irgendwie mit Doping zu tun hat. Sonst fallen
mir im Zusammenhang mit Sport einfach keine Vergehen ein, die eine Drohung rechtfertigen
würden.«
    »Nein?«,
spottete Fischer. »Sie Glücklicher! Nie gehört von Korruption und Vetternwirtschaft
bei den obersten Olympiern und Fußballgöttern? So naiv möchte man mal … Aber das
ist nicht unser Thema. Doping also. Wer? Katinka Glück?«
    »Öffentlich
tritt sie vehement für einen dopingfreien Sport ein. Und ich habe keinen Anlass,
an ihren Worten zu zweifeln. Wobei sie nicht die Erste wäre, die Wasser predigt
und Wein trinkt.«
    »Durchaus.
Und Sie meinen, jemand möchte die Glück aus dem Verkehr ziehen, bevor sie bei einer
Kontrolle auffällt?«
    »Damit wäre
auch der Mannschaftserfolg dahin. Der ja laut Trainer Grothe eine gewisse Reputation
hat. Sobald eine Deutsche positiv getestet wird, fällt das ganze Team aus der Wertung.«
    Schweigend
knetete Kommissar Fischer seine Nase. In der Ferne schlug eine Uhr. Hell schien
der Mond auf die Odenwaldwipfel. Ich spielte mit dem Schlüssel des Smart

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