Glueckstankstellen
mit entsprechenden Symptomen. In der akuten Stressphase wirkt sie trocken mit oft harten kleinen Pusteln. Dies hatte die Patientin zwar wahrgenommen, aber die Brüche und der Krankenhausaufenthalt waren weit unangenehmer. In der Heilungsphase, wenn die Haut wieder durchblutet wird, erscheinen dann Symptome wie Nesselsucht und juckende Ekzeme.
Ich konnte Frau S. beruhigen. Sie befände sich bereits in der Heilungsphase. Sie hätte die schweren Zeiten bestens überstanden und müsse sich keine groÃen Sorgen mehr machen. Die von mir verordneten Naturheilmittel und der Tee würden in dieser Phase sehr gut wirken, und die Flecken würden bald abheilen.
Die Patientin berichtete mir beim nächsten Termin, dass die Hautflecken und das Jucken bereits nach drei Tagen völlig verschwunden waren. Sie fühle sich sehr ausgeglichen und gelassen seit dem Gespräch. Ihre Angst vor dem Autofahren, die sie seit dem Unfall hatte, sei gewichen, und sie habe wieder Mut und Vertrauen beim Fahren. Ich konnte ihr auÃerdem klarmachen, wie wichtig die vielen kleinen Glückstankstellen innerhalb einer Beziehung sind, die die stresshemmenden Bindungshormone flieÃen lassen. AuÃerdem hat sie sich entschieden, ihr Motorrad zu verkaufen.
Jeder Therapeut, jede therapeutische MaÃnahme erzeugt eine Wirkungâ negativ wie positiv. Auch wenn die Homöopathie oft belächelt wird, kann sich der Kranke sicher sein, dass ein Homöopath an die Lebenskraft seines Schützlings glaubt. Durch sein Sicheinfühlen in den Kranken und die ausführliche Befragung zur Mittelfindung empfindet der Patient ein starkes Gefühl von Interesse und Vertrauen. Wenn Patient und Therapeut an die Selbstheilungskräfte glauben, dann glaubt dies eben auch die Seele. Voller Hoffnung und Vertrauen geht der Patient nach Hause, nimmt seine für ihn ungefährlichen Heilmittel ein, bleibt mit seinem Therapeuten in Kontakt und wartet ab. Und siehe da, die Beschwerden bessern sich und sind meist irgendwann ganz verschwunden.
Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, lebte zu einer Zeit, in der Kranke mit Aderlässen, blutigem Schröpfen, Brechkuren und Blutegeln manchmal derart traktiert wurden, dass sie sogar daran starben. Es ist schon bemerkenswert, dass sich nach solch drastischen MaÃnahmen eine derart feinstoffliche Therapie durchsetzen konnte, die bis heute ihre begeisterten Anhänger hat.
Kranke Menschen haben ein sicheres Gespür dafür, wie ihr Gegenüber, sprich der Arzt, über ihr Befinden denkt. Sie fahren überaus feine Antennen aus und merken sehr genau, ob für sie noch Hoffnung besteht. Das Zusammenspiel von Zellen, Organen, Gehirn und Psyche ist noch nicht bis in alle Einzelheiten erforscht, und deshalb muss das Prinzip Hoffnung bis zum Schluss aufrechterhalten werden. Menschen werden in Zukunft immer offener werden für integrative und komplementäre medizinische Verfahren, bei denen die drei Aspekte Körper, Geist und Seele gleichzeitig Berücksichtigung finden.
Der Placebo-Effekt
Das Wort Placebo wird aus dem lateinischen placere abgeleitet und bedeutet: gefallen, nützen, guttun. Ein Placebo ist ein Scheinmedikament, das eigentlich keine pharmakologische Wirkung erzeugen kann. In klinischen Studien konnte allerdings nachgewiesen werden, dass sogar Scheinoperationen bei einigen Patienten das Empfinden einer Verbesserung ihres Zustands hervorriefen.
Als Auslöser von Placebo-Effekten werden in der Wissenschaft psychische Faktoren vermutet. Jede Behandlung löst beim Kranken ein besonderes Gefühl der Zuwendung aus. Er nimmt eine positive Erwartungshaltung ein und fasst Vertrauen zum Therapeuten und zur entsprechenden MaÃnahme. Je gröÃer die Spritze, die Medikamentenpackung usw., desto besser. Dies lässt unser Gehirn zu unserer » inneren Apotheke« greifen und schüttet unter anderem auch schmerzlindernde Endorphine aus. Zuwendung und Vertrauen rufen auÃerdem die Bindungshormone auf den Plan. Ãber die Dämpfung des Mandelkerns werden gleichzeitig die Strukturen zum Nebennierenrindensystem abgeschaltet und die Produktion der Stresshormone eingestellt.
Bei klinischen Placebo-Versuchen müsste auch festgestellt werden, in welchem Krankheitsstadium sich der Patient befindet. Heilung und Linderung erfolgen immer in der zweiten Phase einer Erkrankung, in der Regenerationsphase. Hier kann der Organismus auf alle
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