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Glueckstreffer - Roman

Glueckstreffer - Roman

Titel: Glueckstreffer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K A Milne
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ausgehen.
    Tatsächlich war dann später am Abend, mitten in einem Regenguss, die für Sophie zuständige Sozialarbeiterin erschienen und hatte sie angewiesen, ihre Sachen zu packen. Sie fuhren auf der Interstate in südlicher Richtung, nahmen eine Ausfahrt nach Seattle und hielten schließlich vor Ellens Apartmenthaus an. Nach wenigen Metern durch den strömenden Regen und dem Aufstieg in den dritten Stock klopfte eine vor Nässe triefende, zitternde Sophie zum ersten Mal an die Wohnungstür Nummer 309.
    »Einmal klopfen Freund, zweimal Feind!«, rief daraufhin eine freundliche Stimme aus der Wohnung. Sophie sah verblüfft zu der Sozialarbeiterin auf und zuckte die Achseln. Die Frau wies sie an zu pochen. Einmal. Augenblicklich wurde die Tür geöffnet, und Sophie blickte zu ihrer großen Überraschung in ein bekanntes Gesicht: Ellen, die Polizeibeamtin, die sich nach dem Unfall um sie gekümmert hatte, die Frau, die sie zur Beerdigung der Eltern begleitet hatte, stand mit strahlendem Lächeln im Türrahmen. Sie breitete die Arme weit aus und umarmte Sophie herzlich. In Ellens starken Armen fühlte sich Sophie so warm und geborgen wie seit Monaten nicht mehr.
    »Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis«, erklärte Ellen und beugte sich zu Sophie hinunter. »Aber das muss unter uns bleiben. Dreimal klopfen bedeutet Familie. Okay? Also, falls du klopfen musst, ist das von jetzt an dein Zeichen.« Sophie nickte. Ellen nahm sie erneut in die Arme und zog sie in die Wohnung.
    Evalynn traf ungefähr einen Monat später ein, unmittelbar nachdem ihre Mutter aufgrund etlicher Drogen- und Betrugsdelikte ins Gefängnis gekommen war. Die Behörde hatte sich an Ellen gewandt und angefragt, ob sie bereit sei, noch ein zweites gleichaltriges Kind in Pflege zu nehmen. Ursprünglich sollte der Pflegeauftrag zeitlich begrenzt sein, genau genommen höchstens ein halbes Jahr dauern. Da Evalynns Mutter jedoch weiterhin in Schwierigkeiten geriet, wurde der Aufenthalt des Kindes verlängert. Von diesem Zeitpunkt an waren die afroamerikanische Frau, das weiße Mädchen und das Kind einer Weißen mit einem Latino eine Familie.
    »Sophie?«
    Die Frage von der anderen Tischseite brachte sie in die Gegenwart zurück. Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und versuchte ein Lächeln. »Ja?«
    »Was bedrückt dich, Sweets? Gibt es Redebedarf?«
    Sophie nickte, sagte aber weiterhin nichts.
    Ellen rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. »Du hast es herausgefunden, oder?«
    »Was herausgefunden?«, fragten Evalynn und Sophie wie aus einem Mund.
    »Dass ich wegen der Suchanzeige bei Channel 2 angerufen habe.«
    »Du bist das gewesen!«, entfuhr es Sophie. »Warum um Himmels willen hast du das getan?«
    »Weil ich wollte, dass es zu einem Gespräch mit Garrett kommt, Sweets«, antwortete Ellen ruhig. »Was immer auch geschieht, du solltest dir anhören, was er zu sagen hat. Wenn es nicht wichtig wäre, wäre er kaum nach einem Jahr plötzlich wieder aufgetaucht. Du kennst mich. Ich bin neugierig. Und ich möchte unbedingt wissen, was er zu sagen hat. Also habe ich mich an diesen Sender gewandt, um die Dinge zu beschleunigen. Aber den Hype, den das ausgelöst hat, konnte ich wirklich nicht vorhersehen.« Sie zögerte kurz. »Seid ihr deshalb gekommen?«
    Sophie schüttelte heftig den Kopf.
    Ellen schien verwirrt. »Warum denn dann? Du kannst mir alles sagen, Sophie, das weißt du doch.« Sie wandte sich an Evalynn. »Ist es etwas Ernstes? Betrifft es auch dich?«
    »Nein. Mich nicht«, wehrte Evalynn ab. »Ich bin nur der Chauffeur.« Sie drehte sich zu Sophie um. »Zeig es ihr einfach, Sophie!«
    Sophie nickte erneut, öffnete ihre Handtasche, zog den Umschlag aus Bellevue hervor und schob ihn über den Tisch. »Ellen, erkennst du diese Adresse wieder?«
    Ellen starrte auf die Aufschrift. »Tacoma, Mitte. Dein Postfach, oder?«
    »Nein. Ich meine die des Absenders. Wer lebt in Bellevue, Ellen?« Sophie klang schroffer als beabsichtigt. Ellen hatte in all den Jahren so viel für sie getan. Trotzdem konnte sie ihren Unmut nicht verbergen.
    Ellen schien völlig durcheinander zu sein. »Bellevue? Ich kenne niemanden in Bellevue. Warum? Was hat das zu bedeuten, Sophie?«
    »Öffne den Umschlag.«
    Ellen griff mit zwei Fingern in den Umschlag und ließ den schmalen Papierstreifen herausfallen. Er landete mit der Rückseite nach oben auf dem Tisch. Die handschriftliche Notiz war deutlich sichtbar. »Was zum …?«, begann Ellen und las Namen und Datum. Sie

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