Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
Vom Netzwerk:
Maccon auf. »Katzbuckeln, sagten Sie?«
    Lyall hob den Blick nicht von dem neuesten Vampirbericht, den er gerade aufmerksam durchlas. »Katzbuckeln, Mylord.«

6

Ausfahrt mit einem Wissenschaftler,
Getändel mit einem Earl
    P ünktlich um elf Uhr dreißig am anderen Morgen stand Mr MacDougall vor dem Haus der Loontwills, um Miss Tarabotti auf eine Kutschfahrt zu entführen. Sein Erscheinen löste ziemliche Aufregung im Haushalt der Loontwills aus. Alexia erwartete den Gentleman natürlich bereits. Ruhig seiner Ankunft harrend saß sie im Empfangszimmer, in einem waldgrünen Reisekleid mit Knöpfen aus goldener Filigranarbeit an der Vorderseite, mit einem eleganten neuen Strohhut mit breiter Krempe und einer angespannten Miene.
    Aufgrund des Hutes und der Handschuhe mutmaßte die Familie bereits, dass sie vorhatte, auszugehen, aber sie hatten keine Ahnung, wer es sein könnte, der sie ausführen wollte. Abgesehen von Ivy Hisselpenny erhielt Alexia nicht oft Besuch, und jeder wusste, dass die Hisselpennys nur eine einzige Kutsche besaßen und dass diese nicht von ausreichender Qualität war, um goldene Filigranknöpfe zu verdienen.
    Die Loontwills gingen also davon aus, dass Alexia einen Mann erwartete. Es gab nicht viel auf der Welt, was irgendeinen von ihnen mehr überraschen konnte. Das mögliche Wiederaufleben des Reifrocks hätte weniger verblüfftes Entsetzen hervorgerufen. Schon den ganzen Morgen hatten sie Alexia bedrängt, den Namen des Gentlemans preiszugeben, doch vergeblich. Also fanden sich die Loontwills schließlich damit ab, gespannt vor Neugier mit ihr zu warten. Als er schließlich an der Pforte klopfte, waren sie regelrecht fieberhaft vor Erwartung.
    Schüchtern lächelte Mr MacDougall die vier Damen an, die anscheinend alle gleichzeitig versucht hatten, die Tür zu öffnen. Er verteilte eine Runde höflicher Begrüßungsfloskeln an Mrs Loontwill, Miss Evylin Loontwill und Miss Felicity Loontwill. Miss Tarabotti stellte sie ihm recht ungnädig und mit leicht beschämter Miene vor, bevor sie auf betonte Weise und mit einem unverhohlenen Hauch der Verzweiflung seinen ihr angebotenen Arm nahm. Ohne weitere Umschweife half er ihr die Treppe hinunter und auf seine Kutsche und machte es sich auf dem Kutschbock neben ihr bequem. Alexia spannte ihren zuverlässigen Messingsonnenschirm auf und neigte ihn so, dass sie ihre Familie nicht mehr sehen musste.
    Er fuhr ein Gespann eleganter Füchse: ruhige und ausgeglichene Tiere, allerdings in Farbe und Gangart gut aufeinander abgestimmt und gute Renner, auch wenn es ihnen an einem gewissen temperamentvollen Feuer mangelte. Die Kutsche war ähnlich unaufdringlich, kein High-Flyer, sondern ein kleiner Buggy, der mit allen modernen Annehmlichkeiten ausgestattet war. Der pummelige Wissenschaftler beherrschte alle drei – sowohl die beiden Pferde als auch den Buggy –, als gehörten sie ihm, sodass Alexia ihre Meinung von ihm einer Neueinschätzung unterzog. Alles an dem Gefährt war in bestem Zustand, und er hatte eindeutig keine Kosten gescheut, obwohl er England nur für eine kurze Zeit besuchte. Die Kutsche verfügte über ein kurbelbetriebenes Wasserkochgeschirr für Tee unterwegs, ein Langstreckenfernrohr, um die Aussicht besser genießen zu können, und sogar über eine kleine Dampfmaschine, die mit einem komplexen Hydrauliksystem verbunden war, dessen Zweck Alexia nicht einmal ansatzweise erfasste. Mr MacDougall war ein Wissenschaftler, natürlich, und ein Amerikaner, kein Zweifel, aber er schien auch guten Geschmack zu haben und die Mittel zu besitzen, diesen in entsprechender Form unter Beweis zu stellen. Miss Tarabotti war gebührend beeindruckt. Soweit es sie anbetraf, war es eine Sache, Reichtum zu besitzen, und eine völlig andere, zu wissen, wie man diesen angemessen zur Schau stellte.
    Alexias Familie drängte sich zu einem erfreut gackernden Haufen zusammen. Begeistert darüber, dass es tatsächlich ein Mann war, der die älteste Tochter ausführen wollte, entzückte es sie doppelt, dass es der respektable junge Wissenschaftler vom Abend zuvor war. Neue Höhen der Euphorie wurden erreicht (insbesondere bei Squire Loontwill), als sich ihnen erschloss, dass er mehr Vermögen zu besitzen schien, als sich von irgendeinem herkömmlichen Intellektuellen (sogar einem Amerikaner) erhoffen ließ.
    »Er könnte tatsächlich sogar ein sehr guter Fang sein«, sagte Evylin zu ihrer Schwester, während sie auf der Treppe standen und Alexia nachwinkten. »Ein

Weitere Kostenlose Bücher