Glühende Leidenschaft
Mönch. In seinen Jahren intensiver Erforschung der Frauen hatte er die Erfahrung gewonnen, dass viele einfache Frauen von tiefer Leidenschaft beseelt waren, während reichlich viele der extravaganten nichts als Flitter verkörperten und für die irdischen Seiten des Lebens nicht wirklich etwas übrighatten.
Außerdem hatte er gelernt, dass wahllose sexuelle Begegnungen, mochten sie auch noch so sehr von Erfahrung geprägt sein, langweilig werden konnten – etwas, das er in seiner wilden Jugend nie geglaubt hätte. Eine ausgedehnte sexuelle Reise mit seiner mysteriösen Gattin hingegen, dessen war er sich sicher, würde niemals langweilig werden.
Plötzlich beugte sie sich rasch nach vorn, um Richard davon abzuhalten, ein Stück Orangenschale ins Parkett zu werfen. Ihr wenig eleganter Seidenrock rutschte hoch und zeigte einen hübschen Fußknöchel und ein wenig von ihrem bestickten Unterrock – einfach nur Weiß auf Weiß, aber ein komplexes, sehr schön ausgearbeitetes Muster. Leidenschaft, verborgen durch ein Fehlen an Farbe, erkennbar nur für jene mit einem scharfen Blick und Instinkt.
Als er zuvor kurz ihr Korsett zu sehen bekam, hatten sich üppig grüne Ranken mit roten Blüten offenbart.
Große, ausladende, heimliche Leidenschaften.
Sax lehnte sich entspannt zurück. Er war ein Mann, der sehr viel Glück hatte, und er zweifelte nicht daran, dass er sich in wenigen Stunden schon in einem Zustand höchster ehelicher Ekstase befinden würde.
Meg sah, dass die Zwillinge unruhig waren, und schlug vor, sie sollten alle ein wenig im Foyer auf und ab gehen. Auch sie brauchte eine Pause, denn die Loge kam ihr trotz der beträchtlichen Größe geschlossen und heiß vor, besonders dann, wenn sie bemerkte, wie der Graf sie ansah.
Außerdem hoffte sie darauf, einen Moment mit Laura allein sein und sie warnen zu können. Saxonhurst hatte zwar gesagt, sie würden Sir Arthur mit keinem der Geschwister allein zusammenkommen lassen, doch sie wollte trotzdem, dass Laura Bescheid wusste. Jetzt. Auch wenn die Vernunft sagte, dass ihre Angst und ihr Drängen lächerlich seien, hatte Meg kein sicheres Gefühl dabei, ihre Schwester aus den Augen zu lassen, bevor diese gewarnt war.
Doch inzwischen traf die vornehme Gesellschaft für die Hauptvorstellung ein, sodass es im Foyer für ein privates Gespräch zu gedrängt war. Auch die Aufregung innerhalb der Familie war groß. Aber es würde ja noch Zeit sein, wenn sie das Theater verließen oder wenn sie nach Hause zurückkamen.
Bevor …
Sie blickte zu ihrem Gatten, und er lächelte.
Bevor.
Dann wurde sie Leuten vorgestellt, Leuten, an deren Namen sie sich nie würde erinnern können, vor allem, weil ihre Mienen alle gleich waren – erstaunt.
Sir Arthur erschien erneut. »Ich habe gerade einen alten Freund in seiner Loge besucht«, erklärte er und winkte nach rückwärts. »Wie ich sehe, gefällt Ihnen allen die Vorstellung bestens.«
Die Zwillinge mussten ihm sofort berichten, wie sehr ihnen alles gefiel, und Jeremy und Laura pflichteten dem eifrig bei. Meg bemerkte, dass ihr Gatte die Szene eine Weile mit Habichtsaugen beobachtete, bis seine Aufmerksamkeit von einem eleganten Paar mittleren Alters in Anspruch genommen wurde.
Seine an ein Raubtier erinnernde Wachsamkeit half ihr, sich zu beruhigen. Er würde sie beschützen, sie konnte darauf vertrauen. Sir Arthur würde ihnen nichts mehr anhaben können. Erleichtert beteiligte sie sich sogar an dem Gespräch mit ihrem vormaligen Vermieter.
Er benahm sich untadelig, aber dennoch spürte sie sein Interesse an Laura wie auch einen schwelenden Ärger auf sie. Meg hoffte, sich das nur einzubilden, und war erleichtert, als die Glocke zum nächsten Akt läutete.
Wie Blätter, die von einer plötzlichen Brise erfasst wurden, eilten die Menschen zu ihren Plätzen. Meg drehte sich um, doch dadurch kam sie für einen kurzen Moment Seite an Seite mit Sir Arthur, während sich der Graf von dem älteren Paar verabschiedete.
»Ins Haus einzubrechen ist nicht sehr vornehm, Meg.«
»Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen.«
Das ältere Paar ging. Sax drehte sich um.
Sie trat zur Seite, auf ihren Gatten zu, doch hinter ihrem Rücken packte Sir Arthur sie am Kleid. Noch immer lächelnd, raunte er: »Schaffen Sie eine Gelegenheit, unter vier Augen mit mir zu reden, Meg, oder Sie werden es sehr bereuen. Ich habe etwas, das Sie wollen.«
Damit ließ er sie los und verbeugte sich, und sie wankte vorwärts an den angebotenen Arm
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