Glut der Gefuehle - Roman
South um und begann sich auszuziehen. Nach einer Weile stand South auf und folgte ihrem Beispiel. Wortlos, ohne sich anzuschauen, widmeten sie sich ihrer Aufgabe. Zu ihren Füßen häuften sich die Kleidungsstücke. South trat beiseite, als India zum Bett ging, nur mehr in ein dünnes Musselinhemd gehüllt.
Wie ein Schemen bewegte sie sich, schwerelos, substanzlos. Der Impuls, das Hemd von ihrem Körper zu rei ßen, die Hitze ihrer Haut zu spüren, war fast übermächtig. Um ihn zu bezwingen, grub Southerton seine Fingernägel schmerzhaft in die Handflächen.
India kroch ins Bett. Erst unter der Decke schlüpfte sie aus dem Hemd, streifte es über den Kopf und warf es zu Boden. Dabei streifte der weiche Musselinstoff die Beine des Viscounts.
Nie zuvor hatte er eine derart erotische Szene erlebt wie Indias schamhafte Methode, sich vollends zu entkleiden. Sein Mund war trocken, seine Stimme heiser. »Nimm die Nadeln aus deinem Haar.«
»Ja. Natürlich.«
Dass sein Wunsch einem Befehl glich, hatte er nicht beabsichtigt. Trotzdem brachte er das Wort »bitte« nicht über die Lippen. Im halbdunklen Schlafzimmer glich ihr helles Haar einer Lichtquelle, und er wollte sehen, wie es ihr Gesicht umrahmte. Als es auf Indias Schultern fiel, glaubte er jede einzelne goldene Welle auszumachen.
Unverwandt schaute sie zur Zimmerdecke empor, während er sein Hemd und zuletzt die Hose auszog. Dann hob sie die Decke nur so weit, dass er ins Bett schlüpfen konnte. Sein Körper berührte sie nicht, aber sie fühlte seine Nähe und Hitze, die ihre Haut liebkoste. Sekundenlang fiel ihr das Atmen schwer. Sie spürte, wie er sich auf einen Ellbogen stützte, um ihr Gesicht zu betrachten, und sie wünschte, der Raum wäre noch dunkler.
»Allzu viel darfst du nicht erwarten«, wisperte sie.
Da neigte er sich herab, und sein Mund streichelte ihren. Seine Lippen waren kühl und trocken. »Warum nicht?«
Da ihr die Stimme nicht gehorchte, gab sie keine Antwort.
Jetzt küsste er einen ihrer Mundwinkel, und seine Zunge zeichnete die Konturen ihrer Lippen nach.
Eine weitere Aufforderung brauchte sie nicht. Leise seufzte sie auf und erwiderte seine Küsse.
Mit hungriger Zunge erforschte er ihren Mund. Als India seine Schultern umfasste, spannten sich seine Muskeln an, und sie vernahm seinen maskulinen Duft. Schweiß. Lust. Rasende Begierde.
Ganz tief atmete sie den Geruch ein und wünschte sich, noch mehr von ihm zu spüren. Diese stille Bitte erfüllte er ihr, indem er sie immer leidenschaftlicher küsste. Seine
Zunge schmeckte wie Honig, und sie glaubte, von seinen Lippen zu trinken.
»Noch mehr«, hauchte sie.
»Unersättliches Mädchen.«
»So bin ich nun einmal...«
Er rückte noch näher, so dass er halb auf ihr lag. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und schlang die Finger in ihre Locken. Seine Erektion pulsierte heiß an ihrem Schenkel, während er sie mit einem Bein gefangen hielt. Unter ihm wand sich ihr Körper umher. Rastlos, dachte er. Voller Leidenschaft und Verlangen.
Seine Glut stand ihrer nicht nach. Als sie sich an ihn schmiegte, glitten seine Lippen über ihre Schläfe, ihren Hals. Sie stöhnte leise auf, ihre Hände wanderten an seinem Rücken zu seinen Hüften hinab. Atemlos vergrub er sein Gesicht in ihrem seidigen Haar, der Duft von Lavendel und Moschus stieg ihm in die Nase.
So tief und gierig wollte er in sie eindringen, dass er fürchtete, ihr wehzutun. Abrupt ließ er India los und legte sich neben ihr auf den Rücken.
Wie rasend hämmerte ihr Herz gegen die Rippen. Ihre Brüste schmerzten vom harten Druck seines Körpers, und sie musste nach Luft ringen. Dann wandte sie den Kopf zu South und musterte sein Profil, eine markante Silhouette vor dem rötlichen Feuerschein. »Was hast du...?«, fragte sie unsicher.
Sein Schweigen dauerte fast eine Minute lang, und India dachte schon, er würde nicht antworten. Schließlich erklärte er: »Ich hatte Angst, dich zu verletzen, wenn ich dich noch länger berühre.«
Seine Ehrlichkeit verdiente ein ebenso freimütiges Geständnis. »Wenn du mir deine Zärtlichkeit verwehrst, wäre es viel schmerzlicher.«
Da drehte er sich zur Seite und strich ihr über die Wange. »Was tun wir hier, India?« Obwohl er ihr Lächeln nicht sah, spürte er es und wusste, dass es sanft und melancholisch war. »Meinst du, wir werden Ruhe finden oder unser Leben noch schwieriger gestalten?«
»Beides.«
Wahrscheinlich hatte sie Recht. Mit einer Fingerspitze folgte er
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