Glut der Gefuehle - Roman
erwähnt habe, ich bin keine Hure.«
»Damit kannst du dich nicht herausreden. Warum hast du mir verschwiegen, dass du unberührt warst?«
»Wieso ist das so wichtig für dich? Einer musste doch der Erste sein...«
»... um den Weg für einen Zweiten zu ebnen?«, unterbrach er sie. »Niemals!«
Achtes Kapitel
Schweigend bückte sie sich und sammelte ihre Kleidung auf, die am Boden lag.
»Hast du mich verstanden?«, fauchte er. »Du wirst mit keinem anderen Mann ins Bett hüpfen!«
India blickte nicht auf, inspizierte ihr zerknittertes Kleid und bereute, dass sie vor ein paar Stunden so achtlos damit umgegangen war. Jetzt musste es gebügelt werden. Sie legte es sich über den Arm und glättete die Falten, so gut sie es vermochte.
Dass man keine Notiz von ihm nahm, war South nicht gewohnt. »Ich lasse mich nicht ignorieren!«, stieß er entrüstet hervor.
Da wandte sie sich zu ihm um. Die Brauen erhoben, bekundete sie, wie sehr sie seine Arroganz missbilligte. »Dann darfst du dich nicht derart unverschämt verhalten. Solche Äußerungen verdienen keine Antwort. Wenn du darüber nachgedacht hast, wirst du das sicher einsehen.« India beugte sich wieder über ihr Kleid.
»Kümmere dich nicht darum !«
»Es wäre mir unangenehm, deine Großzügigkeit auszunutzen und dich um eine neue Garderobe zu bitten.«
»So etwas interessiert mich nicht!«
»Mich schon. Allein die Sachen, die ich bei meiner Ankunft in Ambermede trug, gehören mir. Alles andere wurde mir zur Verfügung gestellt. Dafür bin ich dir dankbar.«
Ungeduldig winkte er ab. »Keine Ursache.«
India hängte die Kleidungsstücke über eine Stuhllehne, dann öffnete sie den Schrank, nahm einen seidenen Morgenmantel heraus und schlüpfte hinein. Nur unzulänglich milderte er die Kälte, die ihr Inneres erfüllte und einen Schauer durch ihren Körper jagte. »Aber ich bin dir wirklich zu Dank verpflichtet, das war sehr großzügig von dir.« Sie kehrte ihm den Rücken und verknotete den Gürtel des Morgenmantels. »Als ich hier eintraf, fand ich dich nämlich gar nicht so nett. Ich weiß Bescheid über meine Vorgängerinnen.«
Verblüfft starrte er sie an. »Wieso...?«
»Mr Darrow erzählte mir, du würdest öfter deine Gespielinnen hierher bringen. Sicher eine imposante Damenparade |...«
»Eine Parade ?«
»Oh, da übertreibe ich wohl kaum. Ich fand es allerdings etwas ärgerlich, dass ich Kleider anziehen muss, die früher eine andere getragen hat.«
»Ärgerlich?«
Sie nickte. »Am Anfang nahm ich an, ich sei eifersüchtig. Aber dann dachte ich nach und erkannte, was ich empfand – einfach nur Ärger. Ich war nicht die Erste, die du in diesem Cottage einquartiert hast, und ich werde nicht die Letzte sein. Was macht das schon aus? Was du mir vor ein paar Stunden gegeben hast, war wundervoll. Und ich gönne es allen Damen, die nach mir hier wohnen werden.«
Dankbar für das Bett, das direkt hinter ihm stand, setzte sich der Viscount langsam. Kerzenlicht flackerte über sein Gesicht und beleuchtete die Fältchen, die seine Erschöpfung rings um die Augen eingegraben hatte. Seufzend stellte er die Kerze auf den Nachttisch und fuhr sich
mit den Fingern durch das dunkle Haar. »Wie kompliziert das alles geworden ist...«
Nur zu gut erinnerte sie sich an seine Worte. Meinst du, wir werden Ruhe finden oder unser Leben noch schwieriger gestalten?
»Das hast du vorausgeahnt.« Indias schwaches Lächeln erlosch sofort wieder. »Bereust du, was geschehen ist?«
Ob er es bereute? Mit einem einzigen Wort ließ sich die Frage nicht beantworten. Weder mit Ja noch mit Nein. Um bei der Wahrheit zu bleiben, erwiderte er: »Vielleicht sollte ich es bereuen.«
Für ein paar Sekunden schloss sie die Augen. Verständnisvoll nickte sie. »Ja, ich wahrscheinlich auch|...« Sie ging zum Toilettentisch und sank auf den gepolsterten Hocker. Im Spiegel sah sie Southertons reglose Gestalt auf dem Bett sitzen. Er beobachtete sie nicht. Stattdessen betrachtete er das Kaminfeuer. India ergriff eine Bürste und kämmte sich damit das Haar, bevor sie es lose flocht. »Soll ich eine Mahlzeit vorbereiten? So spät am Abend ist es gar nicht.«
»Gibt es keine Haushälterin, die sich darum kümmern könnte?«
»Doch, Mrs Simon.«
»Ach, diese Witwe...« Wie er sich vage entsann, hatte West eine Person erwähnt, die sich um alles im Cottage kümmert. »So heißt sie also.«
»Ich glaube, sie ist noch nicht aus dem Dorf zurückgekehrt. Und wenn doch, muss sie wieder
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