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Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
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folgte ihr nicht.
     
    Am nächsten Morgen weckte sie der Duft frisch gebackenen Brots, der aus dem Erdgeschoss heraufwehte. Normalerweise stand sie noch vor Mrs Simons Ankunft auf, um ihr bei der Hausarbeit zu helfen. Doch heute öffnete sie verschlafen die Augen und vernahm plötzlich Darrows Stimme aus dem anderen Schlafzimmer. Die Worte verstand sie nicht, nur gedämpftes Gemurmel, von Southertons tieferer Stimme unterbrochen.
    Langsam streckte sie sich, und ihre steifen Muskeln protestierten. Diese Nacht hatte sie im Schaukelstuhl verbracht. Es wäre zu schmerzlich gewesen, das Bett zu benutzen, das sie mit South geteilt hatte. Gedankenverloren wusch sie sich, steckte das Haar zu einem losen Knoten hoch und nahm ein schlichtes, langärmeliges Musselinkleid aus dem Schrank. Der einzige Schmuck waren zwei am Saum befestigte Rosen aus hellblauem Satin. Dazu passte der seidene Schal, den sie um ihre Schultern legte.
    Als sie das Zimmer verlassen wollte, erinnerte sie sich an etwas, das sie erledigen musste. Dafür war sie am Vorabend zu müde gewesen. Hastig riss sie das Laken mit den
verräterischen Flecken ihrer verlorenen Unschuld von der Matratze, durchquerte mit dem Bettzeug den Raum und drückte die Klinke hinab.
    Doch die Tür ließ sich nicht öffnen.
    Bis sie erkannte, was geschehen war, dauerte es eine Weile. Und dann wusste sie nicht, ob sie lachen, weinen oder schreien sollte.
    Unfassbar – Southerton hatte sie eingesperrt. Wie im Mittelalter!
    Was konnte sie tun, um seine Aufmerksamkeit zu erregen? Oder sollte sie einfach warten, bis er zu ihr käme? Dieser Gedanke missfiel ihr. Würde es etwas nützen, wenn sie an die Tür oder die Wand klopfte? Aber inzwischen drangen keine Stimmen mehr aus dem Nebenzimmer herüber, und sie nahm an, South und Mr Darrow seien nach unten gegangen.
    Sollte sie um Hilfe rufen, einen Stuhl zu Boden werfen, mit den Füßen trampeln? Nichts davon schien ihr angemessen – nach allem, was Southerton getan hatte.
    Nachdenklich starrte sie auf das zerknüllte Laken in ihrem Arm. Und dann kam ihr ein kühner Einfall in den Sinn. Sie wandte sich zum Fenster. Würde sie es wagen?
    Ja!
    Es war genauso mittelalterlich wie ihre Gefangenschaft |...
    Entschlossen eilte sie zum Bett und verknotete die Laken miteinander. Dann schob sie einen Stuhl mit leiterförmiger Lehne vor das Fenster und band ein Ende ihres provisorischen Seils an der obersten Sprosse fest. Als sie das Fenster öffnete, wehte ihr ein kalter Windstoß ins Gesicht. Flackernd tanzten die Flammen im Kamin.
    India beugte sich aus dem Fenster. So hoch oben lag der
Balkon in Shakespeares Romeo und Julia zwar nicht, doch sie zögerte nur kurz, bevor sie die Laken hinauswarf. Zu ihrer Erleichterung baumelte das Ende nicht allzu weit über dem Boden. Also würde sie keine ernsthafte Verletzung riskieren. Zumindest hoffte sie das. Sie raffte ihre Röcke und band sie mit ihrem Schal über den Knien zusammen. Vorsichtig kletterte sie auf das schmale Fensterbrett. Dort blieb sie eine Weile sitzen und fragte sich, ob sie tatsächlich den nötigen Mut aufbringen würde.
    Aber was blieb ihr anderes übrig?
    Das behelfsmäßige Seil um eine Hand geschlungen, prüfte sie, ob es ihr Gewicht tragen würde, und zerrte daran. Der Stuhl, unter das Sims geklemmt, knarrte ein wenig, stand allerdings sicher auf allen vier Beinen, und die Knoten lockerten sich nicht.
    Nicht allzu graziös glitt sie vom Fensterbrett und hing in der Luft. Als sie heftig hin und her schwang, stieß ihr Kopf unsanft gegen die Hauswand, und ihr schwindelte.
    Nach einigen Sekunden, die ihr wie eine halbe Ewigkeit erschienen, fanden ihre Kniekehlen jedoch Halt an den zusammengedrehten Laken. Das Schwindelgefühl verebbte, und sie rutschte langsam an dem zerknüllten, blutigen Leintuch nach unten. Sie atmete tief ein, ließ das Ende ihres Seils los – und landete an einer breiten, muskulösen Brust.
    Southerton stellte India behutsam auf die Füße und grinste sie an, nicht im Mindesten erzürnt über ihren Fluchtversuch, sondern sichtlich belustigt. Erst berührten ihre Zehen den Boden, dann die Sohlen und schließlich die Fersen.
    Von stahlharten Armen umschlugen, vermochte sie sich nicht zu befreien. Seltsam... als er sie aufgefangen hatte, war er kein bisschen ins Wanken geraten. Und jetzt amüsierte
er sich köstlich. Wenn er auch kein Dämon war – in diesem Moment glaubte sie, er besäße übermenschliche Fähigkeiten.
    Das wollte sie ihm sagen, doch sie kam

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