Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise
Worte auf Englisch sprach, schienen die Männer die Bedeutung zu verstehen. Sie flohen, ohne sich noch ein einziges Mal umzudrehen, und ließen ihren Gefährten einfach zurück. Der Verletzte schleppte sich laut stöhnend davon.
»Sehr schön, Phral «, sagte Cam voll Bewunderung.
»Wir verschwinden«, erwiderte Merripen schroff. »Bevor sie Verstärkung holen.«
»Lass uns in eine Taverne gehen«, sagte Cam. »Ich brauche etwas zu trinken.«
Merripen bestieg wortlos seinen Braunen. Ausnahmsweise einmal waren sie einer Meinung.
Tavernen wurden gern als Erholung für den vielbeschäftigten Mann, die Arbeit des faulen Mannes oder das Heiligtum des melancholischen Mannes beschrieben. Das Hell and Bucket , das sich in einem leicht verruchten Viertel Londons befand, hätte man auch das Versteck des Verbrechers und den Hafen des Säufers nennen können. Für Cam und Kevs Vorhaben war es genau der richtige Ort, da sie dort ohne mit der Wimper zu zucken bedient würden. Das Bier war gut und stark, und obwohl die Bedienungen griesgrämig waren, waren die Böden immer gefegt und die Krüge stets bis zum Rand gefüllt.
Cam und Kev saßen an einem kleinen Tisch, der nur von einer winzigen Kerze erleuchtet wurde. Kev trank die Hälfte seines Kruges mit einem Zug aus und ließ ihn dann auf die Holzplatte knallen. Nur
selten trank er ein anderes alkoholisches Getränk als Wein, und auch das nur in Maßen. Ihm gefiel der Verlust an Selbstbeherrschung nicht, der mit dem Trinken einherging.
Cam hingegen leerte seinen Krug in kürzester Zeit. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und betrachtete Kev mit einem verstohlenen Lächeln. »Ich habe mich immer gewundert, dass du keinen Alkohol verträgst«, bemerkte Cam. »Ein Rom von deiner Statur sollte ein halbes Fass leeren können, ohne betrunken zu sein. Und jetzt auch noch herauszufinden, dass du halb Ire bist … das ist unentschuldbar, Phral . Wir müssen an deinen Trinkgewohnheiten arbeiten.«
»Das bleibt unser Geheimnis«, sagte Kev mit grimmiger Miene.
»Was? Dass wir Brüder sind?« Cam schien Kevs offensichtliches Unbehagen zu genießen. »Es ist gar nicht so schlimm, zum Teil ein Gadjo zu sein«, sagte er sanft und musste bei Kevs Gesichtsaudruck lachen. »Es erklärt zumindest, warum wir beide sesshaft wurden, wohingegen die meisten Roma ihr Leben lang auf Wanderschaft sind. Es ist unsere irische Seite …«
» Kein … einziges … Wort «, fauchte Kev. »Nicht einmal der Familie gegenüber.«
Cam wurde augenblicklich nüchtern. »Ich habe keine Geheimnisse vor meiner Frau.«
»Nicht einmal, wenn es sie in Gefahr brächte?«
Cam schien über Kevs Worte nachzudenken und spähte durch eines der schmalen Fenster der Taverne. Auf den Straßen drängten sich Händler, die Räder ihrer Karren ratterten über das Kopfsteinpflaster,
und ihre Rufe hallten von den Gebäuden wider, während sie versuchten, das Interesse ihrer Käufer für Hutschachteln, Spielzeug, Schwefelhölzer, Regenschirme und Besen zu wecken. Auf der anderen Straßenseite leuchtete das Schaufenster eines Fleischers rot und weiß von frischem Fleisch.
»Du denkst, die Familie unseres Vaters könnte es immer noch auf uns abgesehen haben?«, fragte Cam.
»Möglich.«
Abwesend strich sich Cam über seinen Hemdsärmel und die Stelle mit seiner Pooka -Tätowierung. »Dir ist hoffentlich klar, dass nichts von all dem geschehen wäre: die Tätowierungen, die Geheimnisse, unser getrenntes Aufwachsen, unsere unterschiedlichen Namen – wenn unser Vater keine wichtige Persönlichkeit wäre. Denn andernfalls würden sich die Gadjos wohl kaum für zwei Mischlingskinder interessieren. Ich frage mich nur, warum er unsere Mutter im Stich gelassen hat? Ich frage mich …«
»Mich kümmert das nicht.«
»Ich werde eine neue Überprüfung aller Geburtsurkunden veranlassen. Vielleicht hat unser Vater …«
»Nicht. Lass es gut sein.«
» Lass es gut sein? « Cam bedachte ihn mit einem ungläubigen Blick. »Willst du tatsächlich verdrängen, was wir heute herausgefunden haben? Die Beziehung zwischen uns beiden?«
»Ja.«
Cam schüttelte langsam den Kopf und drehte die Goldringe an seinen Fingern. »Nach dem heutigen Tag, Bruder, verstehe ich dich viel besser. Deine Art …«
»Nenn mich nicht so.«
»Ich kann nachvollziehen, dass es schwer ist, gut auf die menschliche Rasse zu sprechen zu sein, wenn man zu einem Kampfhund abgerichtet wurde. Es tut mir leid, dass du Pech hattest und zu unserem Onkel
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