Glut der Versuchung
zu spät war, selbst um Sie zu werben. «
Vor lauter Schreck angesichts Havilands Geständnisses verkrampften sich Roslyns Finger, so dass sie die Einladung und einen ihrer Handschuhe fallen ließ.
Beide bückten sich gleichzeitig, um die Sachen wieder aufzuheben, was zur Folge hatte, dass sie mit den Köpfen zusammenstießen.
Roslyn verzog das Gesicht, fasste sich an die Stirn und lachte, als sie sich wieder aufrichtete, während Haviland einen leisen Fluch ausstieß. »Verdammt, habe ich Ihnen wehgetan?«
Immer noch lachend schüttelte Roslyn den Kopf. »Nein, ganz und gar nicht. «
»Lassen Sie mich nachsehen.« Er zog ihre Hand weg, um ihre Stirn zu begutachten.
»Wirklich, Mylord, mir geht es bestens.«
»Mir nicht. Ich bin entsetzt, dass ich so tollpatschig sein konnte.«
»Sie trifft keine Schuld. Ich war die Ungeschickte. «
Er lachte reumütig. »Sie sind zu freundlich, Miss Loring. Aber ich kenne meine Schwächen durchaus. Mit einem französischen Kavallerieangriff nehme ich es jederzeit auf, aber im Umgang mit schönen Damen bin ich gänzlich hilflos.«
Er blickte sie schuldbewusst lächelnd an, und Roslyn merkte, wie ihr Lachen verstummte. Als er eine Hand hob, um ihr eine Locke aus dem Gesicht zu streichen, erstarrte sie.
»Vergeben Sie mir? «, fragte er freundlich.
Bevor sie wieder klar denken konnte, erklang eine eisige Stimme. »Wie lauschig! «
Roslyn fuhr zusammen. Auf den Terrassenstufen stand Drew und blickte zu ihnen hinüber.
Mit einem flüchtigen Lächeln trat Roslyn einen Schritt zurück. »Drew ... ich hatte deinen Besuch heute Nachmittag nicht erwartet.«
»Nein, offensichtlich nicht. Sonst hättest du mich wohl nicht diese charmante Szene unterbrechen lassen.«
Bei seinem schneidenden Tonfall riss sie die Augen weit auf. Anscheinend deutete er die harmlose Situation vollkommen falsch, nur leider fiel ihr nichts ein, was sie sagen könnte, um das Missverständnis zu klären. Er konnte unmöglich eifersüchtig sein, denn das würde Gefühle voraussetzen, die er gar nicht hatte.
Die Stille wurde geradezu bedrückend, als er die Treppen hinunterstieg und zu ihnen kam. »Sie ist mit mir verlobt, Haviland.«
»Das hörte ich«, entgegnete seine Lordschaft weit freundlicher. »Und Sie können versichert sein, dass ich nicht auf Ihrem Terrain wildere, Durchlaucht.«
»Kann ich? «
Haviland zog eine dunkle Braue hoch. »Zweifeln Sie an meinem Wort? «
Drew sah aus, als wäre er drauf und dran, den Earl zu fordern, während er unheimlich ruhig und gefasst sagte: »Rühren Sie sie noch einmal an, und Sie erleben den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr.«
Roslyn stieß einen stummen Schrei aus, während Haviland den Duke streng ansah. »Sie befinden sich im Irrtum, Arden ... «
Drew fiel ihm ins Wort. »Sparen Sie sich Ihre Worte, sofern Sie nicht lebensmüde sind. Und nun gehen Sie. «
Der Earl wurde wie versteinert, und plötzlich funkelten seine Augen wütend. Für einen Moment war Roslyn sprachlos, viel zu entsetzt und verängstigt, um Drew zu widersprechen, aber schließlich fand sie ihre Stimme wieder. »Durchlaucht, das reicht! «
Haviland warf ihr einen Blick zu. Obwohl er seinen Zorn kaum bändigen konnte, war er eindeutig nicht bereit, sie schutzlos mit dem Duke alleinzulassen. »Werden Sie zurechtkommen? «
»Ja ... gewiss werde ich. Ich danke Ihnen für die Einladung, Mylord.«
»Nun gut. Aber ich bin gleich nebenan, falls Sie mich brauchen. Guten Tag, Miss Loring.«
Nach einer kurzen Verneigung drehte Haviland sich um und ging fort.
Kaum war der Earl durch die Gartenpforte und außer Hörweite, wandte Roslyn sich empört zu Drew um. »Was, wenn ich fragen darf, veranlasste dich zu diesem abscheulichen Gebaren? Es steht dir nicht zu, meine Gäste fortzuschicken oder sie gar zu bedrohen! «
»Es war keine Drohung. Ich meinte es vollkommen ernst.«
Roslyn starrte ihn ungläubig an. »Bist du von Sinnen? «
»Nicht im mindesten. Du bist immer noch in ihn verliebt, und das kann ich nicht hinnehmen.«
Sein Ton war kühl, fast monoton, was Roslyn erst recht wütend machte. »Du kannst was nicht hinnehmen, Drew? «
»Deine Schäferstündchen mit Haviland.«
»Meine ... ?« Ihr stand der Mund offen. »Glaubst du tatsächlich, ich hätte eine heimliche Affäre mit Lord Haviland? Während ich mir dir verlobt bin? «
»Ich bezweifle, dass unsere Verlobung ein Hindernis sein könnte.«
Sie war entsetzt, dass Drew ihr einen solchen Betrug zutraute. »Denkst du, ich
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