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Glut der Versuchung

Glut der Versuchung

Titel: Glut der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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haben könnte. Als Lily es vorschlug, dachte ich sogar, sie wäre ein wenig übergeschnappt. Aber sie ist mit Feuereifer bei der Sache, und Tess scheint nicht minder begeistert, die jungen Damen im feinen Umgang zu bilden. Die Mädchen sind gelehrige Schülerinnen und mit großem Elan dabei. Mehrere ihrer Kolleginnen haben schon angefragt, ob sie auch mitmachen dürfen. Jeden Nachmittag üben sie gepflegte Konversation, Haltung und Eleganz, wie man Tee serviert, gute Umgangsformen beweist ... «
    Roslyn musste lachen. »Lauter Fächer, die Lily nicht ausstehen kann! Sie würde ihnen viel lieber Reiten, Wagenlenken oder Bogenschießen beibringen. Aber es ist gut, dass ihr die Fertigkeiten, die sie in unserer Akademie lernte, zunutze sind.«
    Simpkin erschien in der Bibliothekstür. »Es wurde eine Nachricht für Sie abgegeben, Miss Roslyn, vom Duke of Arden.«
    Allein bei der Erwähnung seines Namens schlug ihr verräterisches Herz schneller. Sie versuchte, es zu ignorieren, während sie das Wachssiegel brach und den Brief las.
    Constance Baines wurde ausfindig gemacht. Ich schicke dir beute um eins meine Kutsche, falls es recht ist.
    Unterschrieben war der Brief schlicht mit Arden.
    Roslyn sah zu ihrem Butler auf. »Bitte antworten Sie, dass die Zeit genehm ist, Simpkin.«
    »Wie Sie wünschen, Miss Roslyn.« Simpkin verneigte sich und ging wieder hinaus.
    Nachdem Roslyn Fanny erzählt hatte, was in dem Brief stand, blickte Fanny sie mitfühlend an. »Möchtest du, dass ich dich begleite?«
    Roslyn war sehr versucht, ja zu sagen. Fannys Gesellschaft würde es ihr ungleich einfacher machen, Drew gegenüberzutreten. Noch viel einfacher wäre alles, müsste sie Drew überhaupt niemals wiedersehen.
    »Danke, aber nein«, antwortete Roslyn. »Ich weiß nicht, was wir vorfinden werden, aber um Winifreds willen sollten wir unseren Besuch so unauffällig wie möglich halten. « Dann rang sie sich ein tapferes Lächeln ab. »Nun, Fanny, wo du schon mal hier bist, willst du zum Mittagessen bleiben? «
    Fanny lachte. »Ich fürchtete bereits, du würdest nie fragen! Ich bin am Verhungern, denn ich kam gleich nach dem Aufwachen her. Nur für dich, meine Liebe, habe ich meinen Schönheitsschlaf geopfert.«
     
    Als Drews Kutsche um eins eintraf, um sie abzuholen, stellte Roslyn erschrocken fest, dass seine Diener mit Pistolen und Donnerbüchsen bewaffnet waren. Sie verstand die Vorsichtsmaßnahme allerdings, als der Wagen durch Londons East End Richtung Hafen fuhr, denn die Straßen wurden zunehmend unheimlicher.
    Der Gestank machte Roslyn das Atmen schwer. Wenn Constance Baines in diesem Schmutz wohnte, musste ihre Lage wahrlich verzweifelt sein.
    Schließlich bog die Kutsche in eine schmale Gasse ein, deren Kopfsteinpflaster von Abwässern verunreinigt war, und hielt vor einem verfallenen Haus. Drew wartete mit sehr ernster Miene auf sie und half Roslyn aus dem Wagen.
    Als er sie die Eingangsstufen hinaufführte, fragte sie: »Hat die Bow Street ihre Adresse herausgefunden?«
    »Ja. Der Hauseigentümerin zufolge wohnt Constance im dritten Stock, aber ich war noch nicht bei ihr. «
    Die Eigentümerin war eine korpulente Frau mit groben Manieren. Als Drew ihr einen Shilling gab, grinste sie breit und bleckte ihre verrottenden Zähne.
    »Schon komisch, dass Sie kommen, Herr. Mrs Baines kriegt sonst keinen Besuch. Aber dauernd tut sie so vornehm, als wär' sie was Besonderes. Und dabei muss ich sie bald rausschmeißen, wenn sie ihre Miete nicht zahlt. Sie ist schon wieder zwei Wochen im Rückstand. «
    Die Frau stieg voraus die morsche Treppe hinauf und schlurfte dann einen dämmrigen Flur entlang. Ungefähr in der Mitte des Gangs klopfte sie an eine Tür. Als keine Antwort kam, rief sie: »Mrs. Baines! Hier sind ein feiner Pinkel und seine Dame, die Sie besuchen wollen. Machen Sie auf! «
    Es dauerte einen Moment, bevor sie hörten, wie ein Schlüssel umgedreht wurde. Als die Tür einen Spalt geöffnet wurde, wandte Drew sich zunächst an die Hausbesitzerin.
    »Das wäre dann alles«, sagte er knapp.
    Mürrisch drehte sie sich um und schlurfte davon. Nun ging die Tür weiter auf.
    Roslyn erschrak, als ein kleines Mädchen mit riesigen Augen hinauslugte. Die Kleine war ungefähr zehn Jahre alt, trug einen geflickten Kittel, der viel zu kurz für die dünne Gestalt war, und sah verängstigt aus. Trotzdem sprach sie eindeutig vornehm, als sie fragte: »Sie wünschen, bitte, Sir?«
    »Ich würde gern mit deiner Mutter sprechen, mein

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