Glut der Versuchung
Winifred munter. »Warum versteckst du dich wie ein Mauerblümchen? Du solltest tanzen.« Ohne Roslyns Antwort abzuwarten, zeigte Winifred auf den Adligen neben sich. »Ich möchte dir den Duke of Arden vorstellen. Seine Durchlaucht ist der ideale Tanzpartner für dich. «
Roslyn versuchte, sich ihre Verlegenheit nicht anmerken zu lassen, neigte höflich den Kopf und flüsterte Winifred zu: »Ich bin sicher, dass seine Durchlaucht selbst geeignete Partnerinnen finden kann.«
»Aber keine so schöne und charmante wie dich, meine Liebe. Der Duke wird mir zustimmen, wenn er dich erst einmal besser kennengelernt hat.«
Weil die Musik eben aufgehört hatte, hallten Winifreds Worte durch den halben Ballsaal. Roslyn fühlte, wie sie errötete. Lily hatte Recht gehabt: Winifreds Kuppelversuche waren furchtbar peinlich.
Verstohlen blickte Roslyn zum Duke. Sein Gesicht war verschlossen, so dass sie nicht sagen konnte, ob ihm missfiel, zum Tanz mit ihr genötigt zu werden.
Nun verbeugte er sich mit vollendeter Eleganz und sagte: »Erweisen Sie mir die Ehre, mit mir zu tanzen, Miss Roslyn?«
Roslyn rang sich ein Lächeln ab. »Zu gütig von Ihnen, Durchlaucht, aber ich wollte gerade in die Küche gehen, um das Abendbüffet mit unserer Haushälterin zu besprechen. Ich hoffe, Sie verstehen, wenn ich Sie bitten muss, mich zu entschuldigen.«
»Wieso überrascht mich das nicht? «, erwiderte er mit einem Funkeln in den grünen Augen. Er wusste sehr wohl, weshalb sie nicht mit ihm tanzen wollte.
Winifred sah unglücklich aus, aber Arden zuckte bloß mit den Schultern. »Ich möchte Sie auf keinen Fall von Ihren Pflichten abhalten.«
»Ich danke Ihnen, Durchlaucht.«
Roslyn verneigte sich nochmals und versuchte, nicht zu eilig aus dem Ballsaal zu huschen, so wie sie es auch auf dem Maskenball getan hatte. Dabei fühlte sie deutlich, wie er ihr den ganzen Weg nachsah.
Drittes Kapitel
Es ist höchst ärgerlich, dass der Duke mir vorwirft, ein >heiratswütiges Frauenzimmer< zu sein, obwohl ich keinerlei Pläne bezüglich seiner Person schmiede.
Roslyn an Fanny
Drew kniff die Augen ein wenig zusammen, als er Roslyn Loring hinterher blickte. Er war es nicht gewöhnt, abgewiesen zu werden, doch sie hatte ihn bisher jedes Mal
abgewiesen, wenn sie sich begegneten.
Sein Groll musste ihm anzusehen gewesen sein, denn Lady Freemantle sagte besorgt: »Das ist jammerschade, wirklich, Durchlaucht. Roslyn ist eigentlich ein ganz entzückendes Mädchen. Sie ist nur heute Abend sehr beschäftigt, weil sie sich um so vieles kümmern muss. Eine hervorragende Gastgeberin, unsere Roslyn.«
Drew verdrängte seinen Ärger und schenkte ihrer Ladyschaft ein höfliches Lächeln. »Ich verstehe vollkommen, Mylady.«
»Mit Freuden suche ich Ihnen eine andere Partnerin ... «
»Aber bitte, machen Sie sich keine Umstände«, fiel er ihr rasch ins Wort.
»Wie Sie wünschen, Durchlaucht«, sagte Lady Freemantle mit einem angestrengten Lächeln und verabschiedete sich.
Drew gab sich keineswegs der Illusion hin, ihre Kuppelversuche wären damit beendet. Den eben fehlgeschlagenen Versuch hätte er eigentlich abgewiesen, wäre er nicht seinem eigenen Wunsch entgegengekommen, Roslyn ein paar Minuten lang für sich zu haben.
Die einfallslose Ausrede, mit der sie den Tanz ablehnte, brachte ihn beinahe zum Lachen. Er glaubte Roslyn durchaus, dass sie nach den Essensvorbereitungen sehen musste. Immerhin hatte er sie tagsüber beobachtet, wie sie sich unter die Gäste mischte, während sie gleichzeitig still und weitestgehend unbemerkt die Organisation des Hochzeitsempfangs überwachte. Charmant und umsichtig nahm sie sich vorbildlich der riesigen Gästeschar an.
Auch zu den Bediensteten, die ihren Anweisungen bereitwillig folgten, war sie freundlich, und so verlief alles ohne erkennbare Störungen.
Wie auf Stichwort, erschien in diesem Augenblick ein Diener neben Drew, der ihm ein Glas Champagner anbot. Drew nahm es, nippte an dem hervorragenden Schaumwein und blickte nachdenklich auf die Tanzenden, die im Walzer durch den Saal wirbelten.
Roslyn Loring war eine ausgezeichnete Gastgeberin, da musste er Lady Freemantle Recht geben. In diesem Punkt erinnerte sie ihn an seine Mutter, die verwitwete Duchess of Arden.
Bei dem Gedanken an seine illustre Mutter verzog Drew das Gesicht. Es war unfair, die beiden Frauen zu vergleichen. Wie die Duchess war auch Roslyn eine vollendete Lady, durch und durch elegant, nur besaß Roslyn mehr Wärme in
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