Glut der Versuchung
hinüberging.
Roslyn wollte sich selbst umarmen. Sehr gern half sie dem rebellischen Lord Haviland, seine Kritiker zu verblüffen. Vor allem freute sie sich darauf, mehr Zeit mit ihm verbringen zu können.
Sie lächelte noch vor sich hin, als sie sich wieder zum Haus zurückwandte, erstarrte aber sogleich, als sie zufällig zur Seitentür blickte. Dort, im Schatten, stand der Duke of Arden, eine Schulter lässig an den Türsturz gelehnt.
Schlagartig schwand Roslyns Lächeln. »Wie lange stehen Sie schon dort, Durchlaucht?«
»Lange genug, um ihre Begegnung mit Haviland zu beobachten. Ich sah, wie Sie ihm folgten, und war neugierig, ob Sie ein Stelldichein planten.«
Trotzig recke sie das Kinn. »Hat Ihnen noch nie jemand gesagt, dass es sich für einen Gentleman nicht ziemt, eine Lady zu belauschen? «
»Hat Ihnen noch nie jemand gesagt, dass es sich für eine Lady nicht ziemt, einem Gentleman nachzulaufen?« Er trat aus dem Schatten kopfschüttelnd auf sie zu. »Welch kühnes Verhalten. Das hätte ich bei Ihnen nicht erwartet, Miss Roslyn.«
Sie konnte das amüsierte Funkeln in seinen grünen Augen erkennen und musste sich eine schnippische Erwiderung verkneifen. Obwohl sie den Duke mit Freuden in seine Schranken verwiesen hätte, hielt sie es für klüger, ihm süßlich lächelnd eine Retourkutsche zu geben: »Falls Sie unser Gespräch mitanhörten, wissen Sie, dass es kein Stelldichein war. Ich wollte mich lediglich von einem' Freund verabschieden.«
»Haviland scheint mehr als ein Freund zu sein.«
»Er ist unser nächster Nachbar und ein Mann, den ich achte und bewundere«, sagte sie kühl. Sie hatte keine Ahnung, warum sie das Gefühl hatte, sich vor diesem anmaßenden Adligen rechtfertigen zu müssen.
»Und Sie haben vor, ihm bei seinem bevorstehenden Ball zu helfen? «
»Selbstverständlich.« Als Arden näher kam, wollte sie zurückweichen, aber den Triumph gönnte sie ihm nicht. »Wenn ich meine Talente nutzen kann, um ihn zu beraten, werde ich es tun. In jungen Jahren verließ Haviland sein Zuhause, um Abenteuer zu erleben, was ihm seine Familie nie verzieh. Seit er zurück ist, wird er in ihren elitären Kreisen nicht gut aufgenommen, so sehr er sich auch bemüht, den Pflichten nachzukommen, die mit seinem neuen Titel einhergehen.«
»Sie scheinen vor allem bemüht, sich sein Wohlwollen zu sichern«, bemerkte Arden.
»Vielleicht bin ich das«, erwiderte Roslyn, »und wenn schon. Meine Angelegenheiten gehen Sie nichts an, Durchlaucht.«
»Ausgenommen Ihr Betragen vor vierzehn Tagen«, raunte er. »Ich warte immer noch auf Ihre Erklärung.«
Sein deutlich schärferer Tonfall erinnerte Roslyn daran, dass er gedroht hatte, Marcus alles zu erzählen.
»Normalerweise«, fuhr Arden fort, »würden mich Ihre Heimlichkeiten nicht interessieren. Doch in diesem Fall wäre es katastrophal ausgegangen, hätte man uns gemeinsam ertappt. Ich hätte, gezwungen sein können, Sie zu heiraten. «
Zunächst riss sie die Augen weit auf, dann aber begriff sie. »Ist das der Grund, weshalb Sie wütend auf mich sind? «
»Größtenteils.« Er lächelte zynisch. »Ich wollte Sie als meine Mätresse, meine Liebe. Eine Ehefrau ist etwas vollkommen anderes. «
Roslyn musste unweigerlich schmunzeln. »Und doch bin ich wohl kaum diejenige, der etwas vorzuwerfen wäre, Durchlaucht. Sie waren es, der mir das Angebot machte. Ich warb keineswegs um ihre Aufmerksamkeit.«
»Sie hätten mich aufhalten müssen, bevor ich Sie küsste.«
»Ich war viel zu erschrocken, weil Sie über mich herfielen! «
» Herfielen?«, wiederholte er entgeistert.
»Nun, >herfielen< ist vielleicht übertrieben, allerdings hätten Sie mich durchaus beim Wort nehmen können, als ich Ihr Angebot ablehnte, Ihre Geliebte zu werden.«
Seine Mundwinkel zuckten. »Vermutlich sollte ich um Verzeihung bitten. «
Sie lächelte milde. »Nun, ich denke, Sie nahmen zu Recht an, dass ich diese Sorte Frau wäre. «
»Fürwahr«, sagte Arden trocken. »Insbesondere da der jährliche Maskenball zu exakt dem Zweck stattfindet, derlei Transaktionen durchzuführen. Nicht zu vergessen, dass ich Sie erstmals in Gesellschaft von Fanny Irwin sah. Das Letzte, was ich dort erwartete, war eine Jungfräuliche Unschuld. Glauben Sie mir, das Verführen vornehmer junger Damen zählt nicht zu meinen Gewohnheiten. Vielmehr meide ich Selbige wie die Pest.«
»Wie dem auch sei, zum Glück ist nichts geschehen, folglich dürfen Sie sich beglückwünschen, der Pest knapp
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