Glut der Versuchung
gewährt. «
»Ja, das sagte er mir, aber er wäre dennoch nicht froh, von unserer vorherigen Begegnung zu erfahren. Ich könnte mich bei einem Duell im Morgengrauen mit ihm wiederfinden. Folglich dürfen Sie darauf zählen, dass ich Ihr Geheimnis für mich behalte. Ihr Vergehen war so ungeheuerlich nun auch wieder nicht. Und die Gefahr ist ja überstanden. «
Roslyn atmete erleichtert auf. »Ich danke Ihnen. Inzwischen habe ich erkannt, wie töricht mein Betragen war, und ich verspreche, dass ich derlei berüchtigte Anlässe in Zukunft nicht mehr besuchen werde. «
»Dann schlage ich vor, dass wir es dabei bewenden lassen.«
»Einverstanden, Durchlaucht. Ich würde sogar am liebsten vergessen, dass es diesen Abend je gegeben hat.«
»Aha?« Ein seltsames Lächeln umspielte seine Lippen. »Denken Sie, Sie können ihn vergessen?«
»Nein, wohl nicht. Niemand hat je ... «
»Je was? Sie verführen wollen? «
Roslyn rümpfte amüsiert die Nase. »Oh, das haben schon mehrere versucht, aber ohne Erfolg. Ich habe nie zuvor einem Mann gestattet, mich ... mich so zu küssen, wie Sie es taten. « Oder mich so zu berühren, dachte sie unwillkürlich.
»Das freut mich«, sagte er in seinem typischen trockenen Tonfall.
Als sie beide schwiegen, bemerkte Roslyn plötzlich, dass es inzwischen dunkel geworden war. Sie hörte die Musik, die aus den Ballsaaltüren drang, nahm den Duft der Gartenrosen wahr. Da er im Schatten stand, konnte sie das Gesicht des Dukes indes nicht richtig erkennen.
Dann kam er einen Schritt näher, und sie erinnerte sich an das letzte Mal, das sie ihm allein begegnet war ...
Er blickte auf ihren Mund hinab, und Roslyn stellte fest, dass sie auf seinen starrte, während sie daran dachte, wie diese sinnlichen Lippen ihre Brüste liebkosten.
Eine beinahe greifbare Erregung flammte zwischen ihnen auf.
Es schien, als erinnere er sich ebenfalls, und seine Stimme wurde zu einem heiseren Flüstern. »Sie sollten es sich nicht zur Gewohnheit machen, allein mit Gentlemen im Dunkeln zu sein.«
»Ich weiß. « Ihre eigene Stimme klang zittrig -und das war, bevor er den Arm hob und ihr sacht mit der Fingerspitze über das Kinn strich.
Roslyn wusste, dass sie zurückweichen sollte, konnte sich aber nicht bewegen. Sie blickte in seine unvergesslichen Augen und fragte sich, ob er vorhatte, sie wieder zu küssen. Um sie herum schien die Luft zu knistern. Halb ängstlich, halb freudig erregt, benetzte sie ihre Lippen.
Dann nahm der Duke auf einmal seine Hand herunter. »Sie sollten lieber auf den Ball zurückkehren.«
Roslyn ballte die Hände zu Fäusten und hatte Mühe, gleichmäßig zu atmen. »J-ja, Durchlaucht.« Sie ging einen Schritt an ihm vorbei, blieb dann jedoch noch einmal stehen. »Danke, dass Sie so vernünftig waren«, sagte sie.
Sein Mund zuckte, doch da er nichts erwiderte, wandte Roslyn sich ab.
Drew sah ihr nach, wie sie ins Haus zurückging, und blieb noch eine ganze Weile auf der dunklen Terrasse, nachdem sie bereits wieder drinnen war.
Besonders vernünftig fühlte er sich nicht. Eher ... frustriert. Diesmal hatte er ihre Begegnung zwar beizeiten beendet, aber es war ihm unbeschreiblich schwergefallen.
Die schändliche Wahrheit war, dass jener Funken, der ihn auf dem Maskenball für Roslyn Loring hatte entflammen lassen, immer noch da war.
Drew stieß einen leisen Fluch aus. Sie war eine verbotene Versuchung, die seine gefährlichsten Instinkte weckte. Jetzt gerade regte sich der starke Drang in ihm, sie in die Arme zu nehmen und hier und jetzt zu verführen. Ihr fantastischer Körper lockte ihn, ihre Unschuld forderte ihn heraus. In ihrem eleganten Seidenkleid wirkte Roslyn entrückt, unberührbar, und doch wusste er es besser. Er hatte für einen kurzen Moment die Frau in ihr erblickt, deren unverdorbene Leidenschaft sein Blut zum Kochen brachte.
An jenem Abend hatte er weder, mit ihrer wilden, süßen Sinnlichkeit gerechnet, noch mit der Art, wie sie ihn vollkommen hinriss. Bis heute war er verstört, welche Wirkungen sie auf ihn hatte.
Ihr köstlicher Duft, der ihn noch Tage nach dem Maskenball verfolgt hatte, umgab ihn jetzt noch. Und ihr Anblick im späten Sonnenlicht, das sich in ihrem Haar fing, hatte ihm den Atem geraubt.
Es war nicht bloß ihre vollkommene Schönheit, die ihn gefangennahm. Ihre Augen, ihre Lippen, ihre Brüste, ja, all das war berauschend anziehend. Aber dann war da noch ihre Stimme: samtig, warm, süß wie Honig. Es hatte ihm nicht gefallen, wie
Weitere Kostenlose Bücher