Glut der Versuchung
richtigen Schusswechsel.
Während sie dem fliehenden Ganoven nachsah, der in der Dunkelheit verschwand, merkte Roslyn, wie sie vor Erleichterung weiche Knie bekam. Winifred schien es nicht anders zu gehen, denn sie sackte seufzend an die Barouche.
Besorgt eilte Roslyn zu ihr und stützte die sehr viel schwerere Dame. »Bist du verletzt? «
Winifred schüttelte den Kopf. Ihre Hand lag schützend auf ihrer Brosche. Als der Duke zu ihnen kam, sagte Winifred mit bebender Stimme: »Ich danke Ihnen, Durchlaucht. Sie haben uns gerettet. Ich dachte schon, der furchtbare Mensch würde uns umbringen. «
»Aber, aber, ans Ermorden dachte er gewiss nicht«, beruhigte Roslyn ihre Freundin.
»Nein?« Arden klang eher skeptisch. »Und warum hat er dann geschossen?«
»Weil ich ihn mit meinem Abendtäschchen beworfen habe.«
»Ach ja? «
Er sah Roslyn ein bisschen zu eindringlich an, wie sie fand. »Ich wollte versuchen, ihm die Pistole zu entreißen«, erklärte sie.
»Das war töricht von Ihnen. Sie hätten erschossen werden können. «
»Ich fand, es war das Risiko wert. Er war so nervös, dass er meiner Meinung nach ohnehin nicht richtig zielen konnte.«
»Was ihn umso gefährlicher machte.«
Roslyn wurde ungeduldig. »Wir sollten hier nicht herumstehen und debattieren, Durchlaucht. Wir müssen ihm nachreiten.«
Der Duke schmunzelte spöttisch. »Und was wollen Sie damit erreichen? Es ist dunkel.«
»Wir könnten zumindest versuchen, ihn zu finden.«
»Die Diener ihrer Ladyschaft könnten heute Nacht noch nach ihm suchen, aber es wäre sinnlos. Er ist jetzt schon über alle Berge.«
»Dann sollen wir einfach gar nichts unternehmen?«, fragte Roslyn empört.
Der Duke sah ihr in die Augen, und wieder fiel ihr auf, wie kühl und grün sie waren. »Morgen früh kann eine gründliche Suche durchgeführt werden. Ich habe ihn verwundet, also gibt es vielleicht eine Blutspur, der man folgen kann. Im Moment hingegen richten wir nichts damit aus, dass wir ihm nachjagen.«
Er sah zu Winifreds Kutscher, der seine liebe Not hatte, die Pferde ruhig zu halten. »Bringen Sie ihre Ladyschaft nach Hause, und achten Sie auf ihre Sicherheit.«
»Sehr wohl, Durchlaucht. «
Roslyn wollte widersprechen, obwohl sie wusste, dass Arden Recht hatte. Es war zwecklos, vor Morgen früh nach dem Wegelagerer zu suchen.
»Ich möchte wirklich gern nach Hause«, murmelte Winifred schwach.
Sie sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen, was Roslyn einen noch größeren Schrecken einjagte als der Überfall. Ihre Freundin war eine der stärksten Frauen, die Roslyn kannte, und sie neigte nie zu Schwächeanfällen.
»Du musst dich setzen, Winifred«, sagte Roslyn und führte sie zur Tür der Barouche.
Arden half erst Lady Freemantle und dann Roslyn hinein.
Er wollte gerade zurücktreten, damit der Diener die Tür schließen konnte, als Winifred sich zu ihm beugte. »Könnten Sie uns bitte begleiten, Durchlaucht?«, bat sie ihn. »Ich würde mich weit sicherer fühlen, wenn Sie bei uns wären.« Als er zögerte, klopfte Winifred sich auf die Brust. »Bitte ... mein Herz klopft so sehr, dass ich fürchte, ich werde gleich ohnmächtig. «
Roslyn warf ihrer Freundin einen sehr misstrauischen Blick zu. Winifreds Herz war ebenfalls noch nie schwach gewesen, folglich drängte sich ihr der Verdacht auf, dass sie es vortäuschte, um sich die Zeit und die Aufmerksamkeit des Dukes zu sichern.
Arden indes stimmte mit einem höflichen Nicken zu. Wahrscheinlich war er viel zu sehr Gentleman, um Winifreds Beweggründe infrage zu stellen. »Ich sage meinem Kutscher Bescheid, dass er uns folgen soll.«
Roslyn war nicht glücklich, dass er mit ihnen fahren würde. Andererseits konnte sie nichts einwenden, wenn Winifred behauptete, die Anwesenheit Ardens würde ihre strapazierten Nerven beruhigen.
Sobald er sich abwandte, sackte Winifred gegen die Rückenlehne ihres Sitzes und lächelte sich Luft zu. Im Schein der Innenlampe war ihr Teint genauso rosig wie immer. Auch ihre Stimme klang gewohnt fest, als sie sagte: »Du warst sehr mutig, meine Liebe. Ich danke dir, dass du versucht hast, meine Brosche zu retten, aber sie ist es nicht wert, dass du für sie dein Leben gibst. Wie froh ich bin, dass du nicht erschossen wurdest - und dass Arden kam und uns rettete! «
»Ja, das bin ich auch«, flüsterte Roslyn.
Der Duke kehrte zurück, stieg zu ihnen und setzte sich auf die Bank gegenüber. Während die Barouche losfuhr, bemerkte Roslyn, dass Arden
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