Glut der Versuchung
seit ihrer Trennung vor fast einer Woche amüsierte er sich tatsächlich.
Sie passte recht gut in seine Arme, als sie sich in den Walzerrhythmus einfanden, und ihre Tanzschritte waren leicht und graziös. Unwillkürlich fragte Drew sich, ob Roslyn seinem Rhythmus beim Liebesakt ebenso mühelos folgen würde.
Falls es denn jemals zu einem solchen käme. Was natürlich ausgeschlossen wäre, ohne dass er sie heiratete - wie Heath bereits so treffend bemerkte.
»Also, warum möchten Sie nicht mit mir tanzen?«, fragte Drew, der nicht nachgeben wollte, ehe er nicht wusste, was sie erzürnte.
»Unsere Stunden sind vorbei«, antwortete Roslyn spröde, als hätte sie ihre Antwort auswendig gelernt. »Es besteht mithin kein Grund, weshalb wir uns wiedersehen sollten. Und dass wir gemeinsam tanzen, ist erst recht unnötig.«
»Es kann Ihrem Ansehen nur von Nutzen sein, wenn ich Ihnen vor allen anderen meine Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen. Und Sie wollen Havilands Verwandtschaft doch beeindrucken, oder irre ich? «
»Ja, natürlich, aber Sie haben eine sehr vielversprechende Unterhaltung mit ihm unterbrochen.«
»Genau das war meine Absicht.«
Es blitzte in ihren Augen. »Versuchen Sie absichtlich, meine Chance bei Lord Haviland zu mindern? «
»Und wenn dem so wäre? «
»Das würden Sie nicht ... «, begann sie, verstummte und sah ihn misstrauisch an. »Würden Sie? «
»Es wäre eines Gentlemans unwürdig«, antwortete er gelassen. »Andererseits wird es nicht schaden, ihn glauben zu lassen, dass er Konkurrenz hat.«
Sie verzog ironisch das Gesicht. »Sie s ind keine Konkurrenz für ihn. Immerhin haben Sie mir hinlänglich klargemacht, dass Sie weder an Liebe noch an Ehe interessiert sind. «
»Was er ja nicht weiß. Nehmen Sie mich beim Wort, ein Mann kann äußerst besitzergreifend werden, hat er das Gefühl, jemand anders würde in seinem Revier wildern.«
Roslyn atmete tief durch, als müsste sie um Fassung ringen. »Ich danke Ihnen für Ihre Sorge um mich, Durchlaucht, aber fortan möchte ich, dass Sie alles mir allein überlassen.«
»Welche Dankbarkeit! «, raunte Drew amüsiert.
»Ich habe meinen Dank schon mehrfach ausgedrückt.«
»Und ich sagte Ihnen jedes Mal, dass ich Ihren Dank nicht will.«
»Was wollen Sie dann? «
Dich, ging es Drew unweigerlich durch den Kopf. Ich will dich.
Was er hingegen laut aussprach, war lediglich: »Ich will wissen, warum Sie sich heute Abend alle Mühe geben, mir aus dem Weg zugehen.«
Ihre Wangen röteten sich verräterisch. »Ich denke, den Grund kennen Sie.«
»Ihnen ist peinlich, was letzte Woche in der Bibliothek zwischen uns war. «
»Sie irren sich. Ich bin entsetzt von dem, was letzte Woche in der Bibliothek geschah.«
»Wir haben uns geküsst, na und? Es kam niemand zu Schaden.«
»Das sagen Sie«, murmelte Roslyn geheimnisvoll.
Drew sah sie an. »Habe ich Sie in irgendeiner Weise verletzt?«
Für einen kurzen Moment verzog Roslyn das Gesicht, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Ich hätte es nur nie so weit kommen lassen dürfen. « Sie überlegte kurz. »Dennoch trifft Sie die größere Schuld, denn Sie sind der Erfahrenere von uns beiden. Sie hätten mich aufhalten müssen.«
»Was kann ich tun, wenn ich Sie doch unwiderstehlich finde? «
Sie riss die Augen weit auf. Offenbar wusste sie nicht recht, ob sie wütend oder belustigt sein sollte. »Ihre Verlogenheit ist erstaunlich, Durchlaucht«, erwiderte sie schließlich. »Es war meine Unbedarftheit, die mich in der Situation gänzlich falsch handeln ließ. Nun jedoch, da ich weiß, was ich zu erwarten habe, beabsichtige ich, den Vorfall zu vergessen, glauben Sie mir.«
»Ich kann ihn nicht vergessen«, sagte Drew ehrlich. »Und ich denke, Sie können es ebenso wenig. Sie haben etwas empfunden, als wir uns küssten, genau wie ich.«
Sie weigerte sich, auf seine Beteuerung einzugehen und entgegnete mit einem ruhigen, gelassenen Lächeln: »Sie haben mich noch gar nicht gefragt, welche Fortschritte ich in der letzten Woche bei Haviland machte.«
Schlagartig war Drew gar nicht mehr amüsiert. »Nun gut, meine Liebe, kamen Sie voran?«
»Glänzend, ja! Ich glaube, ich habe endlich begriffen, wie ich es anstellen muss. Haviland scheint es jedenfalls zu gefallen. Ich gehe davon aus, dass wir uns bei unserer nächsten Begegnung erstmals küssen werden, also hoffentlich morgen früh. Er bat mich, mit ihm auszufahren, und das ist exakt, was ich erreichen wollte. Folglich
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