Glut unter der Haut
es nicht, wenn du …«
»Ich weiß. A ber ich will unbedingt fahren.« Er beugte sich vor und flüsterte verschwörerisch: »Was glaubst du wohl, weshalb ich mich freiwillig für diesen blöden A usritt gemeldet habe? Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, den ganzen T ag in deiner Nähe zu sein, mich auf den heutigen A bend zu freuen und meine Finger von dir zu lassen. Ich glaube kaum, dass Sexualkunde im Unterricht eingeschlossen ist, oder?«
Was war nur mit all ihren so perfekt zurechtgelegten Erwiderungen? Ihre ganze V ernunft war wie weggewischt. Sie wollte ihm eine höllische A bfuhr verpassen, doch ihre Zunge wollte ihr nicht gehorchen.
Sie wich seinem hypnotischen Blick aus. Sie schaute zu den Bäumen hinüber, zum Fahnenmast, an dem die Flagge schlaff in der lauen Brise des Nachmittags wehte; zu den umherwuselnden Kindern und Betreuern auf dem W eg zu ihren Unterkünften. »In ungefähr einer Stunde?«
Erik nahm eine Strähne ihres Haars zwischen zwei Finger und zog zärtlich daran, ehe er sie ihr hinters Ohr klemmte. »In einer Dreiviertelstunde«, sagte er kehlig, drehte sich um und schritt zu seiner Hütte.
Kathleens Gedanken überschlugen sich, als auch sie zu ihrer Hütte eilte. W as sollte sie anziehen? Sie schien nichts Passendes zu haben. Sehnsüchtig dachte sie an ihren Kleiderschrank daheim in A tlanta mit all den Designerkleidern, wunderbaren Schuhen und Schubladen voller A ccessoires, die sie auf Grund ihres Jobs so günstig hatte kaufen können.
Nun starrte sie auf die trostlose Kleiderstange in ihrem schmalen Schrank und auf die mickrige Garderobe, die ihr zur V erfügung stand. Das bedruckte Hemdblusenkleid aus Baumwolle oder das leichte Sommerkleid aus Schleierstoff? Kathleen kaute an der Innenseite der W ange. Das Kattunkleid war weich, schlicht und ungefährlich. Das Sommerkleid war weich, schlicht und sexy, also gefährlich. A ls sie geduscht hatte, hatte sie sich noch immer nicht entschieden.
Mit einem ungeduldigen A chselzucken über ihr albernes V erhalten nahm sie das Sommerkleid vom Bügel. Der Stoff schmiegte sich watteweich auf ihre Haut. Sie schlüpfte in ein Paar hochhackige Sandalen. A uf eine Strumpfhose verzichtete sie wegen der drückenden Hitze; sie hatte sich aber die Beine rasiert und mit einer Lotion eingecremt, die sie seidenweich machte.
Das Haar band sie sich zu einem Knoten, den sie mit einer goldenen Spange sicherte, und legte ihre kleinen goldenen Ohrringe an. Dann trug sie noch etwas Mitsouko auf, als Erik auch schon an der T ür klopfte.
Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Sei nicht albern! ,schalt sie sich innerlich, doch vergeblich. Sie war noch nervöser als damals bei ihrem ersten Rendezvous, als der junge Mann sie vom W aisenhaus abgeholt hatte.
Ihre Beine schienen ihr nur widerwillig zu gehorchen, als sie den Raum durchquerte und auf die Fliegengittertür zuging. Eriks Silhouette füllte das Dämmerlicht aus.
»Hallo«, begrüßte er sie mit übertriebener Lässigkeit.
Er machte kein Hehl daraus, was er dachte, als er Kathleen von Kopf bis Fuß musterte, wobei sein Mund auf fast alberne W eise offen stand. »Ist das etwa das Mädchen mit den Zöpfen von vor einer Stunde …?«
»Einer Dreiviertelstunde«, korrigierte sie ihn neckend. Erik schloss den Mund und bedachte Kathleen mit diesem betörenden Lächeln, das sie immer so durcheinanderbrachte. Sie hatte ihn nie in etwas anderem als seiner Jeans gesehen. Die Badehose zählte ja wohl kaum als Kleidung. A ber sein Anblick nun erstaunte und überraschte sie. Sein blaues Hemd passte perfekt. Die karamelfarbene Hose umgab seine Hüften und seine Schenkel wie eine zweite Haut. Der navyblaue Blazer bauschte sich an den Schultern, als er die Hände in die Hüften stemmte und Kathleen anerkennend betrachtete.
»Also ich muss sagen, du siehst umwerfend aus. V orhin hast du ausgesehen wie die hübsche Schwester von irgendjemand, aber jetzt siehst du aus wie eine wunderschöne …«
»Wie wer?«
»Egal«, murmelte er vor sich hin. »Was mir auf der Zunge lag, könnte mir großen Ärger bescheren. Lass uns lieber losfahren.«
Er drängte sie aus der T ür und zu seinem A uto, das einige Meter von der Hütte entfernt stand. »Ich hoffe, du kennst den W eg. Ich bin nämlich auf der Hinfahrt mit einem A uge auf der Straße und dem anderen auf einer veralteten Karte gefahren.«
Kathleen lachte und glitt auf den Beifahrersitz des Blazers. »Ja, ich kenne den W eg, aber es hat Jahre gedauert. Nur die
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