Glut unter der Haut
nackten Fuß den T akt auf den wackligen Bohlen der V eranda.
Kathleen schaute gebannt zu, wie Erik seine Kamera laufen ließ und den Mann filmte, als plötzlich die T ür des Hauses aufschwang und eine alte Frau heraustrat. Sie trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab, steckte die losen Strähnen ihres im Nacken zusammengebundenen, grauweißen Haares zurück, warf sich das Handtuch über die Schulter und klatschte im T akt des Liedes.
Als der Mann den letzten T on gespielt hatte, beugte sie sich zu ihm herunter und drückte ihm einen schmatzenden Kuss auf die W ange. »Das mag ich am liebsten.« Sie lachte schallend.
Erik ging zu der Frau und gab ihr einen galanten Handkuss. Sie lachte und klimperte mit den W impern wie ein verlegenes Mädchen auf dem ersten Ball.
»Vielen Dank«, sagte Erik, ehe er sich umdrehte und von der V eranda sprang. Drei Hunde lagen dort im Schatten, aber sie hoben nicht einmal den Kopf, als sie Erik sahen.
Jetzt erblickte er Kathleen, ging zu ihr und bedeutete ihr mit einem kurzen Nicken, dass es an der Zeit war, zum Bus zurückzukehren, der schon ungeduldig hupend auf sie wartete.
»Warum hast du die beiden aufgenommen?«, fragte Kathleen, als sie wieder unterwegs waren. Die Kinder waren nicht mehr ganz so laut wie zu Beginn der Fahrt, so dass nun eine Unterhaltung möglich war.
»Weil die beiden schön waren«, lautete Eriks einfache A ntwort. »Fandest du nicht?«
Jetzt ja. A ber vorher wäre sie nicht dieser Meinung gewesen. Sie hätte die beiden nicht einmal zur Kenntnis genommen, wenn Erik sie nicht zu ihnen geführt hätte.
»Ja«, sagte sie mit belegter Stimme. »Sie waren schön.«
Sein fester Blick wanderte zu ihrem Mund, und ein fließender A usdruck schmerzlichen V erlangens trat in seine A ugen. »Und du bist es auch«, sagte er so, dass nur sie es hören konnte. A ls sich ihre Blicke wieder trafen, spürte Kathleen es bis ins Herz.
»Ich möchte dir sagen, dass es mir wegen vorgestern A bend leidtut«, sagte Erik mit tiefer Stimme. »Es war dein gutes Recht, nein zu sagen.« Er und B. J. hatten gestern vor dem A bendessen noch bei einem Bier zusammengesessen und miteinander geredet. Dieses Gespräch hatte Erik die A ugen geöffnet. Nun verstand er Kathleens W eigerung, und seine W ut war besänftigt.
Kathleen hatte sich nichts mehr gewünscht, als zu hören, wie er sich entschuldigte, und zu sehen, wie er ihr zu Füßen lag und um V ergebung bat. A ber nun, da sie die Reue in seiner Stimme hörte, gestand sie ihre eigene Schuld ein. »Ich habe auch nicht gerade fair gespielt.«
»Ich habe alle Regeln des Fair Play verworfen, als ich dich traf, Kathleen Haley. Lass uns von nun an unsere eigenen Regeln aufstellen, wenn wir zusammen sind. Einverstanden?«
Es war unmöglich, der Sanftheit seines Lächelns und der A ufrichtigkeit in seinen A ugen zu widerstehen, und so sagte sie: »Ja, Erik. Ja.«
Er deutete einen Kuss an, und sie errötete, senkte kurz den Blick, ehe sie Erik wieder ansah.
Einige Kilometer vor der Ortschaft Jasper bog der Fahrer nach rechts ein und lenkte den Bus über einen holprigen W eg bis zum Ufer des Bisonflusses.
Kathleen kam schon seit Jahren zu dieser besonderen Stelle des Flusses und hatte miterlebt, wie aus einem beliebten Badeplatz der Einheimischen einewahre T ouristenattraktion geworden war.
Sie kam mit den Kindern hierher, weil man auf riesigen Reifen die Stromschnellen hinunterfahren konnte. Es machte einen Heidenspaß und war ungefährlich, weil das W asser nicht tief und die Stromschnellen nicht reißend waren. Ein A benteuer war es dennoch, und Kathleen behielt die Kinder sorgsam im A uge. Heute war Mike Simpsons Gruppe und eine weitere unter der Leitung einer Betreuerin namens Patsy mitgekommen, so dass es jetzt fast vierzig Kinder waren.
Die erste Stunde nach ihrer A nkunft verbrachte Erik damit, die Kinder zu filmen, wie sie aufgeregt plappernd über die Felsen kletterten, und ihre erleichterten Mienen, wenn sie am Ende ihrer rasanten Reifenfahrt über die Stromschnellen unten im sanften, seichten W asser ankamen. A ls er genug gefilmt hatte, brachte er seine A usrüstung im Bus in Sicherheit und zog sich zum Schwimmen um.
Er sah umwerfend gut aus in seiner Badehose. Er planschte und tollte mit den Kindern herum, die eifersüchtig um seine A ufmerksamkeit buhlten.
Nach dem Mittagspicknick achteten die Betreuer darauf, dass die Kinder eine halbe Stunde ausruhten, ehe sie wieder ins W asser gingen.
Gegen zwei Uhr
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