Glut unter der Haut
ihr Kinn mit einem Finger, so dass sie gezwungen war, ihn anzuschauen.
»Sie haben ihn geliebt, nicht wahr?«
Sie wandte sich ab, ihr Blick irrte durch den Raum, hierhin, dorthin, nur um Seth nicht in die A ugen sehen zu müssen.
»Kathleen.«
Nun sah sie ihn an, und seine Miene war so voller Zärtlichkeit, dass sie unter seinem Mitgefühl zusammenbrach. »Ja«, schluchzte sie und hielt sich das T aschentuch vors Gesicht. »Und das tue ich noch immer.«
»Weiß er denn …?«
»Nein!«, rief sie. »Und das wird er auch nie. Ich will und werde ihn nie wiedersehen. Er hat sein eigenes Leben, eine …« Sie konnte Seth nicht sagen, dass Erik verheiratet war. Er würde den Respekt vor ihr verlieren. »Für mich ist er so gut wie gestorben.«
Sie stand auf und ging zum Fenster, die A rme schützend um die T aille gelegt. Sie hörte nicht, wie sich der Rollstuhl näherte, und schreckte zusammen, als Seth sie, direkt hinter ihr, ansprach.
»Warum willst du Kirchoffs verlassen?«
Kathleen wirbelte herum; sie konnte kaum glauben, dass er das noch fragte. »Warum?« Hatte er ihr denn überhaupt nicht zugehört? »Der Grund liegt doch auf der Hand. Ich bin schwanger, Seth. In wenigen Monaten werde ich kugelrund sein. Und ein paar Monate später werde ich ein Baby haben, um das ich mich kümmern muss.«
»Das ist mir alles klar, Kathleen«, entgegnete er emotionslos, aber dann lächelte er. »In deinem A rbeitsvertrag gibt es keinerlei Klausel, die eine Schwangerschaft verbietet. So etwas wäre ungesetzlich. Berufstätige Frauen müssen nicht länger auf Kinder verzichten. Oder fürchtest du, dass es zu viel für dich wird?«
Sie antwortete langsam; ein leiser Hoffnungsschimmer flackerte am düsteren Horizont auf. »Nein, aber …«
»Was wolltest du denn machen?«
»Na ja«, antwortete sie ausweichend. »Ich habe gedacht, ich suche mir eine Halbtagsstelle. Und wenn das Baby da ist und ich wieder ganztags arbeiten kann, gebe ich es in eine Kinderkrippe.«
»Wo es dann ohne dich und ohne die Zuwendung, die ein Kind braucht, aufwächst?«
»Nein«, sagte Kathleen ärgerlich. »Ich werde schon darauf achten, dass es gut umsorgt wird.«
»Das ist trotzdem unannehmbar, Kathleen. Komm her.« Er nahm ihre Hand und zog Kathleen auf seinen Schoß.
»Seth«, keuchte sie. »Was machst du? Ich tue dir noch weh«, sagte sie, als sie auf seinen Oberschenkeln landete.
Er lachte. »Ich wünschte, es wäre so.« Dann wurde er wieder ernst und zog sie näher; einen A rm schlang er ihr um den Rücken, den anderen um die T aille. »Kathleen, ich wünschte, ich könnte etwas fühlen in meinen Beinen. Sogar Schmerz. A ber ich spüre von der Hüfte abwärts nichts mehr. Es ist alles tot.« Seine A ugen durchbohrten sie. »Verstehst du, was ich damit sagen will?«
Sie schaute verlegen weg, doch nur kurz, dann sah sie ihn wieder an. Es war schwer, lange verlegen zu sein gegenüber jemandem, der so offen mit seiner Behinderung umging wie Seth. »Ja, ich glaube schon«, murmelte sie.
»Dann ist dir auch klar, dass ich selber nie ein Kind haben werde, keine Familie, auch wenn es mein größter W unsch ist. Und sosehr ich es im Kopf auch tue …«, er strich ihr über die W ange, »werde ich nie mehr eine Frau körperlich begehren können.« Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste ihre Fingerspitzen. »Willst du meine Frau werden, Kathleen?«
Nun starrte sie ihn fassungslos an. Der unerwartete A ntrag war schon Grund genug dazu, aber noch mehr war es der Zeitpunkt, da sie ihm doch gerade eröffnet hatte, dass sie das Kind eines anderen Mannes erwartete, eines Mannes, den sie liebte. Hatte Seth den V erstand verloren?
»Seth, du …«
»Ich möchte dich heiraten. Ich liebe dich, Kathleen. Ich liebe dich seit dem A ugenblick, als du mein Büro betreten hast. Du liebst den V ater deines Kindes, und alles andere würde mich auch enttäuschen. A ber er ist nicht hier. Ich bin es aber. Ich will dich. Ich will dein Kind. Bitte, Kathleen, komm in mein Leben. So wie es ist.« Er lächelte traurig.
»Ich weiß, was ich damit von dir verlange«, fuhr er fort. »Mir ist klar, dass eine gesunde Frau wie du Bedürfnisse hat, die ich dir nicht erfüllen kann.« Seine Stimme klang leicht verzweifelt. »Aber ich kann dir Sicherheit und Geborgenheit geben, einen Namen für dein Kind, ein opulentes Leben …«
»Seth, bitte.« Sie hielt ihm den Finger an die Lippen. »Dein V ermögen ist mir nicht wichtig. Dein A ngebot ist zu großzügig. W as
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