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Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Er glaubte, sich verhört zu haben.
    »Ja. Du solltest sehen, wie sie Gemüse mit dem Messer bearbeitet! Es ist unglaublich. Einfach sagenhaft!«
    Noah folgte Theo nach draußen. »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Sie ist so … präzise.«
    Noah lachte. »Mann o Mann!«
    »Was?«
    »Dich hat’s wirklich schlimm erwischt.«

29
    Noah und Michelle schafften es nicht, zum Footballtraining zu gehen. In der Praxis war einfach zu viel zu tun. Michelles Freundinnen arbeiteten flink. Sie hatten bereits die Kartei und die Akten sortiert und alle Ordner in alphabetischer Reihenfolge in den Kisten gestapelt. Wenn die neuen Aktenschränke geliefert wurden, musste Michelle sie nur noch dort hineinstellen. Theo kam am späten Nachmittag in die Praxis, um Michelle abzuholen. Noah fuhr von dort aus ins Motel. Bevor er Jake im Schwan unterstützte, wollte er noch duschen und sich umziehen.
    Michelle plagte das schlechte Gewissen, weil weder Theo noch Noah bisher zum Angeln gekommen war. Als sie ihre Bedenken Theo gegenüber erwähnte, bat er sie eindringlich, sich deshalb nicht den Kopf zu zerbrechen. Am Samstag würde er von Tagesanbruch bis zum Sonnenuntergang in einem Boot sitzen, und außerdem sei die Vorfreude beinahe so schön wie das eigentliche Ereignis. Er zählte all die Dinge auf, die sie in die Kühltasche packen würden. Er wollte so gut vorbereitet sein wie ein Pfadfinder, und ihnen sollten auf keinen Fall die Sandwiches und das Bier ausgehen.
    Theo parkte den Wagen in Michelles Einfahrt, und sie stiegen gerade aus, als Elena Miller hinter ihnen in ihrem kleinen Auto anhielt und hupte. Sie sprang heraus.
    »Dr. Mike!«, rief sie und lief auf Michelle zu. »Würden Sie den jungen Mann bitten, diesen Karton ins Haus zu tragen?« Sie wies auf den Rücksitz ihres Autos.
    »Was ist denn da drin?«, fragte Michelle.
    »Haben Sie etwa meine Nachricht nicht gehört? Ich habe Sie vom Krankenhaus aus angerufen und auf Band gesprochen.«
    »Wie Sie sehen, komme ich gerade erst nach Hause, Elena«, entgegnete Michelle.
    »Ich habe es satt, dass ihr Ärzte euer Zeug immer in der Notaufnahme herumliegen lasst! Dieser Karton ist voll mit Post, die auf meinem Tisch verstreut war«, sagte sie und deutete auf ihren Rücksitz. »Ich fange mit Ihnen an, und am Montag bringe ich Dr. Landusky seinen Müll.«
    Michelle machte Elena mit Theo bekannt und erklärte ihm, dass sie damit betraut war, die Notaufnahme des Krankenhauses in St. Claire zu organisieren.
    »Warum lassen Sie sich Ihre Post nicht in die Praxis schicken, Doktor? Es würde wirklich helfen, wenn Ihre Post nicht auch noch bei mir herumfliegt. Ist das denn zu viel verlangt?«
    »Nein, natürlich nicht!«, versicherte Michelle ihr eilig. Sie fühlte sich wieder in ihre Schulzeit zurückversetzt. »Wieso haben Sie den Karton nicht einfach in den Aufenthaltsraum der Ärzte gestellt?«, fragte sie nun. Theo beugte sich gerade über den Rücksitz, um ihn herauszuholen.
    Als er wieder auftauchte, schlug Elena die Tür zu und setzte sich hinters Steuer. »Weil ich dort gerade erst Ordnung gemacht habe«, sagte sie. »Ihr Ärzte …«
    Sie setzte das Auto in rasantem Tempo rückwärts aus der Einfahrt, ohne den Satz zu beenden.
    »Ich werde mir Mühe geben, mich zu bessern!«, rief Michelle ihr nach.
    Das besänftigte Elena offensichtlich ein wenig, denn während sie Gas gab, winkte sie ihnen zu.
    Theo folgte Michelle ins Haus. »Elena erinnert mich an jemanden«, sagte er und stellte die Kiste auf den Schreibtisch im Arbeitszimmer. Michelle schob ihn sanft beiseite, damit sie den Inhalt durchsehen konnte. Einige Zeitschriften lagen in dem Karton, außerdem Päckchen von zwei pharmazeutischen Firmen sowie ein Stapel Werbepost.
    »An wen denn?«, fragte sie nun und warf die Briefe zurück in den Karton. Damit musste sie sich nicht sofort beschäftigen.
    »An Gene Wilder.«
    »Sie hat nur eine missglückte Dauerwelle«, sagte Michelle lachend.
    »Wo ist eigentlich deine Kühltasche?«, wollte Theo wissen.
    »In der Garage. Sie muss aber erst ausgewaschen werden«, sagte sie und steuerte die Treppe an.
    »Geh ruhig schon mal unter die Dusche. Ich spritze die Tasche mit dem Schlauch aus und trockne sie ab. Und verbrauch nicht das ganze heiße Wasser!«, rief er ihr noch nach.
    Er war erst seit zwei Tagen Gast in ihrem Haus und versuchte schon jetzt, ihr zu sagen, was sie tun und lassen sollte. Sie schüttelte kichernd den Kopf. Es war schön, ihn hier zu haben.

30
    Krachender

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