Gnade
Einigung kommen müssen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Der hiesige Polizeichef sagte mir, dass Sie Urlaub haben. Dass Sie hier sind, um zu angeln.« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Also, setzen Sie sich in Ihr Boot und lassen Sie mich meine Arbeit machen!«
»Ich verstehe ja, dass Sie den Erfolg für sich verbuchen wollen, aber …«
»Was?«, fragte sie scharf.
»Ich bin dabei, ob Ihnen das gefällt oder nicht. Sie glauben doch nicht, dass ich herumsitze und abwarte, oder? Vielleicht habe ich mich noch nicht klar genug ausgedrückt. Er hat versucht, uns umzubringen!«
Harris war wütend. »Ich lasse nicht zu, dass Sie mir in diese Ermittlungen hineinpfuschen.«
Theo hatte nicht vor, sich auf eine lautstarke Auseinandersetzung einzulassen. Er zwang sich zu einem neutralen Ton und sagte: »Wie oft muss ich es noch sagen, bis Sie mich verstehen? Sie können mich nicht aufhalten.«
»Verdammt noch mal, ich …«
Er schnitt ihr das Wort ab. »Ich kann Sie zurückpfeifen lassen, und das wissen wir beide. Ein Anruf genügt.«
Das war kein Bluff. Er saß in jedem Fall am längeren Hebel.
Harris entschied sich dafür, die Sache diplomatisch anzugehen. »Okay, wir werden unsere Informationen austauschen. Sobald ich wieder im Büro bin, schicke ich Ihnen Kopien von allem, was ich über Monk habe. Und ich lasse Sie wissen, was dieses Kuvert enthält.«
»Vorausgesetzt, wir finden es«, schaltete sich Michelle ein.
»Wir müssen es finden«, herrschte Harris sie an. »Aber ich verlange auch etwas von Ihnen«, sagte sie zu Theo.
»Was?«
»Ich will achtundvierzig Stunden Zeit, bevor Sie sich einmischen oder Ihre Leute einschalten. Ich garantiere Ihnen, dass ich Monk bis dahin hinter Schloss und Riegel habe. Wenn er mit den Männern zusammenarbeitet, die hinter Ihnen und Dr. Renard her sind, dann lasse ich die ganze Bande hochgehen.«
»Sie sind sich Ihrer Sache ziemlich sicher. Was verschweigen Sie mir, Detective? Wissen Sie, wo sich Monk im Moment aufhält?«
»Achtundvierzig Stunden!«, beharrte sie.
Er nahm sich nicht einmal die Zeit, darüber nachzudenken. »Nein.«
»Dann wenigstens vierundzwanzig Stunden«, forderte sie. »Das ist ja wohl angemessen.«
Die Zornesröte kroch ihren Hals hinauf, aber Theo scherte sich keinen Deut darum, ob er ihr das Leben schwer machte oder nicht.
»Nein.«
»Was zum Teufel wollen Sie? Geben Sie mir doch die Zeit! Meine Leute werden das Netz zuziehen. Wir alle haben zu lange an dem Fall gearbeitet, um ihn jetzt an Sie zu übergeben. Überlassen Sie ihn uns. Drei lange Jahre …«
»Ja, ich weiß«, unterbrach Theo sie. »Okay. Ich gebe Ihnen zwölf Stunden, aber keine Minute mehr. Wenn Sie bis dahin keine Verhaftung vorgenommen haben, trete ich in Aktion.«
Harris schaute auf ihre Uhr. »Jetzt ist es kurz vor neun. Zwölf Stunden … ja, damit kann ich leben. Bringen Sie Dr. Renard nach Hause und bleiben Sie bis neun Uhr abends bei ihr.« Sie wandte sich an Michelle. »Also, legen wir los! Wo fangen wir mit der Suche an?«
Michelle registrierte, dass Frances ihr ein Zeichen gab und den Telefonhörer hochhielt. »Der Umschlag ist entweder hier irgendwo oder oben in der chirurgischen Station. Würden Sie mich bitte entschuldigen? Da ist gerade ein Anruf für mich gekommen.« Sie wartete nicht auf Harris’ Erlaubnis. Während sie zum Telefon lief, rief sie: »Megan, gehen Sie doch bitte mit Detective Harris schon mal hinauf und fangen mit der Suche an. Ich komme sofort nach. Frances, Sie können Mr. Buchanan einen Verband anlegen und eine Tetanusspritze geben.«
Sie nahm den Hörer und trat beiseite, um Megan durchzulassen.
»Hier entlang, Detective!«, sagte Megan und führte Harris zum Aufzug.
Michelle telefonierte nicht lange. Dann ging sie zu Theo zurück und berichtete: »Dr. Landusky hat erfahren, dass ich in der Klinik bin, und mich gebeten, einen seiner Patienten zu untersuchen. Hat die Betäubung schon nachgelassen? Ich könnte dir etwas geben, falls du Schmerzen hast.«
»Nein, es ist alles in Ordnung.«
»Vergessen Sie nicht, die Formulare auszufüllen, Frau Doktor!«, mahnte Frances und ließ sie allein.
Eilig schnappte sich Theo das Telefon und fragte Michelle nach Mary Anns Nummer.
Sie rasselte die Nummer herunter. »Warum willst du denn mit Mary Ann sprechen?«
»Das will ich gar nicht.«
Michelles Freundin meldete sich nach dem dritten Klingeln. Sie klang verschlafen. Theo kam sofort zur Sache. »Ich möchte Noah sprechen.«
Michelle blieb
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