Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gnade

Gnade

Titel: Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
wehtun wolltest.«
    »Aber es ist meine Schuld. Vielleicht wird er sterben!«
    Elliott warf sich an Theos Brust und schluchzte haltlos. Elliott war ein großer, kräftiger Kerl, mindestens zwanzig Pfund schwerer als Theo, aber er war dennoch ein Kind, das Trost brauchte.
    »Komm, wir suchen deine Mutter«, schlug Theo vor.
    Elliott stammelte: »Ich hätte nie … Ich wollte nicht …«
    Der Junge tat Theo Leid. Er legte den Arm um seine Schultern und tätschelte ihn. »Es wird alles gut.« Doch das war kein Versprechen, sondern eher ein Gebet, das Theo in diesem Moment gen Himmel schickte. »Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben, Elliott.«
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass sich der Aufzug nicht von der Stelle rührte. Er drückte auf den Knopf.
    »Erzähl mir, was passiert ist.«
    »Mum hat mir gesagt, dass ich John Patrick keine Dartscheibe schenken darf. Sie sagte, er wäre zu klein dafür und könnte sich an den spitzen Pfeilen verletzen, aber John Patrick hat sie sich so sehr zum Geburtstag gewünscht, also habe ich ihm eine besorgt. Mum war richtig böse auf mich«, schluchzte er. »Ich hätte die Scheibe sofort zurückbringen sollen, aber das hab ich nicht getan. Ich habe sie mit einem Seil an den großen Baum im Vorgarten gehängt – ganz niedrig, damit John Patrick die Pfeile darauf werfen konnte. Und als es anfing dunkel zu werden und er keine Lust mehr hatte, kletterte er auf den Baum, wie er es oft macht. Ich hab mir ein paar Pfeile genommen, bin ziemlich weit zurückgegangen und habe sie ganz fest geworfen.«
    Theo stöhnte leise auf. Er konnte sich denken, was jetzt folgte. Elliott schluchzte so heftig, dass er nicht weiterreden konnte. Die Lifttür schwang auf, und Theo zog den Jungen hinter sich her. Noah lehnte an der Wand vor den Aufzügen. Als er Elliott und Theo erblickte, winkte er ihnen zu und machte sich sofort auf den Weg, um die Eltern zu holen.
    »John Patrick ist von dem Ast gesprungen, gerade als ich einen Pfeil warf«, wimmerte Elliott. »Ich habe seine Brust getroffen … vielleicht sogar sein Herz! Ich weiß es nicht genau. Auf jeden Fall hat er nicht geweint. Er hat mich nur erschrocken angeguckt. Ich hab geschrien und bin sofort zu ihm gerannt. Er hat versucht, den Pfeil herauszuziehen, aber es ging nicht. John Patrick hielt plötzlich nur das fedrige Ende in der Hand … und dann machte er die Augen zu und fiel einfach um. Ich dachte schon, er ist tot. Daddy hat auch gesehen, was passiert ist. Er war gerade nach Hause gekommen. John Patrick wird sterben, oder?«
    Theo wusste nicht, womit er den Jungen trösten konnte. Er räusperte sich, dann sagte er entschieden: »Komm, wir suchen jetzt deine Mutter.«
    An der Wand hingen zahlreiche Schilder. Die Operationssäle befanden sich links am Ende des Flurs. Noah war nach rechts gelaufen, also folgte Theo ihm mit Elliott im Schlepptau. In dem Augenblick kam Noah aus einer offenen Tür und trat eilig beiseite, um Cherry und Daryl vorbeizulassen.
    Sobald Elliott seine Mutter sah, löste er sich von Theo und lief auf sie zu. Sie nahm ihn fest in die Arme.
    »Ich habe von John Patricks Unfall gehört – es tut mir sehr Leid«, sagte Theo zu Daryl.
    Der Vater sah aus, als wäre er seit ihrem letzten Zusammentreffen um zehn Jahre gealtert. »Danke.«
    »Er ist noch so klein«, sagte Cherry weinend.
    »Aber er ist kräftig«, versicherte Daryl ihr. »Er wird es schaffen.«
    »Wie lange ist er denn schon im OP?«, wollte Theo wissen.
    »Etwa eine halbe Stunde«, antwortete Daryl.
    »Haben Sie schon etwas gehört?«
    Elliot hatte sich aus der Umarmung seiner Mutter befreit. Er stand jetzt neben ihr und hielt ihre Hand. Cherry wirkte wie betäubt.
    Daryl berichtete: »Dr. Mike hat vor ein paar Minuten eine Schwester zu uns rausgeschickt und ausrichten lassen, dass alles gut verläuft. Hast du das gehört, Elliott?«, wandte er sich an seinen Sohn. »Dr. Mike meint, John Patrick hätte einen Schutzengel gehabt – der Pfeil hat die Arterie nicht getroffen. Die Schwester sagte, die Operation würde noch ungefähr eine Stunde dauern.«
    »Vielleicht müssen sie ihm eine Transfusion geben«, fügte Cherry hinzu.
    »Deshalb wollten wir gerade hinunter ins Labor gehen und Blut spenden«, sagte Daryl, »für den Fall, dass John Patrick es braucht.«
    »Dein Blut nehmen sie bestimmt nicht, Daryl«, wandte Cherry ein. »Du bist erst vor kurzem selbst operiert worden.«
    »Ich werde trotzdem fragen.«
    »Ich will auch Blut spenden«, sagte Elliott. Er trat

Weitere Kostenlose Bücher