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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dauern?«
    »Vergiß es! Hier, bring lieber dieses Zeug für mich zum Müllkarren runter.« Er gehorchte, während ich es genoß, ihn rumzukommandieren. »Was deine Ermittlung braucht, ist Hirnschmalz; mit meinem Kopf ist alles in Ordnung.«
    Er verzog skeptisch das Gesicht, als hätte er so seine Zweifel, also knuffte ich ihn mit dem intakten Arm kräftig in die Seite, um ihm zu zeigen, daß ich durchaus noch handlungsfähig war; dann machte ich ein paar Witze darüber, wie er Nonnius hereingelegt hatte. Er lächelte nur auf seine aufreizende Art.
    »Ist Silvia wieder zu Hause?« rief Helena uns nach.
    »Aber ja.«
    Ihre Frage schien ihn zu überraschen. Ich konnte mir gut vorstellen, wie er sich rausgeredet und Silvia von seiner Unschuld überzeugt hatte. Petronius hatte jahrelange Übung darin, seine wütende Frau zu besänftigen.
    Als er für die nächste Ladung raufkam, wechselte Petro das Thema. »Hat sich Porcius bei der Prügelei bewährt?«
    »Hervorragend. Hat was auf dem Kasten, würde ich sagen.«
    »Noch ein bißchen unerfahren.« Petro sagte selten etwas Gutes über seine Männer, bevor er sie nicht durch und durch getestet hatte. Obwohl er Positives über den Jungen hören wollte, lag Zweifel in seiner Stimme.
    »Er schien von der Gerissenheit seines Vorgesetzten beeindruckt!«
    Wieder tat Petronius so, als wüßte er nicht, was ich meinte. Er sah sich in der Wohnung um, die jetzt fast leergeräumt war. »Die hier ist besser als deine andere Bruchbude, Falco, aber sie ist furchtbar verdreckt. Helena kann hier nicht leben.«
    »Sie muß nur ordentlich geschrubbt werden«, meinte Helena loyal.
    Ich versetzte Petro einen Rippenstoß. »Als Freund könntest du doch anbieten, daß deine Patrouille beim Wasserraufholen hilft.«
    Petro lachte spöttisch und laut. »Wenn du willst, daß dir die verdammten Feuerwehrleute einen Gefallen tun, mußt du sie schon selbst fragen!«
    Er hatte die Sachen gefunden, die ich vor Smaractus’ Arbeitern gerettet hatte, und machte sich begeistert darüber her. Sofort begann er, Nägel und brauchbare Holzstücke auszusortieren. Bei allem, was man für Zimmermannsarbeiten verwenden konnte, war er ein schlimmerer Aasgeier als ich.
    »Nimm ruhig alles, was du brauchst!« schnaubte ich und schnappte mir rasch eine Metallzange, bevor er die auch noch abschleppte.
    »Danke, Falco!«
    »Petro, hat Porcius dir von Marcus’ verschwundener Nichte erzählt?« unterbrach Helena unser Herumgewühle auf dem Boden. »Wir müssen damit rechnen, daß sie entführt worden ist. Stimmt es, daß so was öfter passiert?«
    »Wir hatten eine Reihe von Fällen. Ich war der Meinung, da müsse was dran sein, weil sie alle aus reichen Familien stammten.« Petro grinste. »Bei allem Respekt vor dem Didius-Clan, dieser Fall kann nichts damit zu tun haben!«
    »Papa hat Kohle«, bemerkte ich knapp.
    »Dein Vater ist nicht gerade für seine Loyalität der Familie gegenüber bekannt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es einem Erpresser gelingt, Geminus auszunehmen. Sag doch selbst. Glaubst du, er würde für eines der Monster deiner Schwestern Lösegeld ausspucken?«
    »Vielleicht.« Oder vielleicht auch nicht.
    »Die meisten der anderen abhandengekommenen Gören waren niedliche kleine Geschöpfe. Um die zurückzukriegen, hätten alle Eltern sofort bezahlt. Dazu kam noch eines, das aus einer sehr vornehmen Familie stammt, und von dem es später hieß, das Kindermädchen hätte es nur zu einer Freundin mitgenommen.«
    »Glaubst du das?«
    »Nein.«
    »Hat man dir gestattet, das Kindermädchen zu verhören?«
    »Natürlich nicht. Wir hätten ja was herausbekommen können!«
    »Und jedes dieser Kinder ist wieder aufgetaucht?«
    »Sieht so aus.«
    »Irgendwelche Spuren, die wir verfolgen könnten?«
    »Nur, daß sich alle Fälle südlich vom Circus ereigneten. Ich hab das überprüft, aber bei keiner der anderen Kohorten ist was Ähnliches vorgekommen. Deshalb habe ich die Theorie entwickelt, daß jemand, der normalerweise auf dem Aventin herumhängt und dort nicht weiter auffällt, der Entführer sein könnte. Die Eltern verweigerten mir die Zusammenarbeit, also konnte ich nichts weiter machen, als die Sache auf sich beruhen zu lassen. Ich hab so schon genug zu tun.«
    Nachdenklich murmelte Helena: »Wärst du bereit, mir die Namen der Eltern zu geben?«
    »Du hast doch nicht vor, zu ihnen zu gehen!« Petro wartete auf eine Bestätigung, bekam aber keine. »Wirst du das erlauben, Falco?« Seine Haltung

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