Gnadenlos (Sara Cooper)
begriff aber nur langsam, was Sara da sagte.
„Du meinst, es geht um organisiertes Verbrechen?“
„Gut möglich. Tom trifft sich gerade mit dem Kerl. Ich hoffe, danach sind wir schlauer.“
„Hör zu, Sara. Es kann gut sein, dass es hier gar nicht um Mia geht, sondern um Claire.“ Cruz berichtete über die neuen Erkenntnisse.
Kapitel 35
Point Loma, San Diego
Dana las in einer esoterischen Zeitschrift, während Matt mit seinem Laptop auf dem Schoß Mails bearbeitete. „Also, ich würde die Familie von dieser Claire mal ordentlich unter die Lupe nehmen. Das sieht doch ein Blinder, dass mit denen was nicht stimmt.“
Matt blickte zu ihr auf. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“
„Karma!“, antwortete sie.
Matt lachte auf. „Karma hilft uns hier sicher auch nicht weiter.“
„Na, deins bestimmt nicht“, versetzte Dana.
Matt hörte auf zu tippen und faltete seine Hände, als ob er beten wollte. „Misch dich einfach nicht in Sachen ein, die dich nichts angehen“, gab er kurz zurück. Er bereute schon jetzt, dass er sie über die wenigen Einzelheiten, die er kannte, informiert hatte.
Seine Schwiegermutter legte die Zeitung beiseite und richtete sich im Sofa auf. „Aber mal ehrlich, Matt. Drogenabhängiger Sohn. Toter Vater. Reicher Stiefvater. Diese Familie riecht doch nach Komplott!“
Matt seufzte. „Sag mal, was macht eigentlich Edward?“ Er wollte das Thema wechseln. Edward war Danas zweiter Ehemann. Er lebte mit ihr zusammen in Miami. Saras Vater, Max Webber, war vor vielen Jahren an einem Herzinfarkt gestorben.
„Eddie ist in Papua Neuguinea, er besucht dort einen Kurs, Im Einklang mit meinem Körper !“
Matt schnaubte. Er wollte gar nicht wissen, worum es sich dabei genau handelte. „Und warum hast du deinen Eddie nicht dorthin begleitet?“
Jetzt schnaubte Dana. „Freiraum, mein Lieber. Das ist das A und O in einer guten Ehe.“
Matt schaute auf. „Das ist das Zauberwort: Freiraum. Gilt das auch in einer Beziehung zwischen Schwiegersohn und Schwiegermutter?“, fragte er bissig.
Sie stand auf. „Ich bitte dich, das ist etwas völlig anderes.“
„Hab ich mir gedacht“, gab er trocken zurück.
Dana sah ihn streng an. „Du hast dich kein Stück entwickelt. Ich geh auf mein Zimmer, wollte eh noch eine Yogasession machen. Also gute Nacht.“ An der Treppe drehte sie sich nochmal zu ihm um. „Und dir ist schon bewusst, dass du das Ding besser von deinem Schoß nimmst?!“ Sie deutete auf den Laptop.
„Ach, und warum? Sterbe ich sonst?“ Er war genervt.
„Das nicht, aber Studien haben ergeben, dass Hitze bei Männern zu Unfruchtbarkeit führen kann. Aber wem erzähl ich das?“ Sie verschwand in Richtung Gästezimmer.
Matt verdrehte die Augen. Was war das wieder für ein Spruch? Er blieb kurz sitzen, richtete sich dann aber abrupt auf und verlegte seinen Arbeitsplatz an den Esstisch. Wozu ein Risiko eingehen? Es könnte ja doch etwas an Danas Worten dran sein.
Kapitel 36
Downtown, San Diego
Es war eigentlich schon zu spät für einen Krankenhausbesuch, aber Lilly konnte nicht bis morgen warten. Sie öffnete die Tür, blieb im Türrahmen stehen und betrachtete die schlafende Frau. Claires Mutter war blass und um ihren Knöchel lag ein dicker Verband, auch ihre Hände waren verbunden. Die dunklen Haare hingen an ihr herunter. Lilly atmete tief ein und ging langsam auf sie zu. Als hätte Lydia die näher kommenden Schritte bemerkt, öffnete sie die Augen. „Guten Tag, Lydia“, sagte Lilly. „Wie geht es Ihnen?“
Die Frau nickte wortlos und versuchte zu lächeln. „Mir geht es gut. Ich mache mir Sorgen um Geoffrey. Gibt es Neuigkeiten?“
Lilly zog sich einen Stuhl heran. „Er ist immer noch bewusstlos. Aber er scheint außer Lebensgefahr“, beruhigte sie die Frau. „Er wird wieder gesund.“
Lydia atmete tief ein. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Wie konnte er das nur tun?“, flüsterte sie.
„Wie meinen Sie das?“
Lydias Blick ging zum Fenster. Sie verstummte. Nur ihr Brustkorb bewegte sich. Innerhalb einer Sekunde hatte sich ein Schatten über ihr Gesicht gelegt, in ihrem Blick war nur noch tiefe Trauer und Verwundbarkeit.
„Lydia?“, versuchte es Lilly noch einmal und berührte die Frau sachte am Arm.
Claires Mutter sprach weiter, ohne die Polizistin anzuschauen. „Geoffrey muss den Täter gekannt haben, es standen zwei Gläser auf dem Tisch und nachts würde er niemals einfach einem Fremden aufmachen. Und wer kommt da in Frage? Nur mein
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