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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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glauben, dass sie sich all die Jahre etwas vorgemacht hatte.
    Es hatte keinen Zweck, darüber nachzugrübeln. Sie konnte nichts anderes tun, als sie bisher getan hatte. Schließlich war sie nicht  –
    Charlie wieherte erneut. Und als sie sich umdrehte, stand er an der Stelle, an der sie eben gestanden hatte, und schaute ihr nach.
    Wenn du mich verstehst, sei gut zu Frankie. Hilf ihr.
    Sie lief zurück zum Zelt und eilte an dem Wachmann vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    Frankie schlief noch.
    Wie schön sie war. Sie durfte sie erst wecken, wenn es unbedingt nötig war, und das würde bald genug sein.
    Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr: 3 Uhr 45. Es war so weit.
    Grace nahm das Päckchen aus ihrer Tasche und schöpfte mit einem Becher etwas Wasser aus dem Eimer neben dem Bett.
    Nicht darüber nachdenken.
    Sie schluckte das Pulver und spülte es mit dem Wasser hinunter, dann zerriss sie die Verpackung in winzige Stücke, die sie ganz unten in ihrem Rucksack verstaute. Jetzt musste sie schnell handeln, denn sie wusste nicht, wie bald die Wirkung des Mittels einsetzen würde. Sie stellte den Becher neben den Eimer, legte sich ins Bett und zog sich die Decke bis unters Kinn. Mehr konnte sie nicht tun. Sie hatte die Situation vorbereitet, indem sie dem Wachmann gegenüber beiläufig bemerkt hatte, dass sie sich unwohl fühlte. Sie hatte das Mittel zum richtigen Zeitpunkt eingenommen. Wenn das Zeug sie zwölf Stunden lang außer Gefecht setzen würde, wie Kilmer gesagt hatte, würde sie erst wieder am späten Abend einsatzfähig sein.
    Sie empfand keinerlei Übelkeit. Womöglich hatte Kilmer ihr das falsche Mittel Vertrau ihm, hatte sie zu Frankie gesagt. Sie lächelte wehmütig. Wie absurd, ihm zu vertrauen, dass er ihr ein Mittel gegeben hatte, das sie  –
    Sie hielt sich den Bauch vor Schmerzen.
    Ihr Magen verkrampfte sich so sehr, dass sie nach Luft schnappte.
    Im letzten Moment schaffte sie es bis zum Eimer, dann übergab sie sich.
     
    »Sie sehen ja fürchterlich aus.« Marvot betrachtete sie stirnrunzelnd. »Der Wachmann sagt, Sie übergeben sich seit einer Stunde. Was ist los mit Ihnen?«
    »Woher soll ich das wissen?« Grace schloss die Augen, als die Übelkeit sie erneut überkam. »Haben Sie mich etwa vergiftet?«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, entgegnete er knapp. »Ich brauche Sie.«
    »Verstehe. Dann ist es vielleicht eine Lebensmittelvergiftung oder die Grippe oder … vielleicht hat mich irgendein Insekt gestochen. Keine Ahnung. Suchen Sie’s sich aus.« Sie wankte zum Eimer. »Ich bin beschäftigt.«
    Sie würgte, aber ihr Magen war leer. Großer Gott, war ihr schlecht. »Es geht mir schon ein bisschen besser als vor einer Stunde. Vielleicht ist das Schlimmste ja ausgestanden.«
    »Sie sehen grauenhaft aus.« Marvot verzog angewidert das Gesicht. »Und hier stinkt’s.« Er ging zum Zeltausgang. »Das gefällt mir alles ganz und gar nicht.«
    »Mir auch nicht.« Grace fror und zitterte. Himmelherrgott, Kilmer, du hast es wohl ein bisschen zu gut gemeint. Aber das musste wohl so sein, sonst wäre es nicht so überzeugend. »Können Sie mir einen Arzt besorgen?«
    »Nein, verdammt, ich will keine Einmischung von außen. Ihre Übelkeit fällt nicht unter die Genfer Konvention.« Er schaute Frankie an, die in einer Ecke kauerte. »Vielleicht wird es Ihre Genesung beschleunigen, wenn ich Sie daran erinnere, dass wir ohne Sie keine Verwendung für die Kleine haben.«
    »Lassen Sie mir ein bisschen Zeit.« Sie beugte sich über den Eimer und würgte. »Nur ein paar Stunden …«
    Als sie ihren Kopf hob, war er weg.
    »Ich wusste nicht, dass es so schlimm sein würde, Mom«, flüsterte Frankie. Ihre Augen wirkten riesig in ihrem blassen Gesicht. »Wirst du sterben?«
    »Nein. Ich hab dir doch gesagt …« Sie musste die Augen schließen. »Heute Abend ist es vorbei. Dann geht es mir wieder gut.«
    »Jake hätte dich nicht so krank machen dürfen.«
    »Doch, das musste er.« Es war schwer, Frankie zu widersprechen, während ihr Körper ihr voll und ganz zustimmte. »Und du solltest nicht hier bei mir im Zelt bleiben, du kannst mir sowieso nicht helfen. Los, geh dich um die Pferde kümmern.«
    »Ich will dich nicht allein lassen.«
    »Mach, dass du rauskommst, Frankie. Wenn du da rumsitzt und um mich zitterst, machst du es nur noch schlimmer für mich.«
    Langsam stand Frankie auf. »Darf ich denn bald zurückkommen?«
    »In vier Stunden. Aber nur um dich zu vergewissern, dass ich

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