Gnadenlose Jagd
stinkt ja entsetzlich, da wird mir gleich wieder schlecht.«
»Okay.« Frankie lief aus dem Zelt.
Grace stand mühsam auf, trat an den Zelteingang und betrachtete den Himmel.
Weiße Wolken, strahlendes Blau. Kein Lüftchen regte sich.
Sie setzten alle Karten auf den Sandsturm, der am nächsten Tag kommen sollte, aber bisher deutete noch nichts auf einen Wetterumschwung hin. Tja, wenn der Sturm nicht kam, würden sie etwas anderes unternehmen. Kilmer hatte garantiert einen Ersatzplan. Sie musste einfach auf ihn vertrauen.
Marvot wurde allmählich ungeduldig. Seine Drohung, Frankie etwas anzutun, war ernst zu nehmen.
Also musste Grace eben eingreifen. Sie würde eine Möglichkeit finden, ihn aufzuhalten, bis es einen neuen Plan gab.
Aber sie wünschte, sie könnte wenigstens ein bisschen Wind ausmachen, ein Kräuseln im Sand auf den Dünen, das ihr das Nahen des Sturms anzeigte.
Nichts.
Am nächsten Morgen um 8 Uhr 30 verließen die Pferdetransporter und zwei Wohnwagen die Oase. Eine Stunde später trafen sie in dem Wüstendorf Kartal ein.
Fünf Minuten später ließ Blockman sich von der Düne zu der Senke gleiten, wo Kilmer und Adam warteten. »Sie haben gerade die Wohnwagen verlassen. Frankie ist nicht dabei.«
»Verdammt.« Kilmer wandte sich an Adam. »Wir müssen unsere Leute aufteilen. Wir kümmern uns um Grace, und Donavan soll mit ein paar Männern zur Oase fahren und Frankie da rausholen.«
Adam nickte. »Sie müssen schnell handeln. Ich werde mich erkundigen, wo Marvot die Leute postiert, die Ihre Grace im Auge behalten. Wenn der Sturm einsetzt, sollten wir wissen, wo genau Marvot steckt, damit wir nicht zufällig auf ihn stoßen.«
»Falls der Sturm kommt.«
»Er kommt heute. Hassan sagt, sein Zahn schmerzt. Das ist ein sicheres Zeichen.«
»Großartig.« Kilmer begann, die Düne hochzuklettern. »Hoffen wir, dass er nicht bloß ein Loch im Zahn hat.«
»Verschwinden Sie. Alle.« Grace machte einen Schritt auf Charlie zu. »Sie machen ihn nervös, Marvot.«
»Wir gehen.« Marvot stieg in sein Wohnmobil. »Eigentlich ist er erstaunlich ruhig. Die letzten Male hat er jeden Stallknecht angegriffen, der sich ihm auch nur auf ein paar Meter genähert hat. Ich bin beeindruckt.«
»Das bedeutet noch lange nicht, dass er schnurstracks zu Burtons Versteck traben wird.« Sie legte Charlie eine Hand auf die Mähne. Der Hengst war angespannt, aber er scheute nicht. »Das wahrscheinlich sowieso nicht existiert. Ich könnte mir vorstellen, dass Burton den Motor vernichtet hat, damit er Ihnen nicht in die Hände fallen kann.«
»Der Motor existiert. Burton hatte ein ausgeprägtes Ego. Die Gelegenheit, sich einen weltweit bekannten Namen zu machen, hätte er sich nicht so einfach entgehen lassen. Und das Versteck befindet sich irgendwo hier in der Gegend. Wenn wir nicht gezwungen gewesen wären, den Mistkerl zu töten, hätte er uns über kurz oder lang die genaue Stelle preisgegeben.« Er durchbohrte sie mit seinem Blick. »Sie reiten sofort los, dann kommen wir zurück und schlagen hier unser Basislager auf. Wir erwarten Sie heute Abend. Ich habe das gesamte Gebiet von meinen Leuten durchkämmen lassen – keine Spur von Kilmer. Trotzdem werden wir Sie auf Schritt und Tritt überwachen. Falls Sie einen Fluchtversuch unternehmen, werde ich in die Oase zurückkehren und Ihrer Tochter einen Besuch abstatten.«
»Wir sind hier mitten in der Wüste – wohin sollte ich entkommen, noch dazu mit zwei unbändigen Pferden?« Sie ging zu Hope hinüber. Die Stute wirkte wesentlich ruhiger als Charlie. Seit der Geburt des Fohlens war sie überhaupt viel entspannter. »Da würde ich schon die Hilfe eines Flaschengeistes brauchen.«
Marvot nickte. »Und Kilmer ist kein Magier.« Er fuhr mit seinem Gefolge los.
Grace tätschelte Hopes Hals und ging wieder zu Charlie zurück. »Tja, jetzt sind wir auf uns selbst gestellt, alter Junge.« Sie blickte in die Wüste hinaus und schüttelte den Kopf. Die Dünen waren gigantisch, und die Sonne würde in wenigen Stunden ihre sengenden Strahlen herunterschicken. In der Ferne waren die Ausläufer des Atlasgebirges zu sehen, sie wirkten kühl und einladend im Gegensatz zu der Dürre um sie herum. Grace hatte einmal irgendwo gelesen, dass es in der Sahara eine Düne von der Größe von Rhode Island gab. Wenn sie jetzt diese Dünen betrachtete, glaubte sie es tatsächlich.
Kilmer ist kein Magier.
Keine Spur von Kilmer.
Doch Marvot irrte sich. Sie hatte mit Kilmer
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