Gnadenlose Jagd
konnte. Sie übergab Robert die Zügel. »Frankie kann dir helfen. Bleib bei ihr, bis ich zurückkomme.«
Er nickte und führte das Pferd in den Stall.
Grace schaute zu dem blauen Buick hinüber, der vor der Koppel stand. Niemand war aus dem Wagen ausgestiegen. Sie ließen sie zu sich kommen. Ein psychologischer Schachzug? Falls ja, war es ein schlechtes Zeichen.
Sie durchquerte die Koppel und ging auf den Buick zu. »Nein, verdammt!« Grace öffnete die Wagentür und stieg aus. »Sie müssen von allen guten Geistern verlassen sein, wenn Sie glauben, ich würde es zulassen, dass Sie mich oder Frankie für Ihre Spielchen benutzen.«
»Sie wären in Sicherheit«, sagte Crane. »Wir würden für Ihren Schutz sorgen. Aber wir müssen Marvot aus seiner Höhle locken, und Sie könnten uns dabei helfen.«
»Und Frankie in Gefahr bringen? Nie im Leben. Finden Sie einen Ort für uns, wo wir uns verstecken können, dann wird Marvot uns über kurz oder lang vergessen.«
Crane schüttelte den Kopf. »Leider können wir die Schutzmaßnahmen für Sie nicht länger finanzieren. Immerhin haben wir Ihnen acht Jahre Ruhe ermöglicht.«
»Und mein Vater hat sein Leben für Sie geopfert.«
»Davon weiß ich nichts. Das war vor meiner Zeit. Meine Aufgabe besteht darin, diesen Fall ein für alle Mal abzuschließen, und ich erwarte, dass Sie uns dabei unterstützen.«
»Indem wir die Lockvögel spielen.«
»Oder auch, indem Sie eine aktivere Rolle übernehmen. Soweit ich weiß, sind Sie durchaus in der Lage –«
»Sie können mich mal.«
Crane lief rot an. »Nur damit Sie mich richtig verstehen: Entweder Sie kooperieren, oder Sie sind auf sich allein gestellt. Sie haben sich lange genug auf unsere Kosten ausgeruht. Ich reise heute Abend nach Washington ab. Bis dahin erwarte ich eine Antwort von Ihnen.«
Grace wandte sich an North. »Sie sagen ja gar nichts. Spricht Crane auch in Ihrem Namen?«
Er zuckte die Achseln. »Er ist mein Vorgesetzter, Miss Archer.«
»Das ist Ihre Antwort.« Sie schlug die Wagentür zu. »Verschwinden Sie von der Farm. Das ist meine Antwort.« Sie ging zurück zur Koppel.
»Sie sind ziemlich hart mit ihr umgesprungen«, sagte North. »Grace lässt sich nicht nötigen.«
»Jeder lässt sich nötigen«, entgegnete Crane. »Man muss nur auf die richtigen Knöpfe drücken. Sie tut alles, um ihre Tochter zu beschützen, irgendwann wird sie einlenken. Lassen Sie den Motor an, wir fahren zurück in die Stadt. Sie soll sehen, dass wir uns verziehen. Das wird sie einschüchtern.«
»Darauf würde ich nicht wetten.« North blickte Grace nach, als er den Zündschlüssel umdrehte. Sie sah sich nicht nach ihnen um, und ihre Körpersprache verriet Wut und Entschlossenheit. »Auf mich wirkt sie kein bisschen eingeschüchtert.«
Bürokratischer Scheißkerl.
Crane hatte es zweifellos darauf angelegt, ihr Angst zu machen. Wie konnte er es wagen, Frankies Sicherheit als Druckmittel gegen sie zu verwenden, um seinen Willen durchzusetzen? Am liebsten würde sie ihm den Hals umdrehen. Nein, das wäre zu milde für ihn. Sie würde ihn aufspießen und langsam über einem Feuer –
»Sieht so aus, als wäre es gar nicht gut gelaufen.« Robert stand vor dem Stall. »Crane ist ein ziemliches Arschloch.«
»Am besten, du rufst sie an und sagst ihnen, sie sollen zurückkommen und dich abholen«, erwiderte Grace knapp. »Ich hab ihnen gesagt, sie sollen machen, dass sie von der Farm verschwinden.«
»Ich bin mit meinem eigenen Wagen hier. Ich hatte keine Lust, Crane über den Weg zu laufen.« Seine Mundwinkel zuckten. »Das war ihm nur recht. Er gibt sich nicht gern mit Fußsoldaten wie mir ab.«
»Der Kerl hat keinerlei Skrupel. Er wollte Frankie und mich als Lockvögel benutzen. Ausgerechnet Frankie!«
»Scheiße.« Robert runzelte die Stirn. »Davon hab ich nichts gewusst, Grace, Gott ist mein Zeuge. Eigentlich hätte ich’s mir denken können, als North ihn ins Spiel gebracht hat. Aber North ist kein schlechter Kerl. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich auf so was einlassen –«
»Hat er aber«, fiel sie ihm ins Wort. »Und du bist wahrscheinlich deinen Job los. Sei so gut und verabschiede dich von Frankie, ehe du gehst. Sie hat schon genug zu verkraften, es muss nicht sein, dass du auch noch sang- und klanglos verschwindest.«
»Das würde ich sowieso nicht tun. Und ich würde Crane niemals dabei unterstützen, dich aufs Kreuz zu legen. Das müsstest du eigentlich wissen. Ihr beide seid mir sehr ans
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